Das Büro
um ihnen die Hand zu geben, und ließ sich sofort wieder zurücksinken. Sein Gesicht hatte eine wächserne Farbe und wirkte eingefallen. Es waren noch drei Kommissionsmitglieder im Zimmer, Professor van Straten, emeritiert, Fräulein van der Gracht, eine schon vor langer Zeit pensionierte Lehrerin mit Interesse an Volkskultur, und Piermans, ein verhältnismäßig erfolgreicher Verleger mit viel Volkskultur in seinem Programm. Sie saßen im Halbkreis um Professor Hillebrinks Couch. Zwischen ihnen stand ein kleiner, mit einem Perserteppich bedeckter Tisch. Einer nach dem anderen kamen sie aus ihren Sesseln hoch, um ihnen die Hand zu geben. Piermans entschuldigte sich im Voraus, dass er in einer Stunde schon wieder wegmüsse, weil er den letzten Zug Richtung Norden erreichen wolle. Die Vorsitzende setzte sich und holte ein Bündel Papiere aus der Tasche. „Sollen wir dann mal anfangen?“, fragte sie und blickte in die Runde. „Oder erwarten wir noch jemanden?“ Sie sah Beerta an.
„Wir können anfangen“, sagte Beerta mit einem steifen Nicken.
„Dann eröffne ich die Sitzung und beginne mit den Protokollen. Hat jemand etwas auf Seite eins?“
„In der sechsten Zeile von unten, fünftes Wort, steht ein Tippfehler“, sagte Professor van Straten mit einem leichten Groninger Akzent, „das
r
muss ein
t
sein.“ Es war ein alter, stämmiger und autoritärer Mann in einem dunklen Anzug mit Weste. Seine Stimme knarzte ein wenig.
Außer Maarten, der keine Papiere hatte, weil er bei der vorigen Sitzung noch nicht dabeigewesen war, suchten sie alle die Stelle, Professor Hillebrink liegend.
„In der Tat“, sagte Beerta, als er sie gefunden hatte. „Das
r
muss ein
t
sein.“
Außer Professor van Straten und der Vorsitzenden brachten alle die Verbesserung in ihren Exemplaren an. Weitere Anmerkungen gab es nicht, so dass das Protokoll mit Dank an den Schriftführer verabschiedet wurde.
„Punkt drei der Tagesordnung:
Posteingänge
“, fuhr die Vorsitzende fort. „Der Herr Schriftführer!“
„Die Mitglieder Baukema, van Boheemen und Rosiers lassen sich entschuldigen“, sagte Beerta, „die Herren Baukema und van Boheemen wegen Krankheit, Herr Rosiers, weil er unerwarteterweise ein Gutachten für den Minister schreiben muss.“ In der letzten Mitteilung klang reichlich Ironie durch.
„Das muss er fast jedesmal“, sagte die Vorsitzende. „Ich meine nur.“
„Herr Rosiers ist damit sch-schwer beschäftigt“, gab Beerta zu. Er blinzelte nervös.
„Und gibt es noch weitere Posteingänge?“
Weitere Posteingänge gab es nicht.
„Dann kommen wir zu Punkt vier, die Zusammensetzung der Kommission. Der Schriftführer hat dazu einen Vorschlag.“
„Ja, Frau Vorsitzende“, sagte Beerta. „Ich möchte der Versammlung vorschlagen, Professor Buitenrust Hettema zum Mitglied der Kommission zu ernennen. Professor Buitenrust Hettema ist der neuernannte Direktor des Museums. Ich selbst war am Berufungsverfahren intensiv beteiligt und kann Ihnen versichern, dass ich sehr hohe Erwartungen in ihn setze, auch was die Zukunft unseres Fachs betrifft.“
„Und gibt das keine Probleme mit Na-du-weißt-schon?“ fragte die Vorsitzende mit einer Kopfbewegung in Richtung Tür.
„Ich habe darüber ein ernstes Gespräch mit ihm gehabt“, sagte Beerta, „und er hat mir versichert, dass es, soweit es ihn betrifft, nicht auf Probleme stoßen wird.“
„Dann schlage ich vor, den Vorschlag des Schriftführers anzunehmen. Jemand Einwände?“ Sie sah in die Runde.
„Ich stimme voll und ganz zu“, sagte Professor van Straten.
„Gern sogar“, sagte Herr Piermans.
„Ich würde es begrüßen“, sagte Professor Hillebrink.
Fräulein van der Gracht nickte.
„Hört, hört!“, sagte die Vorsitzende lachend. „Punkt fünf.
Mitteilungen über die Arbeit des Büros
. Herr Schriftführer! Schon wieder!“
„Gern, Frau Vorsitzende“, antwortete Beerta.
Von der Stelle aus, an der Maarten saß, am Fußende von Professor Hillebrink, neben Beerta, konnte er an Professor van Straten und Fräulein van der Gracht vorbei die Mauer, den unteren Teil eines Kirchenfensters und ein Stück der Kopfsteinpflasterstraße sehen. Vor der Kirche stand ein niedriger grüner Zaun. Es war allmählich dunkler geworden, doch als eine kurze Stille eintrat, konnte er in der Ferne wieder dieselbe oder eine andere Amsel singen hören. Im Zimmer gab es nur noch das Ticken der Pendeluhr auf dem Kaminsims. Während Beerta saß und redete, kam Frau
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