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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Seite seines Schreibtisches. „Nur zu“, sagte er kühl und tippte weiter.
    *
    „Veen hier“, sagte eine tiefe Männerstimme. „Ich bin der Vater von Frans.“ Er hatte einen deutlichen Amsterdamer Akzent.
    „Tag, Herr Veen“, sagte Maarten.
    „Tag, Herr Koning. Sie werden sich fragen, warum ich Sie anrufe, aber Frans ist in die Valeriusklinik aufgenommen worden.“
    „In die Valeriusklinik?“
    „Sie verstehen schon.“
    „Was hat er denn?“
    „König Ödipus.“
    Maarten brauchte einen Moment, um die Mitteilung mit Inhalt zu füllen.
    „Und jetzt fände er es nett, wenn Sie und Ihre Frau ihn einmal besuchen würden“, sagte Veen, ohne seine Reaktion abzuwarten. „Wenn Sie dazu Lust verspüren, natürlich.“
    „Natürlich! Wie lange ist er denn schon dort?“
    „Zwei Wochen. Der Junge hat es schwer, und ich glaube, dass er Sie und Ihre Frau sehr mag.“
    „Das weiß ich nicht, aber wir werden ihn natürlich besuchen.“
    „Darüber wird er sich sehr freuen“, sagte Veen herzlich. „Seien Sie gewiss, dass Sie damit ein gutes Werk tun.“
    *
    „Frans Veen ist in der Valeriusklinik“, sagte Maarten, sobald er wieder an seinem Schreibtisch saß.
    Beerta blickte überrascht auf und drehte sich um. „Was erzählst du mir da!“
    Maarten wandte sich um. Er lachte schuldbewusst, verlegen angesichts des Aufsehens, das er mit seiner Bemerkung erregte. „Ja.“
    Beerta legte seine Brille hin und stand auf. „Ich habe immer gedacht, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt“, sagte er und kam näher. „Er hatte Probleme, und er hat sich abgesondert.“
    „Seinem Vater zufolge hat er einen Ödipuskomplex. Ich weiß nicht, was ich mir darunter vorzustellen habe.“
    „Einen Ödipuskomplex?“, sagte Beerta erstaunt. „Den haben wir doch alle? Deswegen muss man doch nicht in die Valeriusklinik aufgenommen werden?“ Er blickte Maarten starr an, als ob er dachte, dass dieser ihm etwas verschwieg.
    „Vielleicht ist es bei ihm schlimmer als bei uns“, vermutete Maarten ironisch. Er lachte, er fühlte sich nicht recht wohl unter diesem Blick.
    Beerta reagierte nicht auf die Bemerkung. Er sah Maarten weiterhin prüfend an. „Wie schade“, sagte er schließlich, „dass ich den Jungen nicht unter unseren Fittichen halten konnte.“ Er wandte sich ab. „In der Valeriusklinik“, sagte er, jetzt mehr zu sich selbst. „Wenn es einen Ort gibt, an dem man besser nicht sein sollte, dann ist es die Valeriusklinik.“
    „Und die psychiatrische Abteilung des Wilhelmina-Krankenhauses“, fügte Maarten hinzu, aus dem Bedürfnis heraus, die Sache ein wenig zu entdramatisieren.
    Beerta reagierte nicht darauf. Er drehte ein Blatt in die Schreibmaschine und begann zu tippen.
    *
    Frans lag in einem weißen Bett. Die Betten um ihn herum, entlang der Wände des Saals, waren leer und mit weißen Tagesdecken abgedeckt. Zwischen den Betten ging ein Mann auf und ab, der ein Buch, wie ein Brevier, in den Händen hielt. Frans und der Mann waren die Einzigen im Saal. Als sie eintraten, richtete sich Frans auf dem Ellbogen auf und schob ein Buch von sich weg. Er trug einen hellblauen Pyjama mit einem dunkelblauen Kragen. Er war dick geworden. „Hallo“, sagte er verlegen. Der lesende Mann war stehengeblieben und sah zu ihnen herüber.
    „Schau mal, das haben wir dir mitgebracht“, sagte Nicolien. Sie lachte nervös, während sie ihm eine Melone überreichte.
    Er musste sich aufrichten, um sie entgegenzunehmen. Er hatte einen roten Kopf bekommen.
    „Ich dachte, bei dieser Hitze ist das bestimmt lecker.“
    „Ja“, sagte er vage. „Danke.“ Er legte die Melone auf den Nachttisch.
    Maarten sah sich um. Er holte zwei Stühle, die an einem Tisch standen, und stellte sie vor das Bett. Der lesende Mann war ein paar Meter von ihnen entfernt stehengeblieben und beobachtete sie. Er hatte einen rotblonden Bart, der nach vorne abstand, und trug einen dunkelblauen Morgenmantel mit grünen Karos. Sie setzten sich. Maarten sah Frans prüfend an. „Wie geht’s?“
    „Ich bin eingewiesen worden.“ Er blickte scheu zu dem Mann mit dem Bart. Der drehte sich um und ging mit dem Buch in den Händen zum Ende des Saals, wo die Waschbecken waren. „Der Mann macht mich verrückt“, sagte er nervös, wie zu sich selbst.
    Maarten sah dem Mann hinterher. „Was ist mit ihm?“
    „Er ist verrückt. Alle hier sind verrückt.“ Er versuchte zu lachen.
    Maarten sah auf die leeren Betten. „Wo sind die anderen?“
    „Die sind im

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