Das Büro
Maarten.
„Darüber brauchen wir doch nicht mehr zu reden, oder?“
Maarten schüttelte den Kopf. „Nein, wenn du nur nicht denkst, dass es jemanden gibt, dem es etwas ausmachen würde, wenn du Selbstmord begehst. Du täuscht dich, wenn du meinst, dass du auf diese Weise Rache nehmen kannst.“
„Das habe ich auch nicht gedacht“, sagte Frans erschrocken. „Ich hatte nur Angst, dass ihr alle bei mir bleiben würdet, und deshalb wollte ich das ungeschehen machen.“
Maarten sah ihn verständnislos an.
„Das verstehst du vielleicht nicht, oder?“, sagte Frans hilflos.
„Nein.“
„Es ist vielleicht auch ein bisschen rätselhaft“, sagte Frans resigniert.
Auf dem Weg zum Ausgang wurden sie von einer Pflegerin angesprochen. „Sind Sie der Besuch von Herrn Veen? Der Doktor würde Sie gern kurz sprechen.“ Sie brachte sie zu der geöffneten Tür eines kleinen Zimmers, in dem ein Mann in einem weißen Kittel saß und schrieb. Er ließ sie auf dem Gang warten. Er hatte eine Welle im Haar und trug eine randlose Brille. Als er aufstand und in den Gang kam, stellte er sich als „Doktor Zweers“ vor. Ein Mann mit einem beschränkten Gesichtsausdruck. Er sah sie prüfend an. „Sie sind mit Herrn Veen befreundet?“
„Ja“, sagte Maarten.
„Ich habe Sie kommen lassen, weil ich auch einmal jemanden außerhalb der Familie Veen sprechen wollte.“
Maarten betrachtete sein Gesicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass dieser dumme Mann Frans heilen könnte.
„Welchen Eindruck haben Sie von ihm?“, fragte der Mann.
Maarten zögerte. „Er ist ungewöhnlich ängstlich und unsicher.“ Er hatte das Gefühl, Frans zu verleumden.
Der Mann sah ihn lange an, als ob er seine Gedanken lesen wollte. „Ist das immer so gewesen?“
„Solange ich ihn kenne.“
Eine Pflegerin kam vorbei. Sie grüßte den Arzt.
„Er würde gern einmal ein Wochenende zu uns kommen“, sagte Nicolien. „Ginge das nicht?“
Der Mann sah sie an, als müsste er seine Antwort sorgfältig abwägen. „Solange sein Zustand so ist, wie er jetzt ist, ist das ausgeschlossen.“ Er blickte wieder zu Maarten. „Können Sie mir nicht etwas über ihn erzählen? Es fällt uns sehr schwer, uns ein Bild von ihm zu machen. Wie ist er mit Ihnen umgegangen? Wie verhält er sich?“
„Scheu.“
Der Mann nickte.
„Und verletzlich.“ Er schwieg, suchte nach einem Beispiel.
„Und wie reagieren Sie darauf?“, fragte der Mann, als Maarten weiterhin schwieg.
„Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich habe die Neigung, dagegen angehen zu müssen, aber mir scheint, dass er das nicht ertragen kann.“
Der Mann nickte, abwartend.
Eine Gruppe Männer kam vorbei, für die Maarten einen Schritt zur Seite treten musste. „Wie soll man auf jemanden reagieren, der so unsicher ist?“, fragte er.
„In der Tat.“ Er sah Maarten eindringlich an. Als dieser weiterhin schwieg, stand er auf. „Gut. Ich danke Ihnen, dass Sie kommen konnten. Ich werde zu gegebener Zeit, wenn es ihm etwas besser geht, überlegen, ob er Sie besuchen darf.“
„Wie lange würde das noch dauern?“, fragte Nicolien.
„Darüber lässt sich nichts sagen. Solange er so schlecht mitarbeitet, ist es für uns außerordentlich schwer, ihn zu heilen.“
„Was für ein schrecklicher Mann“, sagte Nicolien, sobald sie auf der Straße standen.
„Ein Dummkopf“, bestätigte Maarten. Er sah zu den Fenstern im ersten Stock, doch welches das von Frans war, ließ sich nicht sagen.
„Na, wenn dieser Mann Frans heilen soll!“, sagte Nicolien entrüstet.
„Er wird es selbst tun müssen“, fand Maarten.
*
Er träumte, dass er noch ein Junge war und in seinem Zimmer lag und schlief, in dem Haus, in dem er während des Krieges mit seinen Eltern gewohnt hatte. Er wurde wach, weil die Schlafzimmertür quietschte und sich langsam öffnete. Sein Vater betrat das Zimmer. Sein Oberkörper war entblößt. Mit einer Hand hielt er seine Hose fest, die Hosenträger hingen herab. Im Halbdunkel wirkten seine Haut bleich und die Schultern schmal. Als Maarten sich erhob, ergriff sein Vater ihn bei der Schulter und sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an. Einen Moment lang glaubte Maarten, er wolle ihm etwas Ernstes erzählen, dass er Krebs habe oder bald sterben würde. Plötzlich packte sein Vater ihn mit der anderen Hand an der Kehle und versuchte, ihn zu würgen. Er wollte sich wehren, doch er fühlte sich wie gelähmt, weil es doch sein Vater war. Mit einem Gefühl
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