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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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das hart und ungerührt dem jungen Mann zugewandt war.
    „Davon werde ich dann mal ausgehen!“
    „Ja, natürlich“, sagte der junge Mann verlegen.
    Es war für einen Moment still.
    „Gut!“, sagte Nijhuis. „Dann werde ich jetzt eine Entscheidung treffen müssen.“ Es war erneut still. „Ja, das ist schwierig.“ Stille. „Was halten Sie von einem Monat auf Probe?“
    *
    „Ich genieße jeden Abend meinen Plattenspieler“, sagte Beerta.
    Maarten hörte auf zu tippen. Beerta saß, ihm den Rücken zugewandt, an seinem Schreibtisch und sortierte Papiere.
    „Und ich bedaure“, fuhr Beerta fort, „dass ich nicht schon viel früher einen Plattenspieler gekauft habe.“ Er sah sich um, mit hochgezogenen Augenbrauen, als ob er Maarten deswegen einen Vorwurf machte.
    „Haben Sie auch schon Platten?“
    „Ich habe zwei Platten. Die
Wolgaschiffer
und
Die Moldau
. Unglaublich schön!“
    „Das ist nicht viel.“
    „Für mich ist das genug. Platten sind teuer. Fast so teuer wie ein Buch. Und ich kann sie mir jeden Abend aufs Neue anhören. Ich finde es ergreifend. Ich finde Musik ergreifend, manchmal sogar mehr noch als ein Gedicht. Außer Henriette Roland Holst natürlich.“
    „Und Boutens.“
    „Und Boutens, aber nur, weil er aus Middelburg kommt. Dafür habe ich eine Schwäche.“
    „Und Gorter.“
    „Und Gorter! Wie konnte ich es vergessen.“ Er zitierte: „
Auf seiner Reise sah ich seinen Flügelschlag, aus dem Reisig, meinem Wiegenzimmer. Ich weiß es noch. Meine Mutter war eine Stromfrau, und wenn der Mond am Himmel prangte, sah ich, wie sie zu mir kam, eine hohe Frau, und meine Augen schloss mit ihrer sanften Hände Druck.

    Maarten lachte. „Woher ist das?“
    Beerta wandte sich erneut um. „Aus
Mai
“, sagte er strafend. „Du bist doch Niederlandist? Das solltest du auswendig können.“
    Maarten lächelte. Er beugte sich über seine Schreibmaschine und tippte weiter. „Ich kenne nichts auswendig“, sagte er, und ohne Übergang: „Wie kommen wir an das Sandmännchen heran? Sollte das auch etwas mit den Wichtelmännchen zu tun haben?“
    „Das Sandmännchen?“ Er wandte sich wieder ab. „Das Sandmännchen interessiert mich nicht. Und es wird mich auch nie interessieren.“ Er besann sich und stand auf. „Ich bin kurz bei Balk.“ Er verließ den Raum.
    Maarten tippte noch eine Weile, stockte, las, was er geschrieben hatte, zog das Papier aus der Maschine und knüllte es zusammen. Als er aufstand, um es in den Papierkorb zu werfen, kam de Bruin mit der Kohlenschütte herein. „So, Koning“, sagte er.
    „So, de Bruin“, antwortete Maarten und warf die Papierkugel in Richtung seines Kopfes. De Bruin machte eine Scheinbewegung, als ob er köpfen wolle. Die Kugel fiel vor seine Füße, und er stieß kurz mit seinem Schuh dagegen, bevor er den Ofen nachfüllte. „Trotzdem haben sie mich neulich in einem Altherrenturnier noch mit Abe verglichen“, sagte er, mit dem Rücken zu Maarten. Er stellte die Schütte ab, drehte sich langsam um, setzte einen Fuß auf das Treppchen vor dem Bücherregal und lehnte sich auf seinen Unterarm. „Das war gegen den VVA.“ Er sah Maarten an. „Noch ungeschlagen. Das Mal davor hatten sie noch eins – null gewonnen. Aber da habe ich nicht mitgespielt.“
    „Gewonnen?“
    „Fünf zu eins“, sagte er langsam, im Amsterdamer Dialekt.
    „Und wie viele Tore …?“
    „Zwei“, sagte de Bruin, noch bevor Maarten zu Ende gesprochen hatte. „Und ein drittes war noch indirekt von mir.“ Er zog seine Augenbrauen hoch und nickte. „Ich nehme den Ball hoch im Strafraum an. Ich laufe auf den Torwart zu. Und der Verteidiger wird so nervös, dass er ihn ins eigene Tor köpft. Sonst hätte ich ihn wohl noch reingeschossen. Es ist verrückt, aber das Tor habe ich noch nie verfehlt.“
    „Das können nicht viele von sich behaupten.“
    De Bruin schüttelte den Kopf. „Beinharter Schuss, nicht wahr? Nicht so sehr, weil ich so hart schieße, sondern es kommt darauf an, wie man den Ball auf den Fuß nimmt.“ Er sah mit einem breiten Lächeln an Maarten vorbei in den Garten und bewegte kurz seinen Unterkiefer. „Das zweite Tor“, sagte er langsam, in der Erinnerung schwelgend, „das war ein Juwel, mein Junge. Ich nehme den Ball im Strafraum an, und der Verteidiger läuft ins Tor, am Torwart war ich schon vorbei, und ich hole den Ball kurz nach hinten und schieß dann! Hatte er natürlich nicht erwartet.“ Er sah Maarten an und nickte. „Einmal habe ich

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