Das Büro
dem neunzehnten Jahrhundert über den Kludde, einen Wassergeist aus dem belgischen Volksglauben, beschäftigt gewesen war. Er blätterte ein wenig, spannte eine neue Karteikarte in die Maschine, bedachte, dass es stören würde, und setzte mit dem Bleistift einen Punkt vor die Stelle, die er hatte abtippen wollen.
„Und weißt du schon, warum du hier arbeiten willst?“, fragte Beerta. Maarten fiel die Ironie in seiner Haltung auf. Beerta hob sie sich in unterschiedlichen Dosierungen für die Menschen auf, die er sympathisch fand, als wolle er merken lassen, dass er das alles nicht ernst nahm.
„Ach, Herr Beerta“, antwortete Ansing, steif und gerade, „ich glaube, dass Müßiggang einem Menschen nicht gut tut.“ Auch in seiner Art zu reden war er geradeheraus und entschlossen.
„Wovon lebst du denn jetzt?“
„Von Kreuzworträtseln, Herr Beerta.“
„Von Kreuzworträtseln?“, wiederholte Beerta erstaunt. „Ich habe gar nicht gewusst, dass man davon leben kann.“
„Wenn man nur genug löst.“
„Was ist genug?“
„Durchschnittlich zehn am Tag, aber, Herr Beerta“, er beugte sich etwas vor, ohne den Rücken zu beugen, und legte die Hand auf den Bauch, „ich liebe Kreuzworträtsel.“
Beerta betrachtete seine Jacke. „Was hast du da für eine Auszeichnung am Revers? Doch nicht für das Lösen von Kreuzworträtseln?“ An seiner Stimme hörte man, dass er entzückt war.
Ansing folgte seinem Blick und lächelte. Er richtete sich auf, zog die Jacke glatt und sagte, wobei er Beerta direkt in die Augen sah: „Herr Beerta, Sie sitzen hier dem niederländischen Meister im Pistolenschießen gegenüber.“
Beerta schmunzelte amüsiert. „Weiß Springvloed das?“
„Ach.“
„Ich glaube, ich hätte keine ruhige Sekunde, wenn ich Springvloed wäre.“
„Ach, ich hege keinen Groll gegen Professor Springvloed.“
„Hat er mit dir darüber noch mal gesprochen?“
„Nein, Herr Beerta, aber er hat mich schließlich meinen Abschluss machen lassen, und das reicht mir.“
Maarten erinnerte sich dunkel, einmal etwas über einen heftigen Konflikt zwischen Ansing und Springvloed gehört zu haben, doch er hatte vergessen, worum es dabei gegangen war. Es war nach seinerZeit gewesen. Seine Sympathie lag jedenfalls auf Seiten Ansings. Plötzlich fiel ihm ein, dass Slofstra ihn etwas hatte fragen wollen, und er verließ den Raum.
„Wird Ansing hier wieder arbeiten?“, fragte van Ieperen geheimnisvoll, als Maarten vorbeikam.
„Sieht so aus“, antwortete Maarten.
„Netter Junge.“ Er kicherte.
Maarten betrat den ersten Raum. „Was wollten Sie mich fragen, Herr Slofstra?“
„Ja, schauen Sie mal eben“, sagte Slofstra mit seiner kräftigen, nasalen Stimme. Er blätterte in dem Stapel Fragebogen, den er gerade bearbeitete, zurück, bis er gefunden hatte, was er suchte. „Was steht hier eigentlich?“
Maarten nahm den Fragebogen und sah auf die spitze Handschrift. „Kornpiesler.“
„Muss das nicht ‚Kornpisser‘ heißen?“, fragte Slofstra verschmitzt.
Maarten sah, dass Meierink interessiert den Kopf hob.
„Da steht ‚Kornpiesler‘!“
„Aber es wird doch wohl ‚Pisser‘ sein?“
„Kann schon sein, aber wir haben vereinbart, dass Sie aufschreiben, was dort steht.“
„Ja, mein Herr“, antwortete Slofstra gehorsam.
„Bei solchen Dingen können Sie jetzt übrigens auch Asjes fragen“, sagte Maarten, um den autoritären Charakter seiner Bemerkung etwas abzuschwächen.
„Aber Herr Asjes ist noch nicht so auf dem Laufenden.“
„Ich auch nicht“, antwortete Maarten lächelnd. „Es sieht nur so aus.“ Er ging weiter zu dem Platz, an dem Bart Asjes saß, hinter dem Bücherregal. Bart saß tief gebeugt über einem der Fragebogen, die Maarten ihm gegeben hatte. „Wie läuft es jetzt?“, fragte Maarten.
Bart blickte hoch. „Danke. Ich finde es sehr interessant.“
Maarten zog einen Stuhl heran, nahm einen Stapel Karteikarten, die Bart angelegt hatte, und blätterte sie durch. Barts Handschrift war klein und sehr präzise, ohne Unklarheiten, genau so, wie er redete. „Es ist ein sehr interessantes Thema“, sagte Maarten geistesabwesend.Er dachte an das Gespräch zwischen Beerta und Ansing. Plötzlich fiel ihm ein, dass Beerta mit der Einstellung Ansings dem Drängen Fräulein Haans entgegenkommen wollte, wie er einen wissenschaftlichen Assistenten zu bekommen, und das weckte seine Wut.
„Darf ich Sie vielleicht etwas fragen, wo Sie doch schon hier sind?“, fragte
Weitere Kostenlose Bücher