Das Büro
Augenbrauen hoch.
„Ja, ich kann es auch nicht ändern“, sagte Frans hilflos. „Mir ist es unglaublich unangenehm, aber ich kann es nicht ändern.“ Er stotterte ein wenig, und in seinen Mundwinkeln bildete sich etwas Speichel. „Sorry“, entschuldigte er sich.
„Warum sollte ich das unangenehm finden?“ Frans’ Auftreten erzeugtein ihm einen leichten Widerwillen, und dadurch hatte er sich selbst wieder unter Kontrolle.
„Ich dachte, dass es dir sehr unangenehm wäre.“
„Es sagt mehr über ihn selbst als über mich.“
„Oh, findest du? Ja, das ist vielleicht auch so.“ Er schwieg betreten. „Ich habe natürlich gesagt, dass es nicht so ist. Und ich habe auch gesagt, dass du doch verheiratet bist, aber er meint, das spiele keine Rolle“, er sah Maarten ängstlich an, „oder findest du schon?“
„Ja, das finde ich schon.“ Frans’ Verhalten irritierte ihn.
„O ja, ich eigentlich auch“, sagte Frans verwirrt. „Das habe ich natürlich auch gesagt.“
„Dieser Mensch entscheidet also nicht darüber, ob du geheilt bist.“
„Nein, das tut van der Meer.“
„Und dieser van der Meer, ist das auch so ein dummer Mensch?“
„Nein, nein, van der Meer nicht.“
Sie schwiegen. Maarten dachte nach. Er hielt nichts von der Idee des Untertauchens.
„Aber warum sollte Frans nicht hierbleiben können, wenn er es dort so schlimm findet?“, fragte Nicolien.
Frans sah sie dankbar an.
„Weil es sinnlos ist“, sagte Maarten. „Wie stellst du dir das vor?“ Er sah Frans an. „Wie lange wolltest du denn hier bleiben?“
Frans wurde rot. „Das weiß ich nicht. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Bis sie mich nicht mehr suchen?“ Er sah Maarten an, als erwarte er von ihm eine Antwort.
„Aber solange du die Therapie nicht beendet hast, suchen sie dich.“
„Ja“, sagte Frans hilflos, „ja, das denke ich auch.“
„Dann musst du erst die Therapie beenden.“
„Findest du?“
„Wenn du flüchtest, machst du es nur noch schlimmer“, sagte Maarten mit großer Entschiedenheit. „Du musst sie davon überzeugen, dass du dich dem Leben stellen kannst, sonst bleibst du auf der Flucht.“ Er hatte begonnen, vor Anspannung zu zittern, und es fiel ihm schwer, dieses Zittern unter Kontrolle zu halten.
„Ja“, sagte Frans, ohne davon überzeugt zu sein.
Sie redeten den ganzen Abend und einen Großteil der Nacht darüber, bis Frans gegen vier Uhr die Klinik anrief. Anschließend brachten sie ihn in einem Taxi hin. Als das Taxi abgefahren war, war es totenstill auf dem Platz vor der Klinik. Im Osten wurde es schon etwas hell. Sie klingelten. Eine Nachtschwester machte ihnen auf. „Hallo“, sagte Frans. Er machte einen niedergeschlagenen Eindruck. In seiner Hand hatte er einen Gedichtband von Emily Dickinson, den Nicolien ihm gegeben hatte. Als die Tür wieder geschlossen war, sahen sie durch das Mattglas ihre Schemen in der Vorhalle verschwinden.
„Ob wir das richtig gemacht haben?“, fragte sie. „Er fand es so schrecklich.“
„Doch“, sagte er entschieden.
„Er denkt bestimmt, dass wir ihn verraten haben.“
Maarten antwortete nicht.
Sie überquerten die Valeriusstraat und gingen durch die totenstille Emmalaan zum Vondelpark. Es war niemand auf der Straße. Nur das Gezwitscher der Vögel war zu hören.
*
Als Maarten über die Brücke kam, sah er Hendrik mit seinem Fahrrad aus der Gasse herauskommen. Kurz vor der Ecke trafen sie sich. Maarten sah auf die Uhr. Es war Punkt neun. Hendrik hielt an.
„Gehst du schon wieder?“, fragte Maarten.
„Mir fällt gerade ein, dass ich meine Brille vergessen habe“, antwortete Hendrik. Er fuhr wieder an und sah sich um, bevor er links abbog. Das Glockenspiel begann. Maarten zog den Schlüssel aus der Tasche und betrat das Büro. De Bruin stand im Eingang seines Verschlages. „Tag, de Bruin“, sagte er.
„So, der Koning“, antwortete de Bruin.
Maarten lief im Dämmerlicht, das durch die Milchglasscheiben hereinfiel, durch den langen Flur. Beim Gehen tickte er kurz mit seinem Ring gegen das Bücherregal an der Wand. Er bog rechts um die Ecke und wieder nach links, ging am Abstellraum vorbei, bis er die Tür zu Fräulein Haans Zimmer erreicht hatte. Van Ieperen standbereits hinter seinem Reißbrett. „Tag, Herr van Ieperen“, sagte er im Vorbeigehen.
„Ha, der Koning“, antwortete van Ieperen. Er kicherte nervös.
Maarten öffnete die Tür zu seinem Zimmer. Beerta stand neben seinem Schreibtisch, den Kopf zum
Weitere Kostenlose Bücher