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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Maarten. „Ist was dabei?“
    „Wir könnten ins Tuschinski gehen.“
    „Dann gehen wir ins Tuschinski“, beschloss sein Vater.
     
    Vor der linken Kasse stand eine Schlange. Als sein Vater das sah, trat er auf die rechte Kasse zu.
    „Nein, nicht die teuren Plätze“, warnte Maarten, „dann sitzen wir hinten und können fast nichts sehen.“
    Sein Vater war vor der Kasse stehengeblieben und studierte die Preise. Loge und vorderer Balkon. Die Loge war am teuersten.
    „Auf keinen Fall Loge!“, warnte Maarten, als sein Vater auf die Kasse zuging.
    „Warum nicht?“
    „Weil man dann an der Seite sitzt“, sagte Maarten – was nicht ganz der Wahrheit entsprach.
    Sein Vater zögerte. Die Plätze auf dem vorderen Balkon kosteten 1,40. Sein Blick fiel auf eine Tafel an der Seite der Kasse:
Sperrsitz (2,00) und Parkett (2,50) im Saal
. „Das müssen wir haben“, sagte er entschieden.
    Sie folgten ihm ins Foyer zu den Filmsälen.
    „Jetzt nimmt er doch die teuren Plätze“, sagte Nicolien missmutig,als Maartens Vater an der Kasse mit lauter Stimme drei Mal Sperrsitz verlangte.
    „Ich kann es nicht mehr ändern“, antwortete Maarten unglücklich.
    Sie warteten in einiger Entfernung, bis sein Vater sich mit den drei Eintrittskarten in der Hand wieder zu ihnen gesellte. „Wenn ihr jetzt nicht gut sehen könnt“, sagte er, „dann weiß ich auch nicht, denn das hier sind die teuersten Plätze, die es gibt.“
     
    „Trinken wir noch eine Tasse Kaffee?“, fragte sein Vater, als sie wieder draußen standen. Es nieselte.
    „Im De Kroon“, schlug Maarten vor.
    „Ist das was?“, fragte sein Vater misstrauisch. „Können wir nicht besser ins Schiller gehen?“
    „Ich will jetzt mal ins De Kroon.“
    Aber das De Kroon war nicht viel besser. Es war ein hohler, leerer Raum mit kleinen Perserteppichen auf den Tischen, in dessen hinterem Teil eine russische Kapelle spielte. Sie setzten sich ans Fenster, so weit wie möglich von der Kapelle entfernt. Sein Vater bestellte Kaffee. „Wollt ihr etwas dazu?“, fragte er, als der Kellner schon wegging.
    „Ich nicht“, sagte Nicolien.
    „Ich auch nicht“, sagte Maarten. Er sah im Fenster ihre Spiegelbilder und dahinter, undeutlich, den verlassenen Platz im Regen und die Lichter der Laternen. Sie schwiegen. Maarten suchte vergeblich nach einem Gesprächsthema. Nicolien saß in sich gekehrt und ein wenig unglücklich daneben. Der Kellner brachte den Kaffee. Nicolien und Maarten bedienten sich mit Milch und Zucker. Sein Vater trank den Kaffee schwarz. Hinten spielte die Kapelle eine Melodie, die nach Zigeunermusik klang. Als die Instrumente verstummten, wurde an einem oder zwei Tischen in dem nahezu leeren Saal verhalten applaudiert.
    „Kennt ihr den Witz über Brigitte Bardot, die beim Papst zur Audienz kommt?“, fragte sein Vater.
    „Nein“, sagte Maarten. Er erwartete nichts Besonderes. Er konnte sich auch nicht erinnern, dass er seinen Vater jemals einen Witz hatte erzählen hören.
    „Brigitte Bardot ist beim Papst in der Audienz“, er lachte, ein etwas schiefes, verlegenes Lachen. „Sie macht eine Verbeugung“, er beugte sich etwas nach vorn, mit seiner Pfeife im Mund, als spähe er in Brigitte Bardots Dekolleté. „Er schaut und schaut und sagt dann: ‚Mon Dieu, mon Dieu.‘ Und als sie weggeht, noch einmal. Er beugt sich vor“, er machte es erneut nach, „schaut und schaut und sagt noch einmal: ‚Mon Dieu.‘ Sie geht weg. Er dreht sich um. Gott steht hinter ihm. Der Papst erschrickt, doch dann sagt Gott: ‚Du bist ein Papst nach meinem Geschmack! Du rufst mich wenigstens, wenn es was zu sehen gibt.‘“ Er lachte verschmitzt.
    Maarten zwang sich zu einem Schmunzeln. Er schämte sich. Es war kein Witz für seinen Vater. Und außerdem war er schlecht erzählt. „Von wem hast du den Witz?“, fragte er.
    „Das weiß ich nicht mehr“, sagte sein Vater, als schäme er sich jetzt auch.
    In der Stille, die auf den Witz folgte, erinnerte sich Maarten an Frans Veens Bitte. „Bei mir im Büro hat jemand gearbeitet, der sich bei der Firma Enschedé als Lithograph beworben hat.“
    „Eine gute Firma“, sagte sein Vater.
    „Aber sie haben ihn nicht genommen. Und jetzt denkt er, es kommt daher, dass er Abonnent von
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ist. Er hat mich gebeten, dich zu fragen, ob das möglich ist.“
    „Unsinn! Was ist das für ein Mann? Ist das alles?“
    „Ja.“
    „Dann ist er nicht ganz richtig im Kopf.“
    „Das ist er auch nicht, glaube

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