Das Büro
gesehen wird, um so besser“, folgerte Frans. „Oh, sorry“, entschuldigte er sich und wurde rot, „so war das nicht gemeint.“
„Nein, aber du hast Recht“, sagte Maarten. „Als ich noch ein Junge war, stellte ich mich mit meinem Hockeyschläger in die Tür der Straßenbahn.“ Er sah Nicolien provozierend an.
„Schrecklich“, sagte Nicolien. „Ich glaube, ich würde im Boden versinken.“
Frans lachte verlegen.
„Und ich finde es auch überhaupt nicht nett“, fügte sie hinzu.
„Vielleicht bin ich auch nicht nett.“ Die Bemerkung war für sie bestimmt gewesen. Er wusste, dass sie es nicht gut fand, dennoch ärgerte ihn ihre Reaktion jedesmal aufs Neue.
Frans schien es nicht zu bemerken. Er sah von einem zum anderen. „Hört ihr eigentlich manchmal Stimmen?“, fragte er unsicher. Er sah Maarten an.
Nicolien schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie verlegen. „Ich glaube nicht.“
Maarten dachte nach. „Was für Stimmen?“
„Dass man gerufen wird, zum Beispiel.“
„Ja, wenn ich sehr müde bin.“
„Meinst du, dass es daran liegt?“
„Ich glaube, dass man dann den Kram nicht mehr ganz unter Kontrolle hat. Schläfst du schlecht?“
Frans reagierte scheu. „Bei fremden Leuten kann ich eigentlich nicht schlafen. Mit diesen dünnen Wänden sind sie ständig bei dir im Zimmer.“
„So geht es mir im Büro. Seit ich im Büro bin, schlafe ich schlecht.“
Sie schwiegen.
„Ist Wiegel noch da?“, fragte Frans.
„Warum sollte Wiegel nicht da sein?“
Frans erschrak. „Weil er, als ich wegging, sagte, dass ich völlig Recht hätte und dass er auch nicht mehr lange bleiben würde – aber vielleicht hätte ich das nicht erzählen dürfen?“
Es überraschte Maarten.
„Ich habe noch überlegt, sein Nachfolger zu werden.“
„Das hört sich für mich nach Geschwätz an“, sagte Maarten.
„Ja, für mich eigentlich auch. Vielleicht wollte er nur etwas Nettes sagen?“
„Ich finde es nicht so nett.“
„Ich finde ihn auch nicht nett“, gestand Frans. „Dieser Hintern,echt der Hintern eines Strebers, eines kleinen Jungen, der schon früh laufen kann und selbst Bescheid sagen kommt, dass er in die Hose gemacht hat. ‚Koertje nie wieder machen. Koertje Staatsexamen gemacht und Bärtchen tragen.‘“ Er lachte verlegen, weil Maarten zu lachen begann.
„Erkennst du die Streber
daran
?“, fragte Maarten.
„Ja, oder sollte man das nicht?“, fragte Frans erschrocken.
„Doch“, beruhigte ihn Maarten. „Willst du einen Schnaps?“
Er holte den Genever und kam mit der Flasche und drei Gläsern zurück. „Ich habe jetzt einen Schlüssel“, erzählte er. „Diese Woche kam ich zufällig zur gleichen Zeit wie van Ieperen bei der Eingangstür an, ich hole den Schlüssel aus der Tasche, um hineinzugehen, und er läuft geradeaus weiter in die Gasse, als gäbe es keinen Schlüssel. Verstehst du das?“
„Vielleicht ist es Groll, weil er keinen Schlüssel hat. Er ist natürlich schon viel länger da. Ja, ich rede so daher, weißt du.“
„Das habe ich später auch gedacht. Übrigens kein besonders netter Mann.“
„Ich denke, dass er einfach verrückt ist.“
„Ja, er ist verrückt“, bestätigte Maarten, „aber auf eine ganz unangenehme Weise.“ Er schenkte die Gläser voll. Nicolien stand auf, um den Käse zu holen. „Wiegel!“, sagte er nachdenklich, nachdem er einen Schluck genommen hatte, „van Ieperen!“, er stellte das Glas langsam zurück, „und Fräulein Haan nicht zu vergessen! Balk! Meierink! Slofstra!“ – er lachte und sah Frans an. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Frans lachte mit.
Es entstand eine neuerliche Stille, in der sie alle drei etwas tranken und Käse aßen.
„Beim letzten Mal lag hier der
Brief an den Vater
von Kafka auf dem Tisch“, sagte Frans verlegen. Er erschrak über seine Bemerkung. „Oder hätte ich das nicht sehen dürfen?“
„Natürlich durftest du das sehen. Dafür lag es doch da?“, fügte er etwas bösartig hinzu. „Ich hatte es doch extra hingelegt.“
„Ja, natürlich. Aber es könnte vielleicht ein Problem von dir sein?“In der Eile des Parierens verschluckte er beinahe die Worte, doch er fasste sich wieder. „Ich wollte fragen, ob ich es mir mal ausleihen könnte.“
„
Ist
es mein Problem?“, fragte Maarten Nicolien.
„Natürlich ist es dein Problem“, sagte sie. „Dein Vater ist doch auch so autoritär.“
„
So
autoritär nicht.“
„Dein Vater ist schrecklich
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