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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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er etwas freier, so als träte er in den Windschatten.
    „Wie war es heute?“, fragte Nicolien, als er auf der Couch saß.
    „Schrecklich.“
    „Was ist denn passiert?“
    Er schüttelte den Kopf. „Das lässt sich kaum erzählen.“
    „Aber warum kündigst du dann nicht?“
    „Weil ich nicht wüsste, wo ich dann hin sollte“, sagte er mutlos.
    *
    „De Bruin hat einen Herzinfarkt gehabt“, erzählte Maarten.
    „Oh, das wusste ich nicht“, sagte Frans.
    „Hatte ich das nicht erzählt?“
    „Nein.“
    „Vor einem halben Jahr hat er einen Herzinfarkt gehabt.“
    „Ich fand ihn nicht so besonders nett.“ Er sah kurz zu Nicolien.
    Maarten ignorierte die Bemerkung. „Es steht jetzt fest, dass ernicht wieder zurückkommt, aber er weigert sich, seinen Schlüssel abzugeben. Das ärgert mich, und ich merke, dass es Beerta auch ärgert. Verstehst du das?“
    „Vielleicht will er sich nicht eingestehen, dass er nicht zurückkommt?“ Er sah erneut zu Nicolien.
    „Ich finde das eigentlich ganz liebenswert“, sagte Nicolien.
    „Nein, ob du verstehst, dass es mich ärgert“, verdeutlichte Maarten.
    „Ach, das meinst du. Nein, ich glaube, das verstehe ich nicht. Du kannst doch einfach einen nachmachen lassen? Dann kann er ihn behalten.“
    „Das weiß ich auch, aber es ärgert mich trotzdem!“ Er nahm die Flasche und schenkte Frans nach, sah zu Nicoliens Glas, doch sie hatte noch, schraubte die Kappe auf die Flasche und stellte sie wieder neben das Tischbein. „Ich bin zwar freundlich zu de Bruin und besuche ihn auch manchmal, aber wenn ich meinem Ärger nachgeben würde, würde ich den Schlüssel zurückfordern, auch wenn ich wüsste, dass er dann wieder einen Herzinfarkt bekommt, oder vielleicht sogar gerade, weil ich es wüsste.“
    „Das finde ich nicht besonders nett“, sagte Frans und sah zu Nicolien. „Findest du nicht auch?“
    „Nein“, sagte sie, „und ich glaube es auch nicht. Das sagst du bloß, weil du dich selbst immer schlecht machen musst.“
    „Das ist Unsinn“, sagte Maarten irritiert. „Natürlich sage ich das nicht einfach so. Warum sollte ich es anders sagen?“
    „Weil du ein Querkopf bist.“
    Er reagierte nicht darauf.
    „Vielleicht ist es so wie bei mir damals, als ich auf der Straße niemandem ausweichen wollte“, vermutete Frans.
    „Das ist etwas ganz anderes. Das hast du getan, weil du dich nicht in die Ecke bugsieren lassen wolltest.“
    „So ein Schlüssel bedeutet natürlich Macht.“
    „Für de Bruin schon.“ Er erinnerte sich plötzlich, dass de Bruin das Schloss hatte auswechseln lassen, als er selbst einen Schlüssel bekommen hatte. „Vielleicht nehme ich es ihm noch übel, dass er damals das Schloss hat auswechseln lassen. Vielleicht ist es das.“
    „Ja“, sagte Frans vage.
    Maarten trank seinen Schnaps aus und schenkte sich nach.
    „Ich auch“, sagte Nicolien und schob ihm das Glas hin.
    „Entschuldige.“ Er schenkte auch ihr nach. „Aber warum findest du es eigentlich nicht nett?“, fragte er und wandte sich Frans zu. „So sind doch die Menschen? De Bruin ist selbst auch so.“
    „Ja, natürlich, aber ich mag es nicht so besonders. Ich finde es zu hart, glaube ich.“
    „Du willst lieber, dass die Menschen sanft zueinander sind.“ Es lag etwas Boshaftes in seiner Stimme.
    „Ja“, sagte Frans verlegen.
    „
Seien wir sanft zueinander, mein Kind, und lass uns nicht das hohe, stolze Wort der Liebe sprechen
“, zitierte Maarten Adriaan Roland Holst. „Ich fand das immer ein verdammt schmieriges Gedicht.“
    Frans war rot geworden. „Ja, entschuldige bitte.“
    „Aber das ist doch etwas ganz anderes!“, sagte Nicolien.
    „Ja“, sagte Frans und sah sie dankbar an, „das dachte ich eigentlich auch.“
    Maarten lachte. „Ja, das ist etwas anderes.“ Er griff wieder zu seiner Pfeife und nahm den Tabaksbeutel vom Tisch.
    „Aber für dich wäre so ein Schlüssel dann doch auch Macht?“, vermutete Frans.
    „Für mich?“ Er stopfte die Pfeife, ohne dabei hinzusehen, den Blick vor sich auf den Tisch gerichtet. „Nein, für mich ist es, glaube ich, keine Macht. Es würde mir auch nichts ausmachen, wenn jeder einen Schlüssel hätte. Ich fände das sogar ganz gut. Als ob es unser Haus wäre, mit einem Vater und einer Mutter“, er schmunzelte, „Beerta und Fräulein Haan, das ist allerdings gewöhnungsbedürftig.“
    „In einer psychiatrischen Anstalt haben auch immer die anderen die Schlüssel“, erinnerte sich Frans.
    „Ja, das

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