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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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Balk.
    „Ja, warte einen Augenblick“, sagte Maarten, „muss eben ein Törtchen aussuchen.“
    Seine Worte bewirkten Heiterkeit. Es gab übrigens nicht mehr viel auszusuchen, denn es befanden sich nur noch drei Tortenstücke in der Schachtel. Er nahm eines mit einer Hülle aus rosa Marzipan und stellte es auf die Untertasse, während es im Raum still wurde. „So, jetzt bin ich so weit“, sagte er und richtete sich auf. Er sah Beerta an. „Herr Beerta!“ – Sobald er zu reden begann, sank seine Nervosität in sich zusammen, als sei nicht er es, der das Wort ergriffen hatte. Gleichzeitig hörte er deutlich das klirrende Geräusch der Teelöffel, mitdenen die Anwesenden ihre Torten aßen. Jemand stellte eine Tasse ab. „In den zurückliegenden sieben Jahren hatte ich das Vorrecht, bei Ihnen im Zimmer zu sitzen, und das verpflichtet mich, mehr als die anderen, über Sie als Person zu sprechen und nicht über Ihre wissenschaftlichen Verdienste, wenn ich dies denn überhaupt könnte. Und dann natürlich vor allem über die netten Seiten Ihrer Persönlichkeit, denn so macht man es bei einer Verabschiedung. Mit ‚nette Seiten‘ meine ich selbstverständlich auch die Geste, mit der Sie die Brille weglegen, bevor Sie sich in Ihrem Stuhl umdrehen, oder die Geschwindigkeit, mit der Sie, mit
einem
Finger, Ihre Briefe tippen, aber vor allem meine ich die Eigentümlichkeiten Ihres Charakters, das, worin Sie sich von anderen unterscheiden. Als ich vor sieben Jahren hier anfing, hatte ich von diesem Charakter einen völlig anderen, sehr viel undifferenzierteren Eindruck als heute, und wenn Sie noch weitere sieben Jahre geblieben wären, wäre dieser Eindruck zweifellos wieder ein anderer gewesen, denn von allen Menschen, die ich kenne, ähneln Sie noch am meisten einem Zauberkasten.“ – Hinter ihm lachte jemand, und er sah, dass Beerta amüsiert die Augenbrauen hob, doch es drang nicht wirklich zu ihm durch. „Als ich hier anfing, war das noch nicht so. Obwohl es schon eine ganze Weile her ist, glaube ich, dass ich in Ihnen vor allem einen Zyniker sah, einen Spieler, einen, dem die ganze Welt und auch die Wissenschaft völlig egal ist und der sich nicht darum schert, was andere darüber denken. Jetzt, da ich Sie besser kennengelernt habe, weiß ich, dass dies nicht stimmt, dass Sie das Leben im Gegenteil sehr ernst nehmen, so ernst, dass Sie vor der Verantwortung zurückschrecken, die dies mit sich bringt, und Ihre Zweifel selbst dann nicht aufgeben, wenn andere längst ihre Schlüsse gezogen haben. Ich nenne drei Beispiele, einen aus dem Bereich des Glaubens, einen aus dem der Politik und einen aus dem der Wissenschaft. Was den Glauben betrifft: Sie machen kein Geheimnis daraus, dass Sie Mitglied der niederländisch-reformierten Kirche sind, doch wer Sie ein wenig kennt, weiß, dass Ihr Herz eigentlich für die sogenannten ‚Erneuerer‘ der Zwijndrechter Nieuwlichter schlägt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sie Mitglied der sozialdemokratischen Partei sind, aber Sie wählen die Pazifistischen Sozialisten, wie Sie mireinmal anvertraut haben. Und in der Wissenschaft schließlich haben Sie sich für ein Thema, die Volkskultur, stark gemacht, das zuvor verdächtig wirkte oder zumindest nicht ernst genommen wurde. Zusammengefasst könnte man sagen: Sie sind ein treuer Kirchgänger, doch wenn Sie einmal drin sind, suchen Sie sich Ihren Platz nicht im Kirchenschiff, sondern links von der Mitte. Sie gehören dazu, sind aber auch dagegen. Kurzum: Sie sind ungreifbar. Sie sind die niederländische Ausgabe von Doktor Jekyll und Mister Hyde. Mit dem Geschenk, das Ihnen gerade überreicht worden ist, die Aufführung der
Matthäus-Passion
unter Leitung von Doktor Anton van der Horst, wird Doktor Jekyll gewürdigt. Ich würde dem gern ein Geschenk für Mister Hyde hinzufügen.“ Er drehte sich um und holte eine Single aus dem Bücherregal, die er zuvor oben auf die Bücher gelegt hatte. „Es ist eine Platte, die außerdem dem Halbstarken, den Sie tief in Ihrem Herzen verborgen halten, zu seinem Recht verhilft.“ Er musste lachen, während er auf Beerta zuging und ihm die Schallplatte überreichte. „Eine Platte der Beatles.“ Bei diesen letzten Worten musste er so lachen, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen. Hinter ihm wurde auch gelacht, doch er hörte es kaum.
    „Vielen Dank“, sagte Beerta gerührt.
    Maarten wandte sich verlegen ab. Balk sagte etwas. Stühle wurden gerückt. Beerta packte die Geschenke zusammen

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