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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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schaute nach links und rechts, überquerte mit großen Schritten die Straße, die linke Schulter etwas hochgezogen, eine Berufskrankheit. Maarten wartete, bis der Verkehr vorbei war, und folgte ihm in einiger Entfernung, in sich selbst gekehrt, abgeschirmt vom Verkehrslärm. Mechanisch wich er den anderen Fußgängern aus, fand in seine Spur zurück, beschleunigte den Schritt bei einer Kreuzung und stoppte, als er sich van Ieperen erneut bis auf etwa zehn Meter genähert hatte. Hintereinander her gingen sie über den Westermarkt, vor ihnen, in der Verlängerung der Rozengracht, die untergehende Sonne, die auf den Oberleitungen der Straßenbahn und dem Chrom der Autos glänzte und auf die Häuser an der rechten Seite einen gelben Schein warf. Im Strom der Fußgänger, die alle auf dem Heimweg von ihrer Arbeit waren, verlor er van Ieperen erneut aus den Augen und bog rechts ab, in die erste Seitenstraße. Im Schatten der Häuser, außerhalb des Lärms, entspannte er sich, als ob er nach Hause käme, in die Geborgenheit, an einen Ort, an dem ihn niemand suchen würde. Gedankenverloren folgte er der schmalen Gracht, bog um die Ecke, ging am Schuster vorbei und betrat, mit einem Druck auf den Türgriff und einem Stoß gegen die Tür, sein Haus. Die gläserne Zwischentür war geschlossen. Er warf seinen Mantel und die Jacke aufs Bett und ging ins Hinterzimmer. „Hoi“, sagte er. Nicolien saß, ihm den Rücken zugekehrt, bei einem Schnaps. Er setzte sich in den Sessel beim Fenster und sah auf dem Tisch nach, ob dort Post lag.
    „Wie war es?“, fragte sie.
    Er sah sie geistesabwesend an. „Ich habe einen starken Intellekt“, sagte er ironisch, „das findet Springvloed.“
    *
    Für die Stelle von Jan ter Haar erschienen zwei Bewerber. Nijhuis empfing sie nacheinander im Zimmer von Beerta. Er trat ein, stellte sich an Beertas Schreibtisch und sah zur Tür.
    „Geht es los?“, fragte Maarten.
    „Der Erste kommt gleich“, antwortete Nijhuis.
    Im nächsten Augenblick klopfte es an der Tür und de Bruin trat ein, gefolgt von einem dicken jungen Mann mit einem dünnen Schnurrbart, in einem gepflegten Anzug und mit einer braunen Aktentasche. „Herr Nijhuis, hier ist ein Herr Bots für Sie“, sagte er in plattestem Amsterdamer Dialekt. Aus der Tatsache, dass er Nijhuis ansonsten immer mit ‚Nijhuis‘ anredete, schloss Maarten, dass er instruiert worden war.
    „Bots mein Name“, sagte der Mann. Er hatte eine harte, energische Stimme. Er blickte kurz zur Seite, zu Maarten, doch der tat so, als ob er nicht dazugehörte.
    „Nijhuis, Personalchef“, antwortete Nijhuis, nicht minder energisch. Hinter Maartens Rücken gaben sie sich die Hand. „Setzen Sie sich.“ Maarten hörte hinter sich die Sessel der Sitzgruppe rücken.
    „Sie können froh sein, dass ich überhaupt da bin“, sagte Bots, bevor sie noch richtig saßen, „denn die Post hatte Ihren Brief in den falschen Briefkasten geworfen, obwohl Name und Adresse doch deutlich draufstanden. Man versteht nicht, wie so etwas passieren kann! So ein Postbote kann doch wohl lesen? Zum Glück habe ich anständige Nachbarn. Ebenso gut hätten sie den Brief auch in den Abfall schmeißen können. Dann wären wir kein Stück weiter gewesen. Nun gut!“ Seine Stimme war nicht nur energisch, sondern auch noch beleidigt.
    Nijhuis reagierte nicht. Maarten hörte, wie er in den Papieren blätterte, die er dort am Morgen hingelegt hatte. „Sie sind Adrianus Hermannus Bots?“, fragte er sachlich.
    „Jawohl“, antwortete Bots.
    „Geboren am 1. September 1929?“
    „In der Tat.“
    „Und sie wohnen in der Joan Melchior Kemperstraat 41?“
    „41, dritter Stock“, korrigierte Bots, „aber das ist nur vorübergehend, denn ich suche nach einer anderen Wohnung.“
    „Aber Sie wohnen dort noch?“
    „In der Tat.“
    Es war erneut für einen Moment still.
    „Weiß man schon, was ich verdienen werde?“, fragte Bots.
    „Die Details besprechen wir später“, antwortete Nijhuis. „Hatten Sie an ein bestimmtes Gehalt gedacht?“
    „Nicht direkt, aber ich rechne doch auf etwa vierhundert Gulden, denn sonst bekomme ich Probleme.“
    „Vierhundert Gulden“, wiederholte Nijhuis. „Ich habe es notiert. Sie haben doch keine Schulden?“
    „Schulden? Wie kommen Sie darauf?“
    „Nein, ich frage nur. Weil Sie über Probleme sprachen.“
    Nein, Bots hatte keine Schulden. Es trat erneut eine Stille ein, in der Nijhuis wahrscheinlich die Akte studierte, denn als er wieder das Wort

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