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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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ich, aber es würde ihn beruhigen, wenn er von dir hören würde, dass man beim Staatsschutz keine Akte über ihn hat.“
    „Ich habe keine Kontakte zu dem Verein, aber du kannst ihm sagen, dass es blanker Unsinn ist. Wenn sie bei solchen Kleinigkeiten schon eine Akte anlegen würden, müsste das halbe Land beim Staatsschutz arbeiten. Wie kommt der Mann auf so einen Unsinn?“
    „Den holt er aus seinem Kopf.“
    „Dann muss er diesen Kopf mal untersuchen lassen. Ich habe auch mal so einen Mann bei mir zu Hause gehabt. Er dachte, dass die Russenhinter ihm her wären, weil er ein Mittel gegen Krebs entdeckt hatte. Das glaubte er wenigstens. Ich habe zu ihm gesagt: ‚Mein Herr, Sie können es mir ruhig glauben, die Russen haben Besseres zu tun. Gehen Sie ruhig nach Hause, dann werden Sie sehen, dass nichts passiert.‘ Ich habe nie mehr etwas von diesem Mann gehört.“
    Sie schwiegen erneut.
    „Sollen wir nicht nach Hause gehen?“, fragte Nicolien.
    Sein Vater stand auf. „Ich werde Hans anrufen. Wo ist hier das Telefon?“ Er sah sich um und ging dann auf gut Glück ins Innere des Cafés. Maarten fiel auf, dass er etwas unsicher auf den Beinen war, wie ein alter Mann.
    „Wir lassen uns doch nicht mit dem Auto nach Hause bringen, oder?“, sagte Nicolien. „Wir gehen zu Fuß. Es ist doch schon verrückt genug, dass Hans seinen freien Abend opfern muss, weil dein Vater ins Kino will.“
    „Ja“, sagte Maarten. „Das ist verrückt.“
    Sein Vater blieb lange weg. Nach einer kurze Pause nahm die Kapelle wieder ihren Platz ein und begann mit einer neuen Zigeunermelodie. Inzwischen waren weitere Gäste gekommen, so dass das Café jetzt halb voll war.
    „Was war das wieder für ein schrecklicher Abend“, sagte Nicolien.
    „Ja.“ Er vermied es, sie anzusehen.
    „Und wie er über Frans Veen gesprochen hat.“
    „Ja. Ziemlich dumm.“ Er sah seinen Vater vom rückwärtigen Teil des Cafés suchend auf sie zukommen. So aus der Ferne, zwischen den anderen Menschen, war er ein kleiner, kümmerlicher Mann mit einem traurigen, fahlen Gesicht. Als er sie entdeckte, gab er kurz ein Zeichen, zufrieden, sie wiedergefunden zu haben, und bahnte sich den Weg zu ihnen. „Hans ist unterwegs“, sagte er, als er sie erreicht hatte. Er setzte sich und sah sich um. „Wo ist der Kellner?“ Er streckte die Hand in die Höhe und winkte ungeduldig, ohne dass eine Bedienung zu sehen war.
    „Warte doch eben“, sagte Maarten. „Es wird schon jemand kommen.“
    Da kam ein Kellner mit einem vollen Tablett um die Ecke. SeinVater winkte erneut, heftiger, und noch einmal, als der Kellner die Getränke abgeliefert hatte und mit dem leeren Tablett auf sie zukam.
    „Wie viel macht das?“, fragte sein Vater ungeduldig, als sich der Kellner ihrem Tisch genähert hatte.
    Maarten sah nach draußen. Das Auto fuhr vor.
    „Drei Tassen Kaffee, das macht eins fünfunddreißig“, sagte der Mann.
    „Ist das inklusive Bedienung?“
    Der Kellner nickte.
    Sein Vater warf zwei Gulden auf den Tisch, und als der Kellner das Wechselgeld hingelegt hatte, schob er ihm fünfzehn Cent hin, doch der Mann hatte sich bereits abgewandt. „Kellner!“, rief er. „Kellner!“ Der Mann war bereits hinten im Saal, als er sich umdrehte. Sein Vater zeigte auf den Tisch und ging dann hinter ihnen her, aus dem Café hinaus. Hans sah sie ankommen und machte von innen die Tür auf. Es nieselte.
    „Wir gehen zu Fuß“, sagte Maarten, als sein Vater einsteigen wollte. „Du brauchst uns nicht nach Hause zu bringen.“
    Sein Vater drehte sich, mit der Hand am Türgriff, um. „Natürlich werdet ihr nicht zu Fuß gehen!“, entschied er. „Bei diesem Sauwetter könnt ihr nicht zu Fuß gehen!“
    „So ein Sauwetter ist es auch wieder nicht. Und wir gehen gern zu Fuß.“
    „Steigt jetzt mal ein!“
    Maarten zögerte. Er sah seinen Vater dort stehen, mit der Hand am Türgriff, und hatte plötzlich Mitleid mit ihm. Er sah Nicolien an. „Lass uns mitfahren.“
    Nicolien sah ihn böse an, doch sie stieg ein, während Maarten neben dem Fahrer Platz nahm.
    „Wenn ihr mich mal besuchen kommt“, sagte sein Vater, als sie vor ihrem Haus hielten, „kann ich euch meine Dias zeigen.“
    *
    Er träumte, dass er mit seiner Mutter sprach. „Ihr habt doch auch noch woanders gewohnt, außer in Groningen?“, fragte sie.
    Er konnte sich nicht daran erinnern.
    „Ja, denn Vater fragte mich diese Woche: ‚Wo hat Maarten eigentlich
noch
gewohnt, bevor das Haus abgerissen

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