Das Büro
Büro ist eine psychiatrische Anstalt, weil nicht jeder einen Schlüssel hat.“ Er lachte. „Aber ich habe einen, also habe ich Macht, und gleichzeitig hasse ich Leute, die daraus Macht ableiten. Da kannst du dir vorstellen, was für ein Leben ich habe.“
„Vielleicht kannst du dann doch besser Macht haben.“
Sie schwiegen. Maarten steckte umständlich den Tabak in seiner Pfeife an, Nicolien schob Frans das Päckchen Gauloises hin, als sie sah, dass er sich eine Zigarette drehen wollte.
„Ich nehme jetzt mal eine von mir selbst, okay?“, sagte Frans verlegen.
„Ja, natürlich“, sagte sie.
„Was machst du jetzt eigentlich?“, fragte Maarten.
„Ich habe das Analschild einer Milbe gezeichnet“, sagte Frans und wurde rot. „Die Milbe saß in der Nase einer Brandente.“
„Ganz schön verrückt“, sagte Maarten.
„Ich musste mich auch erst daran gewöhnen. An die Idee, meine ich. Ich denke dann schnell, dass es etwas Schmutziges ist.“ Er sah zu Maarten. „Geht es dir nicht so?“
„Ich habe noch nie so etwas gesehen“, wich Maarten aus.
„Ich werde mal so eine Zeichnung für dich mitbringen.“
Maarten nickte.
„Ich denke jetzt darüber nach, auch mal einen Schafskötel zu zeichnen. Vielleicht können wir wieder einmal eine Wanderung machen?“ Er sah rasch zu Nicolien. „Oder wandert ihr derzeit nicht?“
„Warum einen Schafskötel?“, fragte Maarten.
„Vielleicht, um es zu überwinden? Ach, ich weiß es auch nicht.“
„Nein, solche Dinge weiß man nicht“, gab Maarten zu.
*
Beerta stand neben seinem Schreibtisch und sah zur Tür, als Maarten eintrat.
„Tag, Herr Beerta“, sagte Maarten. Er stellte seine Tasche an den Schreibtisch und zog den Stuhl darunter hervor.
„Ich habe gestern Asjes gesprochen“, sagte Beerta, ohne seinen Gruß zu erwidern, „und ich habe deswegen die ganze Nacht nicht schlafen können.“ An seiner Stimme war zu hören, dass er aufgewühlt war. Er sah Maarten starr an.
„Wo war das?“, fragte Maarten, während er sich setzte.
„Bei der Promotion von Frau Bakker.“
Maarten reagierte nicht sofort. Er griff zu seinem Stift, lehnte sichnach hinten und sah Beerta von der Seite an. „Und was hat er gesagt?“
„Er sagte, dass er in diesem Frühjahr noch nicht mit dem Studium fertig wird und auch in diesem Jahr nicht. Ohne eine Miene zu verziehen! Einfach frisch von der Leber weg! Als ob es die normalste Sache der Welt wäre!“
Maarten hörte zu, ohne zu reagieren.
„Und plötzlich wurde mir klar: Das ist van de Ven!“ Seine Stimme überschlug sich. „Ich konnte kaum glauben, was ich zu hören bekam! Ich habe deswegen die ganze Nacht wachgelegen!“
„Wer ist van de Ven?“
„Van de Ven ist jemand, der sehr gut ist, aber nie etwas zu Ende bringt. Einer, der sogar am Wörterbuch zu langsam arbeitete. Sogar am Wörterbuch!“ Er sah Maarten eindringlich an.
Maarten wandte den Kopf ab. Er sah auf seinen Stift, damit beschäftigt, die Mitteilung zu verarbeiten und seine Position zu bestimmen.
„Und dieser Bursche ist genauso! Der bringt sein Studium nie zu Ende! Der hält uns einfach nur hin! Ich habe also gesagt, dass wir nicht länger warten können, weil ich es nicht länger verantworten kann.“ Er wartete einen Moment, damit Maarten reagieren konnte, doch dieser reagierte nicht, sondern sah konzentriert auf seinen Stift und versuchte, ihn senkrecht aufzustellen, was unmöglich war, da der Stift unten abgerundet war. „Und außerdem habe ich dort auch Hein de Boer getroffen“, sagte Beerta, als Maarten weiterhin schwieg. „Der ist im Gegensatz zu Asjes fertig mit dem Studium und würde sehr gern hier anfangen, also sollten wir Hein de Boer nehmen. So geht es nicht weiter.“ Er wartete erneut auf eine Reaktion.
Dass Beerta mit Hein de Boer kam, machte Maarten misstrauisch. Er sah hoch. „Ich habe nichts gegen Hein de Boer, aber Asjes ist besser. Wir nehmen Asjes.“ Er musste eine aufkommende Aggression unterdrücken, als er Beerta ansah.
Beerta war rot geworden. „Ausgeschlossen! Ich habe übrigens stark den Eindruck, dass der Bursche es selbst nicht mehr will. Er ist nicht interessiert!“
„Das glaube ich nicht.“
„Er ist nicht interessiert!“, wiederholte Beerta. „Sonst würde er das doch nicht so einfach sagen? Dann hätte er mich doch gefragt, ob ich nicht bei Springvloed ein gutes Wort für ihn einlegen könnte? Er weiß doch, dass ich bei Springvloed Einfluss habe?“
„Das will er natürlich nicht.
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