Das Büro
auf den Platz Beerta gegenüber fallen, ohne ihm die Hand zu geben, und blickte ihn amüsiert an.
„Tag, Kaatje“, sagte Beerta ruhig. „Du weißt, dass ich ein sparsamer Mensch bin.“
„O ja“, sagte sie fröhlich. „Jetzt kommt
das
wieder! Ja, Anton, du bist wirklich ein sparsamer Mensch.“
Beerta nickte mit unterdrückter Ironie. „Du kennst Herrn Koning?“
„Das nun nicht gerade, aber ich habe schon viel von ihm gehört.“ Sie sah Maarten an und machte zur Begrüßung, mit der Hand auf der Brust, eine kleine Verbeugung. „Und so weiter, und so fort.“ Sie lachte vergnügt.
Maarten hatte sich bereits aufgerichtet, da er erwartete, dass sie ihm die Hand geben würde. Er ließ sich wieder zurücksinken und nickte mit einem verlegenen Lächeln. Unberechenbares Verhalten machte ihn unsicher, und Kaatje Kater hatte den Ruf, schwierig und unberechenbar zu sein.
„Hast du die letzte Ausgabe von
De Gids
gelesen?“, fragte sie und wandte sich an Beerta. „Den Artikel von Hennipstra? Ich meine nur.“
„Das war unter seinem Niveau“, fand Beerta.
„Unter seinem Niveau!“ Sie lachte herzlich. „Ja, so kann man es auch ausdrücken. Ich fand es eine Unverschämtheit. Wenn man doch …, will ich mal sagen!“
„Schreib doch etwas dagegen.“
„Denn
du
hast zu viel zu tun.“
„Ja, ich habe zu viel zu tun“, sagte Beerta lächelnd.
Maarten hörte zu, ihm war unbehaglich zumute. Er hatte die letzte Ausgabe von
De Gids
nicht gelesen, konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann er
De Gids
überhaupt das letzte Mal gelesen hatte, und von Hennipstra hatte er nur vage gehört. Während er zuhörte, ohne die Bedeutung ihrer Worte zu sich durchdringen zu lassen, sah er an Beerta vorbei nach draußen, auf die vorbeiziehende Weidelandschaft. Draußen herrschte Frühling, ein Frühlingsabend. Der Schatten des Waggons schob sich durch die Weiden, am Rand des Entwässerungsgrabens vorbei. In dem Schatten zeichneten sich die Fenster als helle Flecken ab. Über den Weiden mit den Kühen und Schafen lag das goldene Licht der untergehenden Sonne. Die Sehnsucht, dort zu gehen, ergriff ihn so stark, dass er für einen Moment seine Umgebung vergaß.
„Auch ein Pfefferminzbonbon?“, fragte Kaatje Kater. Sie hatte ihre Tasche geöffnet und hielt ihm eine angebrochene Rolle Pfefferminz hin.
„Gern“, sagte er und schreckte auf. Er zog das oberste Pfefferminzbonbon ungeschickt zu sich heran. „Vielen Dank.“ Er hatte den Eindruck, dass sie es vermied, ihn mit
Sie
anzusprechen, und das gab der Geste eine unerwartete Intimität, mit der er nicht gut umgehen konnte.
Vom Bahnhof aus gingen sie durch die Innenstadt zum Haus von Hillebrink. Beerta und Kaatje Kater unterhielten sich über eine Ausstellung, die sie beide besucht hatten. Kaatje Kater kritisierte den Katalog.
„Nein, Kaatje“, sagte Beerta. „Du bist wirklich zu kritisch. Ich finde, es ist ein sehr guter K-katalog. Außerdem hat ihn ein guter Freund von mir geschrieben.“
„Aha! Das ist des Pudels Kern! Ja, dann ist mir alles klar!“
„Aber wenn ich ihn nicht gut finden würde, hätte ich es auch gesagt.“
„Und du denkst wirklich, dass ich das glaube?“ Sie tippte gegen seinen Arm. „Anton! Ich kenne dich!“
„Ja, du kennst mich“, sagte Beerta lächelnd.
Maarten ging auf der anderen Seite neben Beerta, einen Schritt hinter den beiden. Es war still. Die Fensterrahmen der oberen Etagen, die Dachrinnen und die Türme des Doms am Ende der Straße lagen noch im Sonnenlicht, die Straße selbst befand sich bereits im Halbdunkel. Es liefen nur noch wenige Menschen herum, und es gab fast keinen Verkehr. Die Bäume an der Gracht, die sie überquerten, waren hellgrün. Auf einer Dachtraufe saß eine Amsel und sang. Er sah um sich und lauschte, doch in Gesellschaft der beiden anderen hatte er nicht das Gefühl, dass er zu diesem Abend gehörte. Der lag unerreichbar fern, in einer anderen Wirklichkeit.
Professor Hillebrink wohnte hinter der Kirche. Dicht vor seinem Haus hielt Kaatje Kater Beerta an. „Erzähl noch mal eben. Wie geht es Hillebrink jetzt?“
„Körperlich geht es rasch abwärts, aber geistig ist er noch auf der Höhe“, antwortete Beerta ernst.
„Zum Glück. Ich meine nur.“
Sie klingelten, eine große Kupferklingel, die im Haus widerhallte. Frau Hillebrink öffnete ihnen. Professor Hillebrink lag auf einer Couch im Wohnzimmer, unter einer karierten Decke. Er kam ein kleines Stück hoch, auf einem Ellbogen,
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