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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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ein wenig Farbe bekommen. In die Wirklichkeit zurückgekehrt, sah er Maarten an. „Bestell Slofstra schöne Grüße von mir.“
     
    „Er sah ziemlich krank aus“, sagte Ansing, als sie wieder auf der Straße waren.
    „Ja“, sagte Maarten. Er schwieg. Der Besuch hatte ihn nachdenklich gemacht. „Es war traurig“, fügte er noch hinzu.
    Sie gingen schweigend an der Gracht entlang, in Richtung seines Hauses. Die Straßenlaternen brannten. Der Nebel war dicker geworden.
    „Was hast du jetzt vor?“, fragte Maarten.
    „Ich denke, ich werde irgendwo essen gehen. Jetzt noch selbst etwas zu machen, habe ich keine Lust.“
    „Wenn du Lust auf einen Schnaps hast?“
     
    Nicolien saß unter der Lampe im hinteren Zimmer und las die Zeitung, als sie eintraten.
    „Leg deinen Mantel einfach aufs Bett“, sagte Maarten zu Ansing. Er öffnete die gläserne Zwischentür.
    „Du kommst spät“, sagte sie und sah auf.
    „Wir sind bei Nijhuis gewesen. Er ist krank. Das hier ist Hendrik Ansing.“
    Ansing trat aus dem Dunkel hinter ihm in den Raum.
    Sie stand auf. „Nicolien Koning“, sagte sie verlegen.
    „Hendrik Ansing.“ Er richtete sich auf, mit der linken Hand auf dem Bauch, und gab ihr die Hand.
    „Ich habe Hendrik auf einen Schnaps mitgebracht“, sagte Maarten.
    „Wenn es recht ist“, sagte Ansing, „denn ich schneie hier einfach so rein.“
    „Hendrik findet alle im Büro normal“, teilte Maarten mit.
    „So habe ich das nicht gesagt!“, protestierte Ansing.
    „Slofstra auch?“, fragte sie.
    „Darum ging es ja gerade“, sagte Ansing. „Maarten sagte, dass Slofstra für ihn der einzig Normale ist. Das geht mir nun wirklich zu weit!“
    „Willst du alten oder jungen Genever?“, fragte Maarten, während er in die Küche ging.
    „Einen alten, bitte“, sagte Ansing.
    „Und du?“, fragte Maarten.
    Nicolien wollte auch einen alten.
    Er holte den alten und den jungen Genever aus der Küche und ging damit zurück ins Zimmer.
    „Was hat Nijhuis?“, fragte Nicolien.
    „Nijhuis hat es am Herzen“, antwortete Maarten, während er die Gläser hinstellte.
    „Er hatte ganz schön zu kratzen“, fand Ansing. Er sah auf die Flasche, aus der Maarten sein Glas füllte.
    Sie nahmen einen Schluck. Ansing stellte sein Glas wieder zurück und stand auf. „Darf ich hier auch mein Jackett ausziehen?“
    „Häng es einfach über den Stuhl“, sagte Maarten.
    Ansing drapierte seine Jacke über die Stuhllehne und sah sich um. „Ich finde, ihr habt es gemütlich hier!“, sagte er, bevor er sich wieder hinsetzte. Er trug einen unförmigen braunen Pullover, der am unteren Rand kaputt war.
    „Und warum ist es nun Quatsch?“, fragte Maarten. „Hast du darüber noch mal nachgedacht?“
    Ansing legte seine Hand auf die Brust. „Das waren nicht meine Worte. Es waren deine.“
    „Hendrik findet, dass Wissenschaft Quatsch ist“, sagte Maarten lachend zu Nicolien.
    „Na!“, entgegnete Ansing. „Das geht jetzt doch ein bisschen weit!“
    „Aber es ist doch Quatsch!“, sagte Maarten. „Es ist doch idiotisch, dass zehn Leute, davon die Hälfte mit einem großzügigen Gehalt, Beertas Hobbys pflegen. Das ist so, als ob man zu zehnt für jemand anderen Briefmarken sammelt. Ich sehe keinen Unterschied, außer, dass man dafür nicht bezahlt würde.“
    Es war deutlich, dass diese Sicht auf die Wissenschaft für Ansing neu war. „Ich glaube, wenn ich so darüber dächte, würde ich mir eine andere Stelle suchen.“
    „Und wenn es nun keine andere Stelle gibt? Denn das trifft auf jede Stelle in unserem Fach zu. Das Problem ist, dass wir schlicht und ergreifend mit einem Haufen überschüssigen Intellekts dasitzen: Söhnchen von Pastoren, Lehrern, Journalisten und Beamten, die alle zu zart gebaut sind, um eine Schippe in die Hand zu nehmen, aber von der Straße ferngehalten werden müssen, weil sie sonst anfangen, Schwierigkeiten zu machen, oder verrückt würden.“ Er lachte. „Ich meine, was ich sage. Das erklärt auch die endlosen, blutleeren Spezialisierungen in unserem Fach: Es gibt immer mehr von diesen Schwächlingen, die darauf warten, untergebracht zu werden.“
    „Ich fühle mich eigentlich nicht wie ein Schwächling“, sagte Ansing.
    Maarten lachte. Er trank langsam von seinem Schnaps. „Es ist natürlich alles noch viel schmieriger“, sagte er nachdenklich. „Warum gibt es in so einem Büro fast keine Frauen? Warum stellt jemand wie Beerta immer nur junge Burschen ein? Wenn man richtig darüber

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