Das Büro
mal.“ Er zeigte auf die Adresse. „An Herrn D. Slofstra! Das geht doch nicht! Dann kann der doch besser in meinem Zimmer hängen! Man kann doch nicht einfach so etwas für sich bestellen?“
Beerta sah sich die Adresse an und spitzte die Lippen. „Hat Slofstra den Kalender schon gesehen?“ Er blickte de Bruin verschmitzt an.
„Nein, Herr Beerta. Ich hab ihn gerade in der Post gefunden.“
„Dann kannst du einen behalten, aber das darfst du Slofstra nicht erzählen, denn sonst gibt es wieder Ärger.“
„Ja, Herr Beerta.“
Gemeinsam zogen sie die Kalender aus den Umschlägen, die de Bruin in den Papierkorb neben Beertas Schreibtisch stopfte. „Vielen Dank“, sagte er noch und verließ mit seinem Kalender den Raum.
„Slofstra geht manchmal ein bisschen zu weit“, fand Beerta, „das sollte er nicht tun, denn das kann de Bruin nicht haben.“ Er legte die beiden anderen Kalender auf seinen Schreibtisch und drehte sich erneut zu Maarten um. „Gestern war ich auf einer Versammlung derKirchenhistorischen Gesellschaft – du weißt, dass ich da Mitglied bin?“ Maarten hörte mit dem Tippen auf. „Nein.“
„Ich bin Mitglied der Kirchenhistorischen Gesellschaft“, wiederholte Beerta, während er auf ihn hinabsah, „und da hat ein Professor über das Wunder von Nicäa gesprochen. Weißt du, was das ist?“
„Nein.“
„Deine Kenntnis der Kirchengeschichte ist nicht sehr beeindruckend. Na ja, als ich so alt war wie du, hätte ich es vielleicht auch nicht gewusst.“ Er sah Maarten ironisch an. „Auf dem Konzil von Nicäa zählte man bei den Abstimmungen jedesmal dreihundertneunundzwanzig Stimmzettel, obwohl es nur dreihundertachtundzwanzig Stimmberechtigte gab. Hast du wirklich nie davon gehört?“
Maarten schüttelte den Kopf.
„Dreihundertneunundzwanzig!“, wiederholte Beerta. „Sie zählten wieder und wieder, aber es waren tatsächlich dreihundertneunundzwanzig. Und da kam plötzlich jemand auf die Idee, dass der Heilige Geist mit abgestimmt hätte.“ Er schwieg einen Moment, um es zu Maarten durchdringen zu lassen. „Und das Interessante ist, so merkwürdig es auch klingt, dass wir das jetzt alle glauben.“
„Merkwürdig.“ Er fühlte eine unerklärliche, ohnmächtige Wut in sich aufsteigen und hatte Mühe, sie zu verbergen. Um deutlich zu machen, dass er arbeiten wollte, sah er in sein Buch.
„Sehr merkwürdig“, bestätigte Beerta. Er sah zur Tür.
Slofstra betrat den Raum. „Herr Beerta!“, sagte er mit seiner lauten, näselnden Stimme. „Kann ich Sie eben stören? Hier ist Frau Moederman!“ Er drehte sich zu einer Person um, die noch in Fräulein Haans Zimmer stand. „Kommen Sie nur rein!“ Er sah wieder zu Beerta. „Frau Moederman kommt zu uns wegen der Korrespondentenadministration, weil ich das nicht kann!“
„Lass Frau Moederman nur herein“, sagte Beerta. Frau Moederman war eine schon etwas ältere Frau mit einem freundlichen, runden, etwas sorgenvollen Gesicht.
„Ich bin Beerta“, sagte Beerta steif. Er gab ihr die Hand.
„Tag, Herr Beerta.“ Sie wackelte leicht mit dem Kopf.
„Sie wollen also hier arbeiten.“
„Ja, Herr Beerta.“
„Und Frau Haan hat Ihnen gesagt, was man von Ihnen erwartet?“
„Ja, Herr Beerta.“
In der Zwischenzeit hatte Slofstra die Umschläge im Papierkorb entdeckt. Er zog sie heraus, weil es hübsche Umschläge waren, und sah dann, dass einer an ihn adressiert war. „Sieh mal an“, unterbrach er das Gespräch zwischen Beerta und Frau Moederman, „der ist für mich! Das ist der Kalender der Druckerei Holland.“
„Ja“, sagte Beerta und richtete sich ein wenig auf, „aber den haben wir Ihnen nicht gegeben, denn Sie verlangen manchmal etwas zu viel. Ein Beamter im Dienst darf nichts für sich selbst verlangen!“
„Das weiß ich“, antwortete Slofstra gehorsam.
„Und dennoch tun Sie es gelegentlich.“
„Ja, Herr Beerta.“
„Gut, dann lassen Sie sich das gesagt sein.“
„Danke.“ Er sah auf den Umschlag. „Darf ich den Umschlag denn haben?“
„Soweit es mich betrifft, dürfen Sie auch den Kalender haben. Aber dann müssen Sie ihn sich von de Bruin holen, denn der hat ihn jetzt.“
„Wenn de Bruin ihn gern haben will, darf er ihn behalten“, sagte Slofstra großmütig.
Während der ganzen Zeit hatte Frau Moederman etwas geistesabwesend danebengestanden, als sei sie mit ihren Gedanken woanders.
„Haben Sie Herrn Koning schon kennengelernt?“, fragte Beerta.
„De Bruin ist doch ein
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