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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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auf, zog die Jacke aus und sah sich um.
    „Hinter dem Vorhang“, sagte Maarten. „Leg sie einfach über die Fahrräder.“
    Er legte sie hinter den Vorhang und kam wieder zum Sessel zurück.
    „Was machst du jetzt?“, fragte Maarten. Er hatte sich auf die Couch gesetzt und begann, eine Pfeife zu stopfen.
    „Ich bin wieder Lehrer geworden“, sagte Frans. „So muss es doch auch sein, nicht wahr?“ – Er wurde rot. „Weil man nicht flüchten darf.“
    Maarten lächelte. „Ja, so muss es sein. Wo?“
    „In Nieuwe Tonge.“
    „In Nieuwe Tonge!“, sagte Maarten überrascht.
    „Ja“, sagte Frans verwirrt. „Ich dachte … ich hatte gehofft, dass ich da keine Disziplinprobleme bekommen würde.“
    „Aber die hast du schon.“
    Frans nickte. „Es ist ein Chaos. War es bei dir kein Chaos?“
    „Es waren keine kleinen Kinder, das war also viel einfacher. Was meinst du damit, ein Chaos?“
    „Hinterhergejohle auf der Straße, Erdklumpen durch die Fensterschmeißen, schreien und durch die Klasse laufen. Na ja, ein Chaos eben.“
    „Und was machst du dann?“
    „Rufen, dass sie ihren Mund halten sollen. Oder ich schweige oder schreie, eigentlich alles, nur nicht schlagen. Dabei sagen sie selbst, dass ich draufhauen soll, aber wenn ich das mache, habe ich Angst, dass ich mal einen totschlage, das lass ich also lieber bleiben.“
    „Ich glaube, das würde ich auch machen.“
    „Oh, du also auch“, sagte Frans, halbwegs beruhigt.
    „Ich werde schon beim Gedanken an solche Kinder wütend.“
    „Oh, zum Glück.“
    Nicolien kam mit dem Kaffee aus der Küche zurück.
    „Frans ist Lehrer in Nieuwe Tonge geworden“, berichtete Maarten.
    „Ja?“, fragte sie. „Findest du das nicht schrecklich?“
    „Ja, eigentlich schon.“
    „Es ist ein Chaos bei ihm in der Klasse“, erläuterte Maarten.
    „Der Rektor schlägt aber wohl drauf“, erzählte Frans. „Der wälzt sich manchmal im Kampf mit so einem Bauernjungen über den Flur. Na, damit fange ich besser nicht an.“
    „Sie sind wie Tiere“, fand Maarten. „Nur im Achtzigjährigen Krieg, da hätten wir sie brauchen können, aber na ja, das ist lange her.“
    „Vielleicht werden sie später etwas netter“, sagte Frans, „wenn sie selbst Bauern sind.“
    „O ja“, sagte Maarten, „später, aber davon hast
du
nichts.“
    „Nein“, gab Frans zu.
    Sie tranken ihren Kaffee und aßen eine gefüllte Dattel dazu.
    „Lecker“, sagte Maarten noch einmal. „Sind die aus Nieuwe Tonge?“
    „Nein, die sind von hier. In Nieuwe Tonge gibt es nur alt gewordene Erdnüsse.“
    „Zum Schnaps.“
    „Ja, sie saufen, was das Zeug hält. Vor allem samstagabends.“
    „Und dann werden sie aggressiv.“
    Frans nickte. „Dann lässt man sich besser nicht auf der Straße sehen.“
    „Darum bist du hier.“
    Frans lachte und wurde rot. „Ich war schon vorher an der Tür.“
    „Aber gibt es denn nichts, was dir gefällt?“, fragte Maarten nach einer Weile.
    Frans dachte nach. „Ich sitze abends immer in der Schule, denn, na ja, in meinem Wohnheim ist es furchtbar.“ Frans erschrak. „Es sind sehr nette Leute, das schon, aber es ist zum Verrücktwerden, deshalb sitze ich abends lieber in der Schule, und wenn ich dann nach Hause gehe, nach zwölf, ist niemand auf der Straße, alle schlafen, nur das Licht der Laternen und das Geräusch von Kies unter meinen Füßen, das ist toll. Als ob ich allmächtig wäre.“ Er blickte unsicher von Maarten zu Nicolien und wieder zu Maarten. „Könnt ihr euch das vorstellen?“
    „Ja“, sagte Maarten nachdenklich. „So war es im Krieg.“
    In der Stille hörten sie draußen auf der Straße Leute kommen. Unwillkürlich sahen sie alle drei zum Fenster. In der Dämmerung gingen ein Mann und eine Frau vorbei. Im Zimmer war es dunkel geworden, bis auf das Licht der Kerze, die Nicolien auf den Tisch gestellt hatte.
    „Stört euch das nicht, so nahe an der Straße?“, fragte Frans schüchtern. Er sah schnell van Maarten zu Nicolien.
    „Sie sehen uns nicht“, sagte Maarten.
    Nicolien stand auf. Sie machte die Lampe an und zog die Vorhänge zu. „Mich stört es schon, gesehen zu werden“, sagte sie.
    „Mich auch“, sagte Frans dankbar.
    „Nicolien traut sich nicht mal, die Fenster von außen zu putzen“, erzählte Maarten, „das mache ich. Und manchmal traut sie sich fast nicht vor die Tür.“
    Nicolien lachte.
    „Ich auch nicht.“
    Maarten schüttelte den Kopf. „Damit habe ich keine Probleme.“
    „Je mehr man

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