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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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stand rechts, mit etwas Abstand zur Wand, in einem noch nahezu leeren Zimmer, ihm gegenüber der Schreibtisch von Nijhuis. Auf dem Boden lagen neue Bretter, aus denen der Tischler des Hauptbüros ein Bücherregal bauen sollte. Wiegel war allein. Als Maarten hereinkam, sah er auf. Dieses Hochblicken und sein Platz in diesem großen, leeren Raum erinnerten Maarten an ein Foto von Mussolini in dessen Arbeitszimmer. Er grinste, schlug die Hacken zusammen und salutierte. „Die Abteilung Volkskultur meldet sich zur Stelle.“ Seine Stimme war etwas zu laut. Zu seinem eigenen Missfallen.
    Wiegel sah ihn an, ohne zu reagieren.
    „Ist das der Besucherstuhl?“, fragte Maarten und wies auf einen Stuhl neben Wiegels Schreibtisch. Er versuchte, zum normalen Umgangston zurückzufinden, doch es gelang ihm nicht ganz. Er blieb zu laut. Dass er Wiegel um etwas bitten musste, was dieser ihm abschlagen konnte, machte ihn verkrampft.
    „Wenn du willst“, sagte Wiegel kühl.
    Maarten setzte sich. „Das Ausschnittarchiv!“, sagte er, noch immer ein wenig im militärischen Paradeton.
    Wiegels Gesicht wirkte unbehaglich.
    „Du hast es stehenlassen.“
    „Ja.“
    „Bedeutet das, dass du es abstoßen willst?“
    „Ich will überhaupt nichts abstoßen. Es steht, wo es hingehört. In der Abteilung Volkskultur.“
    „Aber bis jetzt hast du dich darum gekümmert.“
    „Das war sehr freundlich von mir“, sagte Wiegel mit unfreundlichem Lachen. „Aber jetzt, wo die Abteilung Volkskultur ihre eigene Mannschaft hat, fühle ich mich dazu nicht mehr berufen.“
    „Aber du bist der Einzige, der sich damit auskennt.“ Er versuchte, seine aufkommende Empörung zu unterdrücken.
    „Oh, das will ich dir gern erklären.“
    „Das ist nett von dir“, sagte Maarten und stand auf. „Ich werde gern Gebrauch davon machen.“ Er war rasend, nicht so sehr über die Ablehnung als vielmehr über die Art und Weise, wie Wiegel ihn behandelte. Aber er war auch machtlos, und das war bedrohlich. Weil sein Gesicht starr vor Anspannung war, vermied er es, Wiegel noch einmal anzusehen, und wandte sich ab. „Aber ich werde es erst mal selbst durchgehen“, sagte er im Hinausgehen.
    „Tu das“, sagte Wiegel.
     
    „Und?“, fragte Hein.
    „Wiegel denkt nicht im Entferntesten daran“, sagte Maarten missmutig. Er zog das erste Schubfach auf und blickte unschlüssig auf das Chaos.
    „Und was machen wir jetzt?“
    Maarten holte die Übersicht und einen Stapel der vorderen Mappen aus dem Fach. „Ich werde erst mal schauen, was es ist.“
     
    „Wiegel will sich nicht länger um das Ausschnittarchiv kümmern“, sagte er, als er mit dem Stapel Mappen Beertas Zimmer betrat. Er legte den Stapel auf seinen Schreibtisch.
    „Das hatte ich schon befürchtet“, sagte Beerta und drehte sich halb um. „Das Problem bei Wiegel ist, dass er nie etwas zu Ende macht. Wiegel ist l-launisch.“
    *
    Ein paar Tage später schickte das Sozialamt eine Ersatzkraft für Veerman. Der Mann wurde von de Bruin hereingeführt: schon etwas älter, mit einem ziemlich starren Gesicht und kleinen, schlauen Augen, bauernschlau. „Slofstra!“, sagte er laut, als Beerta sich vorstellte. Er hatte einen unverkennbar friesischen Akzent.
    „Setzen Sie sich, Herr Slofstra“, sagte Beerta freundlich.
    „Vielen Dank.“ Er setzte sich, stellte seine Aktentasche neben sich auf den Boden und sah Beerta an. „Je parle toutes les langues, exceptée la langue française, parceque c’est une langue très difficile“, sagte er hart und tonlos, als ob er aus einem Lehrbuch zitierte.
    „Gut so“, sagte Beerta ungerührt. „Das kann Ihnen hier nützlich sein.“
    „Vielen Dank.“
    „Ich habe ein paar Informationen über Sie bekommen“, sagte Beerta und zog ein Blatt zu sich heran.
    „Das ist möglich.“
    „Und da lese ich, dass Sie Ortspolizist in Oudega gewesen sind. Ist das richtig?“
    „In der Tat.“
    „Aber da sind Sie wieder weggegangen. Warum?“
    „Ich sollte den Laufburschen für den Bürgermeister spielen“, sagte Slofstra überheblich.
    „Das gefiel Ihnen nicht.“
    „Und wenn ich den Kopf aus der Tür streckte, nahmen mir die Jugendlichen den Knüppel und die Mütze weg. Nein, das war kein Vergnügen mehr.“
    „Aber Sie hatten doch sicher eine Pistole dabei?“
    „Und mir die sicher auch noch abnehmen lassen!“ Er lachte kurz. „Ich bin ja nicht blöd. Ja, ich hatte natürlich eine Pistolentasche um, aber sie hatten schnell raus, dass da nichts drin

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