Das Büro
„Das scheint mir eine gute Zusammenfassung. Aber jetzt muss ich zu Nijhuis.“
„Grüßen Sie ihn! Was hat er eigentlich?“
„Er hat es am Herzen.“ Er ging weiter zur Tür.
„Das ist nicht so schön.“ Er machte ein besorgtes Gesicht. „Wünschen Sie ihm gute Besserung! Von Slofstra!“
„Slofstra ist hier der Einzige, der normal ist“, sagte Maarten amüsiert, während sie durch den Flur zur Eingangstür gingen.
„Das hängt von der Definition ab“, fand Ansing.
Sie grüßten de Bruin, der in seinem Verschlag stand und die Tassen abwusch. Ansing hielt Maarten die Tür auf, sie traten auf die Straße. Draußen war es neblig und kühl. Es begann bereits zu dämmern.
„Und wie lautet die Definition?“, fragte Maarten.
„Ach, ich glaube, dass ich im Büro alle normal finde.“
Maarten lachte.
Sie gingen über die Brücke und bogen rechts ab. Als sie in der Nähe des Nieuwmarkt waren, kam ein Motorrad mit hoher Geschwindigkeit von rechts, nahm scharf die Kurve, hätte um ein Haar die Bürgersteigkante gestreift und sauste dicht an ihnen vorbei. „Arschloch!“, rief Maarten und sah sich um. Ansing, der sich dicht an der Bordsteinkante befand, ging unbeirrt weiter.
„Stell dir vor, er hätte den Bürgersteig mitgenommen“, sagte Maarten wütend.
„Dann hätte er mir ziemlich weh getan“, gab Ansing zu.
Die Antwort amüsierte Maarten. „So einen könnte ich mit Freuden umbringen.“
„Dann könntest du mit dem Umbringen gleich weitermachen“, fand Ansing.
Auf dem Platz, an der Mauer der Waag, standen Weihnachtsbäume. Der Händler, ein Mann mit einer Mütze, schlug die Arme um den Körper, um sich warm zu halten. Über den Bäumen hing eine Karbidlampe, deren Flamme in der nebligen Dämmerung aufleuchtete. Sie gingen den Zeedijk hinunter und an der Prins Hendrikkade entlang. In einem Obst- und Gemüsegeschäft am Anfang der Haarlemmerstraat kauften sie einen großen Karton mit Obst, den Ansing wie selbstverständlich an sich nahm.
Nijhuis wohnte am Anfang der Lindengracht, im ersten Stock eines kleinen, alten Hauses. Sie fanden ihn im vorderen Zimmer. Er saß in einem altmodischen Ledersessel, die Beine ausgestreckt. Das Zimmer lag im Halbdunkel. Es gab nur das Licht einer Lampe in der Ecke des Kamins sowie einer kleineren Lampe beim Plattenspielertisch hinten im Raum. Außer ihm selbst waren da noch seine Frau und zwei kleine Kinder, die am Tisch vor dem Fenster saßen und malten. In der Dämmerung wirkte sein Gesicht noch blasser als sonst.
„Tag, Teun“, sagte Maarten und war sich im selben Moment bewusst, dass dies das erste Mal war, dass er Nijhuis beim Vornamen anredete.
Nijhuis nickte. Einen Augenblick schien es, als ob er ihnen die Hand geben wollte, doch dann sah er davon ab.
„Setzt euch doch“, sagte seine Frau. Sie selbst setzte sich zu den Kindern an den Tisch, während Maarten und Ansing in den beiden anderen Sesseln Platz nahmen. Ansing schob den Karton mit Obst zwischen sich auf das Tischchen. „Das ist vom Büro“, sagte er laut.
„Vielen Dank“, sagte Nijhuis. „Und danke auch den anderen.“ Seine Stimme war heiser. Er hustete.
„Wie geht’s?“, fragte Maarten, während er ihn prüfend ansah.
Hinter ihnen sprach die Frau leise mit den Kindern.
„Beschissen.“
„Du hast was am Herzen“, sagte Ansing.
Nijhuis nickte.
„Was hast du genau?“, fragte Maarten.
„Ich warte auf die Aufnahme. Sie wissen es nicht.“
„Was tut es denn? Oder was tut es nicht?“
„Es schlägt zu langsam.“ Er wartete einen Moment. „Ich habe mich schon eine ganze Weile ziemlich beschissen gefühlt.“
„Ein Sportlerherz“, stellte Ansing fest.
Nijhuis lächelte matt. „Ja. Wie läuft’s im Büro?“
„Ich habe dich heute verflucht“, gestand Maarten, „denn ich musste, jetzt, wo du nicht da bist, die Haushaltsplanung machen.“
„Einfach dieselben Zahlen wie im Vorjahr“, sagte Nijhuis.
„Ich habe den Posten
Publikationen
gestrichen.“
„Das gibt Ärger. Das wird Anton niemals schlucken.“
„Den Ärger gibt es schon.“
„Und Slofstra?“, fragte Nijhuis. Er sprach leise. Es hatte den Anschein, dass das Gespräch ihn ermüdete.
„Slofstra hat sich bei einem Heiratsinstitut einschreiben lassen.“
Nijhuis lächelte. „Jetzt, wo er eine Stelle hat.“
Sie schwiegen. Maarten suchte vergeblich nach einem neuen Gesprächsthema. Nijhuis blickte geistesabwesend vor sich hin, mit den Armen auf den Sessellehnen. Sein Gesicht hatte
Weitere Kostenlose Bücher