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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Gratulieren. Sie schlossen sich zu fünft der kleinen Schlange an und warteten, bis sie an der Reihe waren. Auf einem großen, auf Hochglanz polierten Tisch standen, wie bei einer Beerdigung, Tassen mit Kaffee und kleine Teller mit Kuchenstücken, die den Leuten, die ihre Glückwünsche übermittelt hatten, von zwei älteren Frauen in Sonntagskleidern gereicht wurden.
    „Und das ist Herr Koning“, sagte Slofstra zu seiner Frau, als Maarten an der Reihe war. „Wenn Herr Beerta nicht da ist, ist Herr Koning der Chef.“
    „Dann ist de Bruin der Chef“, korrigierte Maarten. Er gab Frau Slofstra die Hand. „Tag, Frau Slofstra, meine Glückwünsche.“
    „Frau Dijk-Straat“, sagte sie, bevor Maarten zu Ende gesprochen hatte. Sie war blondiert, hatte dunkle Ringe unter den Augen und sprach ihren früheren Namen übertrieben vornehm aus. Slofstra musste herzlich lachen. „Der ist gut!“, rief er. „Ja, das würde de Bruin so passen!“
    „Sie haben einen guten Mann bekommen“, sagte Maarten. Die Situation machte ihn verlegen.
    „Glauben Sie?“, fragte sie zögernd.
    „Ich werde Sie eben meiner Schwester und meinem Schwager vorstellen“, sagte Slofstra und fasste Maarten am Arm.
    „Aber Sie müssen doch hierbleiben?“, sagte Maarten.
    „Egal! Das regelt sich schon!“ Er nahm ihn mit an das Ende der Reihe, wo ein älteres Ehepaar stand, eine kräftige Frau in einem dunkelblauen Kostüm sowie ein stämmiger, pompös wirkender Mann in einem Westenanzug. „Das ist Herr Koning“, sagte Slofstra zu ihnen. „Und das hier sind meine Schwester und mein Schwager“, sagte er zu Maarten. „Mein Schwager heißt Balk. Genau wie Herr Balk.“
    „Balk!“, sagte der Mann. Er gab Maarten die Hand. „Angenehm, Sie kennenzulernen.“
    „Mein Schwager ist Dezernent bei der Stadt Utrecht“, erläuterte Slofstra.
    „Das weiß ich“, sagte Maarten.
    „Das wussten Sie?“, fragte der Mann interessiert.
    „Ihr Schwager hat es mir einmal erzählt.“
    Der Mann verstand. Sein Interesse sank schlagartig.
    „Sie kommen doch noch auf den Empfang?“, fragte Slofstra. „Herr Balk, Herr Meierink und Herr de Gruiter sind verhindert.“
    Die Einladung überfiel Maarten. „Wo ist denn der Empfang?“, fragte er, um Zeit zu gewinnen.
    „Im Haus meiner Frau. Sonst ist niemand vom Büro da!“
    Maarten überwand sein Zögern. „Gut, aber ich bleibe nicht lange.“
    „Dann sehe ich Sie nachher“, sagte Slofstra zufrieden und entfernte sich von ihnen.
    „Sie arbeiten auch im Büro von Herrn Beerta?“, fragte Slofstras Schwager.
    „Ja“, sagte Maarten. Er suchte mit seinen Blicken nach Hendrik und entdeckte ihn mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen in der Hand.
    „Mein Schwager hat mir davon erzählt. Es scheint mir eine interessante Arbeit zu sein, die Sie dort machen.“
    „Ja“, stimmte ihm seine Frau zu.
    „Was machen Sie dort genau?“, fragte der Mann. „Denn aus den Erzählungen meines Schwagers werde ich nicht ganz schlau.“
    Maarten sah ihn an. Er wollte diese Leute loswerden, wusste aber nicht, wie. „Ich beschäftige mich unter anderem mit Erzählungen über Wichtelmännchen.“ Das entsprach längst nicht mehr der Wahrheit, doch die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass diese Antwort bei Außenstehenden den gewünschten Effekt erzielte.
    „Erzählungen über Wichtelmännchen …“, wiederholte der Mann überrascht.
    „Merkwürdig, dass es an solchen Dingen auch Interesse gibt“, sagte seine Frau.
    „Und auch mit Mittelchen gegen Warzen und den Schluckauf und Ähnlichem“, fügte Maarten hinzu.
    „Und darüber schreiben Sie eine Doktorarbeit? Oder sind Sie etwa schon promoviert?“
    „Nein, ich bin nicht promoviert.“ Ob er eine Doktorarbeit schrieb, ließ er im Ungewissen. Das Gespräch bedrückte ihn. „Wissen Sie, wo das Haus Ihrer Schwägerin ist?“
    „Das ist ein ganzes Stück außerhalb Zaandams“, antwortete der Mann. „Am Deich. Sie können mit uns mitfahren.“
    „Nein, ich laufe lieber. Ich sitze sowieso schon viel zu viel drinnen“, entschuldigte er sich.
     
    Hendrik begleitete ihn. Auf dem Deich kam der Wind schräg von vorn. Sie kämpften unter einem schmutziggrauen Himmel, der von dunklen Wolken durchzogen wurde, schräg vornübergebeugt gegen den Sturm an, ohne etwas zu sagen. Bei den Häusern, an denen sie vorbeikamen, klapperte und knarrte es, ein Mülleimer rollte über die Straße und blieb an der Seite bei einem Laternenpfahl liegen, auf der Straße selbst lagen

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