Das Büro
antwortete Stoutjesdijk. Er schlug den Fragebogen, mit dem er beschäftigt war, zu, legte ihn auf den bereits bearbeiteten Stapel und ordnete die Karteikarten, die er geschrieben hatte.
Während er damit beschäftigt war, beobachtete Maarten ihn aus der Entfernung. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis du hier sitzen kannst“, sagte er.
„Aber danach bekommen wir doch den Raum von de Gruiter?“ Stoutjesdijk stand auf, nahm seinen Mantel vom Nagel, griff zu seiner Tasche, schaltete das Licht aus und folgte Maarten zur Eingangstür.
Im Flur war es kalt, kälter als in den Büroräumen. Am Ende, bei der Eingangstür, drang Licht aus de Bruins Verschlag. Hindriks war noch da. Breitbeinig saß er auf einem Stuhl, ein Stück vom Tisch entfernt, seine Schultern hochgezogen, den Rücken etwas gekrümmt und die Hand auf der Brust. Er keuchte.
Maarten war stehengeblieben. „Ist Ihnen nicht gut?“
Hindriks winkte ab. „Geht schon vorbei“, sagte er mühsam. Er schnappte nach Luft, die Atemnot färbte sein Gesicht grau.
Stoutjesdijk war nun auch nähergekommen. Sie sahen unschlüssig zu. Hindriks versuchte zu lächeln, doch er brachte nicht mehr als eine Grimasse zustande.
„Können wir etwas tun?“, fragte Maarten.
Hindriks schüttelte den Kopf.
„Haben Sie Medikamente genommen?“, fragte Stoutjesdijk.
Der Ton, in dem er dies sagte, erinnerte Maarten daran, dass er Medizin studierte.
Hindriks nickte beklommen und klopfte sich auf die Brust.
„Ob er ein Glas Wasser haben möchte?“, fragte Maarten Stoutjesdijk.
Hindriks schüttelte den Kopf.
Sie zögerten.
„Soll ich Ihre Frau anrufen?“, fragte Maarten.
Hindriks schüttelte den Kopf. „Nein, Sie können wirklich gehen.“ Er griff zur Tischkante und richtete sich mühsam auf. „Es geht mir schon besser.“ Er lächelte. Bei jedem Atemzug fiepte es tief aus seiner Brust.
„Ich denke, wir können gehen“, sagte Stoutjesdijk.
„Wenn Sie nur keinen Unsinn machen“, sagte Maarten zu Hindriks. „
Ein
de Bruin reicht.“
„Ja, Herr Koning“, sagte Hindriks.
Sie wandten sich ab. Maarten öffnete die Eingangstür. Draußen war es kalt. Der Schnee war zertrampelt, es lag nur noch etwas Matsch herum. Zwischen anderen Fußgängern gingen sie nebeneinander her in Richtung Dam. „Dagegen lässt sich sicher noch nichts machen, oder?“, fragte Maarten.
„Nein“, sagte Stoutjesdijk. „Man kann so einen Anfall mit Adrenalin oder Euphyllin abmildern, aber das ist ein Notbehelf.“
„Und in der Volksheilkunde?“
Stoutjesdijk lachte. „Ich habe den
Bakker
gerade erst bekommen.“ Er hielt kurz inne, um auf dem Bürgersteig einen entgegenkommenden Passanten vorbeizulassen. Hintereinander überquerten sie die Brücke.
„Warum haben Sie das Buch eigentlich nicht selbst gekauft?“, fragte Stoutjesdijk, als er wieder neben ihm ging.
„Warum sollte ich?“
„Weil es Ihr Fach ist.“
„Ich halte mein Fach für Unsinn.“
Stoutjesdijk lachte herzlich. „Warum machen Sie es dann?“
„Weil mir nichts Besseres einfällt.“
Schweigend gingen sie eine Weile inmitten des heimwärts strebenden Verkehrs. Es begann wieder zu schneien, ein feinkörniger Schnee, der vor dem Licht der Laternen herabrieselte. In der Kälte war ihr Atem zu sehen. Maarten spürte, wie die nasse Kälte der Straße durch seine Schuhe in den Körper hinaufstieg.
„Darf ich Sie etwas fragen?“, fragte Stoutjesdijk.
„Ja, natürlich.“
„Ich möchte heiraten, und nun würde ich gern achthundert Gulden von jemandem leihen.“
Maarten zögerte. Er dachte an Veerman. Fast an derselben Stelle hatte Veerman ihn dasselbe gefragt. Er spürte noch immer die Scham, jetzt wo er daran zurückdachte, nicht, weil er sich nicht darauf eingelassen hatte, sondern er schämte sich für Veerman. Im selben Moment dachte er an Balk. „Die habe ich nicht“, sagte er.
Stoutjesdijk lachte. „Macht nichts! Aber ich dachte: Ich versuche es mal.“
„Natürlich“, sagte Maarten. Er fühlte sich wie ein Großkotz, ein Mann, der nur noch dafür gut ist, dass man ihn um Geld angeht.
Als er allein im Schnee zwischen den Menschen und den sich bewegenden Lichtern den breiten Bürgersteig der Raadhuisstraat entlangging, war er traurig. Er dachte an den Konflikt mit Beerta und fühlte sich bedroht. Ein erwachsener Mann. So weit er denken konnte, gab es nichts mehr, was ihm Schutz bot. Erst als er rechts abbog, in die schmale Straße, die ihn zur Gracht führte, in der er wohnte, atmete
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