Das Büro
sich darauf, sich mit einer Hand auf der Lehne abstützend. Vorsichtig richtete er sich weiter auf undversuchte, durch den Sucher zu sehen, doch der Stuhl wackelte, so dass er sich mit der Hand wieder zur Lehne tasten musste. Er stieg vom Stuhl herunter und probierte es nun vom Boden aus, stellte die Entfernung neu ein und drückte ab. „Gut so! Das ist ein schönes Foto geworden“, sagte er zufrieden.
Maarten schob das Buch zurück und stieg die Leiter wieder hinab.
Beerta hatte sich umgedreht. „Ich habe viel Spaß an deinem Sohn.“
„Das wundert mich nicht“, antwortete sein Vater. „Du würdest an all meinen Söhnen Spaß haben. Sein Bruder ist ein hervorragender Jurist, und sein jüngster Bruder entwickelt sich schnell zu einem international tonangebenden Archäologen.“
Jetzt ist es aber gut, dachte Maarten ärgerlich.
„Das muss dir viel Befriedigung verschaffen.“
Sein Vater lächelte stolz. „Natürlich, aber ich habe nie daran gezweifelt.“
„Ich habe keine Söhne.“
Maarten sah, dass sein Vater mit dieser Bemerkung nicht gut umgehen konnte. „Aber du wirst sicher andere Dinge haben, aus denen du Befriedigung schöpfst“, sagte er schließlich.
„Sicher“, sagte Beerta mit unterdrückter Ironie, „die Politik zum Beispiel.“ Eine perfide Bemerkung, über die Maarten schmunzeln musste.
Sein Vater wusste die Bemerkung ebenfalls zu schätzen. „Zum Beispiel“, sagte er lächelnd. Er wandte sich zu Maarten. „Hast du Zeit, mit mir irgendwo etwas essen zu gehen?“
„Darf ich etwas länger wegbleiben?“, fragte Maarten Beerta.
„Mach nur“, sagte Beerta.
Er ging hinter seinem Vater her in den zweiten Raum.
„Guten Tag, meine Dame, guten Tag, meine Herren!“, sagte sein Vater laut zu Fräulein Haan und van Ieperen sowie einem zufällig anwesenden Besucher, der an dem langen Tisch saß.
Maarten genierte sich. Er konnte sich bei niemand anderem vorstellen, dass er von seinem Vater im Büro besucht werden würde.
„Tag, meine Herren!“, sagte sein Vater laut, während sie durch den ersten Raum marschierten.
De Bruin stand in der Tür seines Verschlags. „Tag, Herr Koning“, sagte er. Wenigstens einer, der über den Besuch erfreut war.
„Bonjour“, sagte sein Vater.
„Wo wolltest du essen gehen?“, fragte Maarten, als sie auf der Straße waren.
„Im Schiller.“
„Können wir uns nicht etwas Einfacheres aussuchen?“
„Das Schiller ist gut!“, sagte sein Vater entschieden.
Ohne viel miteinander zu reden, gingen sie an der Gracht entlang zum Rembrandtplein. Im Schiller war es ruhig. Sobald sie saßen, schnipste sein Vater ungeduldig in Richtung des Kellners, der hinten mit einem anderen Gast beschäftigt war.
„Er wird schon kommen“, sagte Maarten.
„Was willst du essen?“, fragte sein Vater, ohne auf die Bemerkung einzugehen.
Maarten nahm ein Champignonomelett, sein Vater Brot mit Camembert. Zu Maartens Ärgernis schmierte er den Camembert auf sein Brot, als ob es Butter wäre. Sie tranken dazu einen Kaffee.
„Was du jetzt erst einmal machen musst, ist eine Doktorarbeit schreiben“, sagte sein Vater.
„Ich denke gar nicht daran“, sagte Maarten entschieden.
„Natürlich denkst du daran! Ich wüsste auch nicht, warum du es nicht tun solltest. Dein Bruder hat auch eine Doktorarbeit geschrieben, und zwar eine sehr gute.“
„Gerade deshalb! Einer in der Familie ist genug.“
„Womit bist du gerade beschäftigt?“
„Mit den Wichtelmännchen.“
„Dann schreib doch eine Doktorarbeit über die Wichtelmännchen! Du wirst sehen, was für einen Erfolg du damit haben wirst.“
Maarten gab keine Antwort. Er erinnerte sich an die Bemerkung von Springvloed. „Springvloed meint, dass ich einen riesigen Vaterkomplex habe“, sagte er nicht ohne Schadenfreude. „Das ist der Grund, weshalb ich nichts zustande bringe.“
„Unsinn!“, sagte sein Vater verärgert. „Springvloed weiß nicht, was er redet! Wenn es nur wahr wäre, dann würdest du vielleicht ein einziges Mal auf deinen alten Vater hören!“
*
„Gestern Abend habe ich eine Frau getroffen, die mit einem Zigeuner verheiratet war“, berichtete Beerta. „Demnächst werde ich mich mit ihr über die Zigeunerkultur unterhalten.“
„Was war das für eine Frau?“
„Eine interessante Frau! Eine Frau, die viel erlebt hat. Da war auch noch ein junger Mann, der Gedichte über Brüste schreibt, und zwar große Brüste“, er deutete schmunzelnd den Umfang an. „Hast du mir nicht
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