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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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einem Knall ließ er ein Bündel Papiere auf den Tisch fallen und setzte sich gutgelaunt hin.
    „In der Tat“, sagte Beerta ironisch.
    „Noch im Theater gewesen? Brecht?“ Er sah Beerta amüsiert an, seine Hände übereinander auf den Papieren.
    „Wir sind in der Oper gewesen“, erzählte Beerta, der hinter seinem Stuhl stand, mit der Hand auf der Lehne. „Als ob die Zeit stillgestanden hätte. Die Herren in Smoking, die Damen in Abendkleidern, solche,die bis oben geschlossen sind“, er strich mit der Hand an seinem Hals vorbei, „so dass man ihre Brüste nicht sehen konnte.“ Er schmunzelte. „So gefällt es mir am besten.“
    „Ach, tu doch nicht so prüde“, sagte Fräulein Haan irritiert. „Das sagst du doch nur!“
    Balk zeigte sich amüsiert.
    Beerta sah sie mit einem ironischen Glanz in den Augen an. „Keineswegs, denn ich
bin
prüde.“
    „Ach, hör doch auf. Ich weiß es doch wohl besser!“
    Beerta betrachtete sie schmunzelnd, ohne zu antworten.
    Fräulein Veldhoven und Fräulein Bavelaar traten ein, gefolgt von de Gruiter und, kurz darauf, Hendrik. Stühle wurden hin- und hergerückt, während sich jeder einen Platz suchte. Beerta nahm einen Stapel Papiere von seinem Schreibtisch und setzte sich ans Kopfende des Tisches. Er wartete, bis alle saßen. „Ist Frau Moederman nicht da?“
    „Frau Moederman ist krank“, sagte Fräulein Bavelaar.
    „Krank?“, fragte Beerta erstaunt. „Was hat sie denn?“
    „Migräne.“
    „Dann werden wir dieses Mal ohne sie auskommen müssen.“ Er blickte in die Runde. „Es gibt drei Dinge, die ich heute auf jeden Fall besprechen möchte. Das sind: das Briefarchiv, der Jahresbericht und der Haushaltsplan für das kommende Jahr. Zunächst einmal das Briefarchiv. Fräulein Bavelaar hat das Wort.“
    „Ich?“, fragte Fräulein Bavelaar erschrocken.
    „Sie hatten doch einen Vorschlag?“
    „Na ja, einen Vorschlag. Ich frage mich bloß, wo es hin soll, denn es nimmt unglaublich viel Platz ein, und ich finde das System auch ziemlich kompliziert.“
    „Das System hat Wiegel noch entwickelt, ich habe also großes Vertrauen, dass es funktioniert.“
    „Na ja, ich kapiere es häufig nicht und kann nichts wiederfinden.“
    „Ich finde, dass Fräulein Bavelaar Recht hat“, bemerkte de Gruiter. „Ich finde es auch oft sehr schwierig.“
    „Gibt es noch weitere Einwände gegen das System?“, fragte Beerta stirnrunzelnd und blickte in die Runde.
    „Gegen das System nicht“, sagte Fräulein Haan, „aber wann schaffen wir endlich einmal diese abscheuliche Regel ab, dass von jedem Brief zwei Durchschläge gemacht werden müssen? Wenn wir schon über Platzmangel reden! Es frisst Platz!“
    „Ich habe oft meine Freude daran gehabt“, versicherte Beerta.
    „Ach, hör doch auf! Ich noch nie.“
    „Das liegt dann an dir.“
    „Wenn man sie nicht braucht, macht man sie eben nicht!“ sagte Balk. „Ich mache nie zwei Durchschläge!“
    Beerta hörte schmunzelnd zu.
    „Aber können wir dann nicht besser das, was wir nicht mehr benutzen, vernichten?“, fragte Fräulein Bavelaar.
    „Ich vernichte nie etwas“, sagte Beerta.
    „Ach, jetzt sei doch mal ernst“, sagte Fräulein Haan.
    „Aber Dé. Ich
bin
ernst! Ich habe noch nie auch nur einen Schnipsel Papier vernichtet!“
    „Wenn wir es vermeiden, Durchschläge zu machen, brauchen wir sie auch nicht zu vernichten“, meinte de Gruiter.
    „Genau!“, sagte Balk.
    „Da bin ich doch anderer Meinung“, sagte Fräulein Bavelaar. „Es gibt eine ganze Menge Zeug, das nach fünf Jahren vernichtet werden kann.“
    „Nennen Sie mal ein Beispiel!“, sagte Beerta.
    „Nun, die Einladungen zu den Symposien beispielsweise, die Einladungen an die Referenten, die Saalmiete, die Einladungen an die Teilnehmer, das kann man nach fünf Jahren doch vernichten? Oder?“
    „Nein“, sagte Beerta. „Das darf nicht vernichtet werden.“
    „Aber warum denn nicht?“
    „Versuchen Sie es gar nicht erst“, sagte Fräulein Haan. „Herr Beerta wird mit Sicherheit niemals seine Zustimmung geben, dass etwas vernichtet wird.“
    „Für ein Symposium werde ich als Referenten zum Beispiel Pater Willibrord einladen“, sagte Beerta und zwinkerte, „aber der lehnt ab, weil er immer ablehnt! Nehmen wir nun an, dass man mir in fünf Jahren den Vorwurf macht, dass ich ihn nicht habe reden lassen. Dannkann ich, mit den Dokumenten in der Hand, beweisen, dass ich das sehr wohl versucht habe.“ In seinem Blick lag Triumph.
    „In

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