Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies
Dörfer und pflanzten sie vor den Toren ihrer Kirchen auf. «
Nun brauste Albertus doch noch auf. » Kein Ritter würde im Namen des Allmächtigen Unschuldige ermorden! «
Corax lachte verbittert. » Ich bin dort gewesen, mein Freund. Ich habe die Heiligen Stätten gesehen und auch die Grausamkeiten, die unsere ehrenwerten Brüder dort verübt haben. Herrgott, eine Zeit lang war ich einer von ihnen! «
Libuse witterte eine Gelegenheit, mehr über diese Jahre im Leben ihres Vaters zu erfahren, aber noch ehe sie eine Frage einwerfen konnte, blieb Aelvin plötzlich stehen.
» Seht! «, rief er aus und zeigte entlang der Römerstraße nach Süden, wo sie eine Biegung machte und hinter einem waldigen Bergbuckel verschwand. Die Stelle war gut hundert Schritt entfernt. Favolas Hand schloss sich noch fester um seine Finger.
Libuse ließ ihren Vater los und zog das Schwert aus der Scheide auf ihrem Rücken.
» Was ist dort? «, fragte Corax alarmiert.
Mehrere Gestalten hoben sich vor dem gescheckten Weiß der Wälder ab. Schweigend blickten sie den Wanderern entgegen.
IM DORF DER BESTRAFTEN
» S i nd das Räuber? «, fragte Favola. Libuse runzelte die Stirn. » Nur sechs. «
» Nur sechs? « Aelvin berührte unter seinem Mantel den Schwertgriff, um sich Mut zu machen. Unwillkürlich begann sein Hals zu jucken. » Für uns dürften das sechs zu viel sein. «
Corax schüttelte Libuses Hand ab. Wie sie trug er sein Schwert auf dem Rücken, und als er es zog, wirkte die Bewegung eine Spur zu unbeholfen, um irgendwen narren zu können. Im Kampf würde er ihnen keine Hilfe sein. Seine Kiefer mahlten verbittert.
» Wartet! « Albertus schob Libuse, die sich an die Spitze der Gruppe begeben hatte, sachte beiseite. » Das sind keine Räuber. Das sind Frauen. «
Vier der Gestalten standen noch immer dort, wo sie aufgetaucht waren, aber zwei hatten sich in Bewegung gesetzt und kamen mit zügigen Schritten auf sie zu. Aelvin verengte die Augen, um die Gesichter besser erkennen zu können.
» Es könnten trotzdem Räuber sein «, gab Libuse zu bedenken, ohne die Klinge zu senken.
Albertus hob zweifelnd eine Braue, sah dann aber die Entschlossenheit in Libuses Blick und schwieg. Aelvin dachte, dass sie Recht hatte – obgleich er noch nie von Räuberinnen gehört hatte, war Libuse der beste Beweis dafür, dass sich auch Frauen auf den Umgang mit Waffen verstanden.
Eine der beiden Vermummten rief etwas in einer Sprache, die Aelvin nicht verstand. Die sonderbaren Worte hallten von den steilen Waldhängen wider.
» Was sagt sie? «, fragte er.
Der Magister zuckte die Achseln, doch nun ergriff Corax das Wort. » Sie will wissen, wohin wir gehen. «
Libuse fuhr herum. » Du verstehst sie? «
» Ich habe vor den Toren Jerusalems an der Seite von serbischen Rittern gekämpft. «
» Dann antworte ihnen «, sagte Albertus. » Sag ihnen, wir sind Pilger auf dem Weg zu den Heiligen Stätten. «
Corax rief stockend einige Sätze zu den beiden Frauen hinüber, die jetzt bis auf zwanzig Schritt herangekommen waren. Beide trugen Fellmützen, Schals und dicke Wollkleider. Sie sahen aus wie Bäuerinnen mit grauen, ausgezehrten Gesichtern. Wieder musste Aelvin an die Eifel denken, an die Bewohner der einsamen Gehöfte, die im Winter oft auf die Gaben der Klosterbrüder angewiesen waren.
» Ich habe ihnen gesagt, dass Albertus ein großer Mann der Kirche ist «, sagte Corax. » Die Menschen hier sind sehr gläubig. «
» Wahrscheinlich räuchern sie ihre Schädelsammlung in Weihrauch «, bemerkte Libuse, doch niemand ging darauf ein.
Eine der Frauen antwortete, und Corax übersetzte: » Sie fragen, ob wir unterwegs auf Spuren eines Kampfes gestoßen sind. Außerdem meinen sie, wir hätten großes Glück gehabt, dass wir keinem von – Augenblick. « Er rief etwas zu den Frauen hinüber, bekam Antwort und fuhr fort: » Offenbar gibt es hier einen Räuberhauptmann, vor dem man sich ganz besonders in Acht nehmen sollte. Sie nennen ihn Klinge oder Sichel … ich bin nicht sicher, ob ich das richtig übersetze. Jedenfalls sagen sie, wir hätten großes Glück, dass wir keinem von seinen Männern begegnet sind. «
» Die Blutspuren «, murmelte Aelvin. » Das müssen sie gewesen sein. Vielleicht hatten sie erst kurz zuvor andere Reisende überfallen und waren gerade dabei, ihre Beute in ihren Unterschlupf zu bringen. «
Favola schüttelte sich, und auch Aelvin lief es kalt über den Rücken.
Wieder sagte die Frau etwas zu Corax. Aelvin
Weitere Kostenlose Bücher