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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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richteten sich die Blicke aller Männer auf sie. Mancher mochte sich wundern, was so Wertvolles in ihrem Bündel steckte, dass sie es so fest an ihr Herz presste.
    » Es geht nicht allein um die Bauern «, sagte der bärtige Ritter. » In diesen Bergen liegen die größten Silberminen unseres Königreichs. Pilger und Händler sind nur kleine Fische für Sichel und seine Männer – vor allem geht es ihm um die Silbertransporte. Die Zahl seiner Überfälle ist von Jahr zu Jahr gestiegen, und nun bleibt dem König keine andere Wahl, als einzugreifen. «
    » Wie konnten wir auch annehmen «, bemerkte Libuse spitz , » dass dem König das Leben einfacher Bauern wichtiger sein könnte als das Silber auf seiner Tafel. «
    Der Blick des Bärtigen verfinsterte sich, doch Dragutin lief rot an wie ein kleiner Junge. » Meine Dame, natürlich zählt das Leben jedes Einzelnen! König Stefan ist ein guter und weiser Herrscher, dessen seid versichert, und er würde nie – «
    » Genug davon «, rief der Ritter an der Spitze. » Wir wollen nun Abschied nehmen und uns eilen. Dragutin, dir sei das Leben dieser Pilger anvertraut. Begleite sie bis Nisch, und kehre so schnell wie möglich zu uns zurück. «
    Der junge Ritter verbeugte sich. » Das will ich tun. « Er trat ans Pferd seines Bruders, und die beiden nahmen Abschied voneinander. Sava ließ sein Visier zuklappen. Nach weiteren Lebewohls und guten Wünschen galoppierten die Ritter mit ihren Knechten davon. Nur Dragutin und vier seiner Vasallen blieben bei den Gefährten zurück.
    Libuse beugte sich an Aelvins Ohr. » Ein stattlicher Kerl, findest du nicht? «
    Verwundert blickte er von ihr zu Dragutin, dem gerade zurück aufs Pferd geholfen wurde. » Nun ja … «, begann er, ehe ihm Libuses verschmitztes Grinsen auffiel.
    Machte sie sich über ihn lustig?
    Himmel, wollte sie ihn gar eifersüchtig machen?
    Doch ehe er antworten konnte, war Favola neben ihm und streifte mit ihrem Handschuh den seinen. » Ich … ähm … «, war alles, was er da noch hervorbrachte.
    Libuse ließ ihn stehen und trat vor Dragutin. » Ein feines Pferd habt Ihr, Herr Ritter. Sagt, wie viel Silber ist es wohl wert? «
    Dragutin blickte ebenso verwirrt wie Aelvin, doch ehe Libuse noch fortfahren konnte, stand Corax neben ihr. » Lass gut sein, Tochter. Wir müssen weiterziehen. «
    *
    Stundenlang marschierten sie gen Süden. Die Pferde der Ritter und ihrer Knechte hatten den Schnee auf der Straße niedergetrampelt, sodass die Wanderung um einiges leichter fiel als zuvor. Trotzdem waren zwei von Dragutins Begleitern abgestiegen und hatten darauf bestanden, die beiden Mädchen in ihre Sättel zu heben und die Pferde an den Zügeln zu führen. Libuse nahm unter der Bedingung an, dass für ihren Vater ein drittes Pferd freigemacht wurde, und obgleich Corax sich sträubte, geschah es so, wie seine Tochter es wollte. Aelvin wünschte insgeheim für sich dasselbe, doch machte keiner Anstalten, auch ihm einen Platz auf einem Ross anzubieten. Missmutig trottete er neben den anderen her, die beiden bepackten Maultiere im Schlepptau. Seine Füße taten ihm dabei gleich noch weher als zuvor, vielleicht weil die Aussicht, sie ein wenig zu schonen, so nah und doch so unerreichbar war.
    Dragutin hatte Albertus sein Pferd angeboten, doch der Magister bestand darauf, weiterhin zu Fuß zu gehen. So sei es für einen Dominikaner Gesetz, erklärte er. Aelvin zog verstohlen eine Grimasse, weil er an all die anderen Dominikanergesetze dachte, die Albertus während ihrer Reise bereits gebrochen hatte.
    So führten Albertus und Dragutin sie an, der Ritter in all seinem Eisen zu Pferd, der Magister neben ihm am Boden. Der serbische Edelmann stellte zahllose Fragen und tat sein Möglichstes, Albertus in eine theologische Diskussion zu verwickeln – es war keine Prahlerei gewesen, als er behauptet hatte, er habe die Schriften des Magisters studiert.
    Gegen Abend sahen sie in der Ferne zerklüftete Felsen zu beiden Seiten des Flusses, und Dragutin erklärte, die Straße führe dort über schmale Galerien, die die Römer einst in die Felswände geschlagen hatten. Hoch über dem Fluss verliefen sie, sagte er, und aufgrund des Eises würden sie Acht geben müssen, wohin sie ihre Füße setzten. Allerdings sei dies eine Aufgabe, der man sich besser bei Tageslicht stelle, daher schlage er vor, die Nacht am Fuß der Felsen zu verbringen und am Morgen erholt und ausgeschlafen die Reise fortzusetzen.
    Als Aelvin lange vor

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