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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Entwurf.“
    Der Brief war nicht an van der Haar, sondern an den Verwaltungsrat des Hauptbüros gerichtet. Nijhuis nahm darin Bezug auf van der Haars Schreiben. Er wies darauf hin, dass im Beamtenreglement ein Zeitraum von anderthalb Jahren genannt werde, während er erst ein Jahr und drei Monate krank sei und seine Arbeit inzwischen teilweise wieder aufgenommen habe. Und er drückte seine Enttäuschung darüber aus, dass die Entscheidung, ihn erneut amtsärztlich untersuchen zu lassen, von einem Direktor getroffen worden war, der selbst oft krank sei und deshalb verstehen müsse, was eine solche Maßnahme für einen Menschen bedeute. Unterschrieben: T. Nijhuis.
    „Sehr gut“, sagte Maarten, während er den Brief zurückgab. Vor allem der letzte Satz befriedigte die bei ihm wachgerufenen Rachegefühle.
    „Ich werde mal mit Beerta darüber sprechen.“
    Beerta saß an seinem Schreibtisch.
    „Nijhuis hat einen Brief von van der Haar bekommen“, sagte Maarten.
    Beerta drehte sich um. „Das habe ich dir erzählt.“ Er legte seine Brille weg.
    „Aber Nijhuis sagt, dass sie ihn überhaupt nicht amtsärztlich untersuchen lassen dürfen, weil das laut Beamtenreglement erst nach anderthalb Jahren passieren darf. Und sogar dann ist es noch nicht nötig.“
    Beerta war bleich geworden. „Dann haben sie mich hereingelegt.“
    „Was haben sie denn gesagt?“
    „Swenker hat mir einen Paragraphen vorgelesen, aus dem hervorgeht, dass es sein muss.“
    „Was war das denn für ein Paragraph?“
    „Das weiß ich nicht“, sagte Beerta aufgebracht. „Er hat die Papiere wieder mitgenommen.“ Er sah Maarten fest an. „Sie haben mich reingelegt!“
    „Jedenfalls wird Nijhuis Widerspruch einlegen“ – er setzte sich an seinen Schreibtisch – „dann wird es damit also wohl nichts werden.“
    Beerta antwortete nicht darauf. Er blieb noch einen Moment halbMaarten zugewandt auf seinem Stuhl sitzen und sah ihn an, bevor er sich ebenfalls wieder an die Arbeit machte.
    *
    Am Tag, als Slofstra den Bund der Ehe schloss, wehte ein Sturm aus Nordwesten, der im Laufe des Nachmittags Windstärke 10 erreichte. Sie waren zu fünft: Balk, Meierink, de Gruiter, Hendrik und Maarten. Nijhuis hatte wegen des Sturms von seinem Vorhaben, mitzugehen, absehen müssen, Beerta musste zu einer Sitzung, Fräulein Haan war noch im Urlaub, van Ieperen machte nie mit, Frau Moederman war noch nicht lange genug da, und de Bruin fand, dass er das Büro nicht unbeaufsichtigt lassen konnte.
    Vom Bahnhof aus liefen sie gegen den Wind ankämpfend durch einen kleinen Park und an einer kleinen Gracht entlang zu der alten Kirche im Herzen Zaandams. Die Straße war wie ausgestorben. Alles klapperte, quietschte und knarrte. Die kahlen Bäumchen und die Sträucher peitschten im Wind hin und her, Papier wurde durch den Sturm hoch in die Luft getrieben, zwischen pfeilschnell vorbeiwischenden Möwen hindurch. Als sie bei der Kirche ankamen, fuhr gerade der Hochzeitszug vor, ein Hochzeitswagen mit einem Begleitfahrzeug und ein gewöhnliches Auto. Die Autos stoppten am Rande des Platzes. Slofstra stieg aus, sah sie sofort und hob die Hand. Er rief auch etwas, doch das war im Wind nicht zu verstehen. Außerdem verlor er im selben Moment seinen Hut, griff vergebens danach und rannte ihm dann hinterher. Der Hut rollte im Sturm auf der Krempe zur anderen Seite des Platzes, wo er von einem Zuschauer aufgefangen wurde. Inzwischen waren Frau Slofstra und der Rest der Familie aus den Autos gestiegen und standen mit flatternden Mänteln im Wind, um auf ihn zu warten. Slofstra kam, gegen den Wind gebeugt, vergnügt zurück, mit dem Ärmel seines Mantels den Hut abputzend. Er fasste seiner Frau plötzlich um die Taille, mit dem Hut in der Hand, und schob sie wie eine Schubkarre gegen den Sturm zur Kirche. Sie protestierte kreischend und versuchte, sich von ihm loszumachen, doch er hatte sie fest im Griff und ließ sie erst frei, als sie die Kirche betraten. Seine Kollegen folgten ihm, hinter der Familie und zwischen einer Handvoll interessierterZuschauer. Im Kircheninnern verursachte der Sturm einen ohrenbetäubenden Lärm. Er schlug gegen die Fenster und ließ die Dachpfannen klappern. Der hohe, dämmrige Kirchenraum wirkte wie eine Trommel, in der die Worte des Pfarrers und das Singen der Psalmen verlorengingen. An der Spitze dieses Getöses saß Slofstra, aufrecht und offenbar nicht beteiligt an dem, was um ihn herum geschah.
    Im Konsistorialzimmer bestand Gelegenheit zum

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