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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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unbegreiflich, dass Beerta den Vorschlag nicht mit dem Argument zurückwies, dass sein Auftrag in der Erforschung der niederländischen Kultur bestehe, und sah diesesneue Untersuchungsprojekt geradewegs auf sich zukommen. Einen Moment war er versucht zu protestieren, doch er bezwang sich. Er sah zu Beerta, als könne er ihn zur Ordnung rufen.
    „Ich nehme deshalb den Vorschlag von Professor Hillebrink sehr ernst, Frau Vorsitzende“, sagte Beerta, „und schlage vor, dass ich in den kommenden Monaten die Möglichkeiten untersuche und darüber auf der nächsten Sitzung berichte.“
     
    „Wie konnten Sie bloß zusagen, dass wir eine Untersuchung über die Zigeunerkultur machen“, sagte Maarten, sobald Kaatje Kater ausgestiegen war und sich der Zug wieder in Bewegung gesetzt hatte. „Das können wir doch überhaupt nicht.“
    „Das können wir natürlich sehr wohl.“
    „Mit Fragebogen? Die Zigeuner warten wahrscheinlich bloß darauf, die sprechen vermutlich nicht einmal Niederländisch.“
    „Dazu wird mir schon etwas einfallen.“ Er sah Maarten ernst an. „Lass dir eines von mir gesagt sein, mein Junge: Du darfst einen Vorschlag der Kommission niemals ablehnen, wenn er auch noch so unsinnig ist.“ Er wartete einen Moment. „Und Hillebrink wird schließlich nicht ewig leben. Nächstes Jahr sind wir schon ein Stück weiter.“
    *
    „Ich mache mir doch ernsthaft Sorgen um Veen“, sagte Beerta. „Als ich gestern Abend nach der Sitzung kurz vorbeikam, saß er hier immer noch und arbeitete, und ich höre von de Bruin, dass er ihn auch schon ein paarmal morgens angetroffen hätte. Der junge Mann arbeitet nachts. Wusstest du das?“
    „Nein“, sagte Maarten.
    „Leute, die nachts arbeiten, mit denen stimmt was nicht. Die sind nicht normal.“
    „Sie arbeiten doch sicher auch manchmal nachts?“ Er misstraute der Besorgtheit Beertas und hatte das Bedürfnis, ihm zu widersprechen.
    „Ich arbeite abends“, verbesserte Beerta. „Und dann wird es auchschon mal spät, weil ich viel zu tun habe. Aber ich arbeite doch nicht nachts!“
    „Vielleicht hat er auch viel zu tun?“
    Beerta drehte sich um und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was hat er denn schon zu tun? Er hat doch einfach nur seine Arbeit? So wie jeder andere?“
    Maarten lachte. „Ich weiß nicht, warum er nachts arbeitet.“
    „Ich mache mir Sorgen“, wiederholte Beerta und wandte sich wieder ab. Er zog einen Stapel Bücher zu sich heran. „Ich möchte doch noch mal mit ihm darüber sprechen. So geht das nicht.“ Er drehte sich zum Tisch um, hob die Schreibmaschine an und brachte sie zu seinem Schreibtisch. „Wie läuft es jetzt mit Slofstra?“
    „Die Arbeit am Ausschnittarchiv, das kann er nicht.“
    „Das hatte ich schon befürchtet. Und was machst du jetzt?“
    „Ich lasse ihn die Fragebogen auf Karteikarten übertragen.“
    „Kann er das denn?“
    „Fehlerfrei. Es geht nur langsam.“
    „Mir ist egal, ob es langsam geht. Wenn es nur fehlerfrei ist. Das ist wichtig.“
    „Es ist fehlerfrei. Bloß, dass er alle Rechtschreibfehler, die die Korrespondenten bei ihren Antworten machen, mit Veen bespricht, und den macht das verrückt, glaube ich, so dass ich ihm jetzt den Auftrag gegeben habe, auch die Fehler mit abzuschreiben.“
    Beerta hatte inzwischen angefangen zu tippen. „Das würde mich auch verrückt machen“, sagte er, während er tippte, „das kann ich ihm also nicht verübeln.“ Der Ton, in dem er dies sagte, ließ erkennen, dass er schon nicht mehr bei der Sache war.
    Eine Weile waren sie beide mit ihrer Arbeit beschäftigt. Das Fenster stand offen. Die Zweige des Strauches, der davor stand, wiegten sich träge im Wind, ein nordwestlicher Wind, der die Gerüche des Frühlings in den Raum trug. In einer Ecke des Gartens, auf der Seite des Hauptbüros, hackte der Gärtner den Boden. In der Ferne, aus der Hoogstraat, hörte man die schrille Stimme des Papageis, eines großen, rotblauen Papageis, der dort jeden Morgen vor der Tierhandlung auf die Straße gestellt wurde, auf seiner Stange, mit einer Kettean den Füßen. Das Unrecht, das an diesem Tier begangen wurde, lenkte Maarten ab. Können wir ihn nicht kaufen? hatte Frans Veen gefragt. Und dann? hatte Maarten geantwortet. Zurückbringen? Maarten hatte darüber gelacht: Und in der Zwischenzeit kauft er sich von dem Geld zwei neue. Dann hatte Slofstra sich eingemischt und kam mit einer Geschichte über einen Papagei in Indonesien, dem er schmutzige Wörter

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