Das Büro
angegriffen, nachdem ich gesagt hatte, dass sie das Mädchen in Ruhe lassen sollten! – Dennoch gefiel es ihm nicht. Noch besser wäre es natürlich, dachte er, das Pack in hartem, direktem Ton anzusprechen, so dass es den Burschen gar nicht erst in den Sinn käme, aufzumucken. Er dachte darüber nach, unzufrieden mit sich selbst, bis er gegen Morgen endlich erschöpft einschlief.
*
„Ha“, sagte Maarten erfreut.
Nijhuis nickte, während er die Tür hinter sich schloss. Er blieb dortstehen und sah in Beertas Richtung, der, ihm den Rücken zugekehrt, am Schreibtisch saß und arbeitete. „Ich bin wieder da.“ Er sah blass und erschöpft aus.
Beerta drehte sich um und sah ihn über die Brille hinweg an. „Ich habe von Koning gehört, dass du zurückkommst.“ Er legte seine Brille auf den Schreibtisch und stand auf. „Setz dich doch.“
Sie nahmen in der Sitzecke Platz.
„Wie geht es dir jetzt?“, fragte Beerta.
„Gut.“
„Was heißt gut?“
„Ich habe einen Herzschrittmacher bekommen“, sagte Nijhuis gleichmütig.
„Ein Herzschrittmacher“, wiederholte Beerta. „Was ist das?“
„Eine Batterie.“
Beerta zog die Augenbrauen hoch. „Eigenartig. Was die Wissenschaft nicht alles zustande bringt. Früher gab es das nicht.“
Nijhuis reagierte darauf nicht.
„Und jetzt kannst du also wieder normal arbeiten?“
„Das müssen wir ausprobieren.“
„Wenn man so einen Herzschrittmacher hat, wird es doch wohl gehen?“
„Das wollen wir hoffen.“
Beerta musterte ihn. „Gut. Du kannst wieder an deine Arbeit gehen.“
„Ein Herzschrittmacher!“, sagte er, nachdem Nijhuis den Raum verlassen hatte. „Hast du gewusst, dass es so etwas gibt?“ Er war stehengeblieben und sah Maarten an.
„Von Nijhuis. Ich wusste auch nicht, dass es so etwas gibt.“
„Was muss ich mir darunter vorstellen?“
„Er hat einen Kasten unter seinem Arm, aus dem zwei Drähte zu seinem Herzen laufen.“
Beerta erschauderte. „Ich darf gar nicht daran denken. Ich finde es gruselig.“
„Aber ich hatte es Ihnen doch erzählt.“
„Dann habe ich es schon wieder vergessen.“ Er nahm an seinemSchreibtisch Platz. „Ich will eigentlich auch nichts darüber hören.“ Er setzte seine Brille auf und beugte sich über die Schreibmaschine. „Ein Herzschrittmacher!“ Er fing wieder an zu tippen. „Ich hoffe nicht, dass ich auch mal so ein Ding brauche.“
Eine Zeitlang saßen beide und arbeiteten. Beerta tippte, Maarten las. Beertas Maschine klingelte mit einer bemerkenswerten Regelmäßigkeit, so als brauche er keine Sekunde nachzudenken. Als er fertig war, drehte er das Papier aus der Maschine und las den Text noch einmal durch. Dann trug er die Schreibmaschine zum Tisch zurück, legte die getippten Seiten zusammen mit den Durchschlägen in eine Mappe, klappte das Buch, das er rezensiert hatte, zu und legte es auf die Ecke des Tisches. „Wieder ein Buch, das ich dem Büro schenke“, sagte er zufrieden. „Sechsunddreißig Gulden! Und die schenke ich einfach so weg!“
„Eigentlich müssten Sie dem Büro natürlich alle Bücher schenken“, sagte Maarten, ohne von der Arbeit aufzusehen. „Nicht nur die, die Sie nicht gut finden.“
„Wieso?“
„Weil Sie sie in Ihrer Bürozeit rezensieren.“
„Aber ich lese sie abends! In meiner Freizeit!“
„Sie haben mal gesagt, dass ein wissenschaftlicher Beamter vierundzwanzig Stunden am Tag im Dienst ist.“
„Das habe ich gesagt, aber die Bücher, die er rezensiert, darf er behalten.“
Maarten lachte.
„Du bist ein ganz schöner Puritaner. Aber ich mag das. Ich bin selbst auch so.“
„Außer, wenn es um Bücher geht.“
„Außer, wenn es um Bücher geht“, gab Beerta zu. „Für ein Buch würde ich, glaube ich … einen Mord begehen ist zu viel gesagt, aber es würde mir nichts ausmachen, es zu stehlen. Das ist natürlich streng sub rosa.“
„Natürlich!“ Er drehte sich um. „Haben Sie schon mal ein Buch gestohlen?“
„Nein“, sagte Beerta ernst. „Dafür b-bin ich zu ungeschickt. Manwürde mich sofort erwischen.“ Er setzte sich wieder hinter den Schreibtisch und zog eine Mappe zu sich heran. „Aber ich würde mich nicht schuldig fühlen, und das heißt schon was bei einem, der sich immer schuldig fühlt.“ Er schlug die Mappe auf und vertiefte sich in den Text.
Maarten stand auf, nahm das Buch, in dem er gerade gelesen hatte, mit und verließ den Raum. Als er bei van Ieperen vorbeikam, bedeutete ihm dieser mit einer
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