Das Büro
„Was soll ich jetzt tun?“, fragte er unsicher und sah Beerta an.
„Herr Koning findet es nicht gut“, sagte Beerta gekränkt. Er setzte die Brille wieder auf und fuhr mit seiner Arbeit fort. Kurze Zeit später stand er auf und verließ den Raum.
„Fräulein Haan hat sich beklagt“, erklärte Maarten.
„So etwas habe ich schon vermutet“, sagte Stoutjesdijk.
„Er ist ziemlich verschlossen, nicht wahr? Er sagt nie etwas.“
„Er sondert sich ab“, bestätigte Stoutjesdijk. „Und wenn er mal irgendwo zu Besuch ist, trinkt er nur.“
Beerta kam wieder herein. Er trug seine Schreibmaschine zu seinemSchreibtisch und begann zu tippen. Stoutjesdijk beendete seine Arbeit und verließ den Raum. Wenig später ging die Tür auf und Hendrik kam herein. „Sie haben mich gesucht, Herr Beerta?“
Beerta hörte auf zu tippen. „Ja, ich habe dich gesucht.“ Er rückte seinen Stuhl zur Seite, so dass er Hendrik sehen konnte. „Wie macht sich dein neuer Assistent?“
„Gut, Herr Beerta.“
Beerta nickte. „Aber er raucht ziemlich viel.“
„Ja, Herr Beerta.“
„Warum tut er das?“
„Das weiß ich nicht. Das müssten Sie ihn selbst fragen.“
„So viel, dass Frau Haan sich dadurch belästigt fühlt.“
„Das glaubte ich bereits bemerkt zu haben.“
„Hat sie mit dir denn schon darüber gesprochen?“
„Nein, Herr Beerta.“
„Wie hast du es denn bemerkt?“
Hendrik richtete sich ein wenig auf. „Weil sie den Aschenbecher einmal versteckt hat.“
Beerta hob die Augenbrauen. „Sie hat den Aschenbecher versteckt?“
„Ja, Herr Beerta.“
„Und was hat der junge Mann daraufhin gemacht?“
„Er hat eine Untertasse genommen.“
Beerta nickte mit einer kaum wahrnehmbaren Ironie. „Kannst du ihm nicht mal sagen, dass er etwas weniger rauchen soll?“
„Wenn Sie es möchten, mache ich das natürlich. Aber ich weiß nicht, ob es etwas nützt.“
„Ich möchte es“, sagte Beerta gemessen. „Denn so, wie es jetzt ist, kann ich es nicht länger verantworten. Wenn er weiterhin so viel raucht, wird er krank.“
„Ich werde es ihm sagen. War es das, weshalb Sie mich gerufen hatten?“
„Ja, du kannst gehen.“
Hendrik verließ den Raum.
Maarten hatte mit wachsender Verärgerung zugehört. „Der Jungewird nicht krank, Sie machen ihn auf diese Weise krank!“, brach es aus ihm hervor, als Hendrik die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Er hat eine neurotische Persönlichkeitsstruktur. Er raucht nicht von ungefähr!“
„Dann muss er zum Arzt. Wenn jemand neurotisch ist, muss er zum Arzt.“
„Man stelle sich bloß vor, dass jeder, der nicht ganz normal ist, zum Arzt müsste. Es geht darum, dass man jemandem auf diese Weise das Leben unerträglich macht!“
„Mit unnormalen Menschen habe ich nichts zu schaffen“, sagte Beerta gemessen. „Meine Aufgabe ist es, die Mitarbeiter im Büro vor so jemandem zu schützen. Die Welt ist doch nicht für unnormale Menschen da! Das würde die Sache doch auf den Kopf stellen! Die Welt ist für das Mittelmaß da! Und ich lasse mir von dir nicht einreden, dass es anders ist! Und jetzt möchte ich nicht mehr darüber reden!“ Wütend rückte er seinen Stuhl an den Schreibtisch und setzte die Brille auf. „Das wäre ja noch schöner“, sagte er zornig, „wenn unnormale Menschen hier das Sagen hätten! Ich habe schon genug mit den normalen zu tun.“
*
Frans hob die Tasche hoch und machte die Bänder los. „Ich habe ein paar Pralinen mitgebracht“, sagte er errötend. Hastig schob er ein blaues Tütchen auf den Tisch.
„Hey, toll“, sagte Nicolien. Sie nahm die Tüte und sah hinein, während Frans zögernd zusah. „Lecker! Kirschpralinen! Die magst du doch so gern!“ Sie sah Maarten an.
„Toll!“, sagte Maarten. „Lecker!“
„Soll ich mich dann mal hier hinsetzen?“, fragte Frans unsicher, während er den Stuhl etwas nach hinten zog.
„Ja, natürlich“, sagte sie. „Und danke auch noch für die Karte! Da liegt sie.“ Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung des Tisches. Die Karte lag oben auf einem Stapel Bücher: die zuckersüße Abbildung eines Mädchens in Volendamer Tracht.
„Ja, es ist vielleicht eine etwas merkwürdige Karte“, sagte Fransscheu und errötete erneut, „aber weil ich van der Meer eine mit einem Jungen geschickt hatte, musste ich diese an euch schicken, schon um das Gleichgewicht zu wahren.“ Den zweiten Teil des Satzes brachte er nur murmelnd heraus.
„Und warum hast du van der Meer dann
Weitere Kostenlose Bücher