Das Büro
zu haben. Wenn er jetzt minderjährig wäre.“
„Aber ich muss ihn schon um mich haben können! Und in diesem Fall … Er ist beim Militär ausgemustert worden. Was steckt dahinter?“
„Die Alternative ist Bots“, sagte Maarten. „Ein Berufssoldat. Ein Mann ohne Verstand. Nur Energie. So jemand tut nur was, wenn Zucht und Ordnung herrschen. Das ist das Einzige, was er will, und das haben wir hier nicht. Außerdem langweilt er sich nach zwei Tagen zu Tode. Wohingegen der andere Lehrer ist, keine Ordnung halten kann und intelligent ist.“
Meierink hatte all die Zeit über dem Gespräch gelauscht und dabei von einem zum andern geschaut. Offenbar wurde ihm die letzte Bemerkung zu viel. „Ach, Herr Koning“, sagte er griesgrämig. „Hören Sie doch auf mit dem Psychologisieren. Denn das hilft uns doch auch nicht weiter.“
*
„Deetje Haan hat Einwände gegen diesen Veen“, sagte Nijhuis. Er war an Maartens Schreibtisch stehengeblieben.
Maarten sah ihn an. Zum ersten Mal hatte er den Eindruck, dass Nijhuis sich viel härter gab, als er war. „Was hat die damit zu tun?“
„Sie vertritt Beerta.“
„Was sind das für Einwände?“ Er unterdrückte seinen Widerwillen.
Nijhuis legte Veens Brief auf seinen Schreibtisch und zeigte auf einen Absatz. „In seinem Lebenslauf ist eine Lücke, sagt sie.“
Maarten sah sich den Absatz an, ohne zu verstehen, was damit gemeint war.
„Er ist mit einundzwanzig ins Lehrerseminar gegangen und hat mit achtzehn die Oberrealschule verlassen. Zwischen seinem neunzehnten und seinem einundzwanzigsten Lebensjahr ist also eine Lücke.“
„Dann habe ich in meinem Lebenslauf eine noch größere Lücke.“
„Sie findet das einen Grund zur Beanstandung. Und dann habe ich den Direktor des Lehrerseminars angerufen und von ihm erfahren, dass es ein Junge mit Idealen ist. Das können wir hier überhaupt nicht gebrauchen.“
*
Das zweite Gespräch mit Frans Veen fand ebenfalls in Beertas Zimmer statt, auch diesmal in Maartens Anwesenheit. Fräulein Haan hattenoch kurz überlegt, ob sie an dem Gespräch teilnehmen sollte, doch angesichts der Tatsache, dass sie auch Klarheit über die Ausmusterung für den Militärdienst haben wollte, schien es ihr schließlich diskreter, es einem Mann zu überlassen.
„Es gibt noch ein paar Dinge, die ich wissen möchte“, sagte Nijhuis. Er artikulierte seine Worte energisch, noch stärker als beim letzten Mal, was in dieser Umgebung einen possierlich geschäftlichen Eindruck machte. „In erster Linie über die Ausmusterung für den Militärdienst. Sie wissen nicht, weshalb Sie ausgemustert worden sind?“
„Nein, das weiß ich nicht“, sagte der junge Mann zögernd. „Warum wollen Sie das wissen?“
„Jedenfalls nicht aus körperlichen Gründen?“
„Soweit ich weiß, nicht.“
„Warum glauben Sie das?“
„Weil der Doktor sagte, dass mir nichts fehlt.“
„Also war es aus psychischen Gründen?“
„Das glaube ich auch. Ja, das wird es wohl sein. Ist das ein Problem?“ Er fragte verlegen, als ob er sich entschuldigen wollte.
„Ich will es nur wissen“, sagte Nijhuis kurz. „Und dann noch etwas! Ich sehe, dass Sie erst mit dreiundzwanzig die Schule verlassen haben. Was haben Sie davor gemacht?“
„Davor habe ich Lithographie studiert. Zwei Jahre.“
„Aha! Das erklärt es in der Tat. Ich frage Sie das, weil es noch einen anderen Bewerber gibt, und ich möchte mir gern einen Eindruck verschaffen. Es geht nicht darum, dass Sie Ihr Leben bis ins letzte Detail offenlegen.“
„Ja, das verstehe ich“, sagte der junge Mann scheu. „Ich will auch gerne antworten. Wenn ich es kann.“
„Gut so! Dann noch etwas. Ich habe beim Amt für Statistik angerufen, und da erzählte man mir etwas von Südfrankreich. Hatten Sie Pläne in der Richtung?“
„Haben sie das gesagt?“, fragte der junge Mann erstaunt. „Mir ist wohl mal herausgerutscht, dass ich es nett fände, mal ein paar Monate Weintrauben zu pflücken, aber dazu ist es nicht gekommen.“
„Und wenn es jetzt doch einmal dazu kommt?“
Die Frage brachte den jungen Mann offenbar in Verlegenheit, denn er antwortete nicht.
„Nehmen wir an, Sie sind ein Jahr hier. Würden Sie dann sagen: Jetzt gehe ich mal wieder nach Südfrankreich?“
„Das weiß ich wirklich nicht.“
„Sie sind doch kein Herumtreiber?“
Der junge Mann musste darüber lachen. „Ich glaube nicht.“
Maarten blickte rasch über seine Schulter. Er konnte nur Nijhuis’ Gesicht sehen,
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