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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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ergriff, sagte er: „Ich lese hier, dass Sie erst Berufssoldat waren und danach Lagerarbeiter. Gefiel es Ihnen nicht beim Militär?“
    „Beim Militär schon, aber von der Politik wurde mir kotzübel.“
    „Aha. Und als Lagerarbeiter?“
    „Das wirft zu wenig ab.“
    „Ich verstehe.“
    Es war erneut einen Augenblick still.
    „Wann kann ich hier anfangen?“, fragte Bots.
    „So bald wie möglich.“
    Die Antwort gefiel Bots offenbar, denn er fragte nicht weiter. „Die Arbeit, die Sie hier machen müssen, ist schon etwas ganz anderes“, sagte Nijhuis.
    „In der Anzeige stand
Einfache Verwaltungstätigkeit
. Was ist das?“
    „Beispielsweise das Schreiben von Briefen. Können Sie Briefe schreiben?“
    „Briefe?“
    „Einfache Briefe.“
    „Kein Problem. Man kann alles lernen.“
    Maarten hörte, wie Nijhuis die Akte schloss. „Gut“, sagte er. „Sie hören dann von uns. Fürs Erste weiß ich genug.“
    „Wollen Sie meine Zeugnisse nicht sehen?“, fragte Bots.
    „Ja, die würde ich gern noch eben sehen“, antwortete Nijhuis.
    Maarten hörte, wie Bots die Schnallen seiner Tasche öffnete, und dann das Rascheln von Papier. Es war eine Zeitlang still. „Gut“, sagte Nijhuis dann. „Ich habe sie gesehen. Vielen Dank.“
    Die Sessel wurden gerückt. „Lässt sich schon sagen, wie groß meine Chancen sind?“, fragte Bots.
    „Es gibt mehrere Bewerber. Sie sind der Erste. Sobald ich entschieden habe, werden Sie benachrichtigt.“
    Sie verließen zusammen den Raum. Auf seinem Hinterkopf hatte Bots sein Haar über seine Glatze drapiert, wie bei amerikanischen Filmstars in Nachkriegsfilmen.
     
    Zehn Minuten später brachte Nijhuis selbst den anderen Bewerber herein. Es war ein blonder junger Mann mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck. Er trug ein graues Arbeitshemd, am Hals geöffnet, eine weite, braune Manchesterhose und eine Militärtasche an einem Riemen über der Schulter. Er blickte scheu zu Maarten. „Guten Tag, mein Herr“, sagte er zögernd. Maarten nickte nur, weil er es doch zu komisch gefunden hätte, diesen Jungen mit
mein Herr
anzusprechen.
    „Setzen Sie sich“, sagte Nijhuis.
    Sie setzten sich.
    „Sie sind Franciscus Veen, geboren am 11. April 1932?“
    „Ja“, sagte der junge Mann. Er hatte eine sanfte, nervöse Stimme. „Frans Veen“, fügte er rasch hinzu.
    „Haben Sie Zeugnisse bei sich?“
    „Oh, ist das nötig?“, fragte der junge Mann erschrocken.
    „Wir wollen immer gern wissen, wie Ihr voriger Arbeitgeber über Sie denkt.“
    „Ich kann noch mal danach fragen.“
    „Lassen Sie nur. Ich rufe ihn mal an.“ Es war einen Moment still. „Sie sind Lehrer gewesen, aber damit haben Sie aufgehört. Gefiel Ihnen das nicht?“
    „Ich konnte keine Ordnung halten.“
    „Und jetzt arbeiten Sie seit Anfang des Jahres beim Amt für Statistik. Warum wollen Sie da jetzt schon wieder weg?“
    „Ich finde es dort schrecklich.“
    „Schrecklich?“
    „Na ja, es wird wohl an mir liegen.“
    „Warum glauben Sie, dass es an Ihnen liegt?“
    „Das denke ich immer.“
    „Aha! Sie finden es also schrecklich! Und warum glauben Sie, wird es hier nicht schrecklich sein?“
    „Das weiß ich noch nicht.“ Er suchte nach Worten. „Hier gibt es wenigstens Bücher.“
    „Aber Sie müssen vor allem Briefe schreiben. Können Sie das?“
    „Ich habe Ihnen einen Brief geschrieben.“
    „In der Tat.“
    Es war erneut einen Augenblick still. „Gut!“, sagte Nijhuis dann. „Ich weiß jetzt genug. Sie erhalten so bald wie möglich Nachricht, wenn ich die anderen Bewerber gesehen habe.“
    Die Sessel wurden gerückt. Sie gingen zur Tür. „Tag, mein Herr“, sagte der Junge verlegen, als er an Maarten vorbeikam. Maarten nickte, ohne ihn anzusehen. Er hörte, wie sich die Tür zum ersten Raum öffnete und dann wieder schloss. Als es wieder still war, griff er zu seiner Milchflasche und ging hinter ihnen her. Nijhuis stand an Meierinks Schreibtisch. Er drehte sich zu Maarten um. „Und? Wer wird es?“
    „Der Letzte.“
    „Bist du verrückt! Der Erste!“
    „Der Letzte hat Grips, der Erste nicht.“
    „Aber hast du gesehen, wie er ging?“
    Maarten schüttelte den Kopf.
    „Nun, ich glaube, er ist vom anderen Ufer, wenn du verstehst, was ich meine, und das können wir hier nicht gebrauchen, davon haben wir hier schon genug herumlaufen.“
    Maarten zuckte mit den Achseln. „Das ist doch nicht gesagt. Und außerdem ist er fünfundzwanzig, du brauchst also vor Komplikationen keine Angst

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