Das Büro
blieb irritiert stehen. In ihrem Gesicht zuckte es nervös.
„… dass ich dachte: Es würde mich nicht wundern, wenn aus ihr mal eine Heilige wird.“
„So, das ist für dich also ein Gütemerkmal! Ein Madonnengesicht!“
„Und dann habe ich ihr ein
Befriedigend
gegeben, obwohl sie eigentlich ein
Mangelhaft
verdient hätte. Denn ich dachte, ich will später nicht der böse Mann sein, der ihrer Heiligkeit im Weg gestanden hat. Wirklich, ein engelhaftes Gesicht.“
„Das ist es also, was du an einer Frau schätzt!“, sagte sie verächtlich.
„Ja, ich finde das ergreifend, dieses Madonnenhafte. Soweit ich es feststellen konnte, denn das Meiste steckte in Tüchern.“ Er machte lächelnd eine wogende Bewegung über seine Brust.
„Na ja, die Geschmäcker sind verschieden.“ Sie legte einen Brief auf seinen Schreibtisch. „Kannst du das mal lesen?“
Er beugte sich schmunzelnd über den Brief. „Ein wirklich engelhaftes Gesicht“, wiederholte er.
Seine Abwesenheit während des Tages machte aus dem Raum eine Oase der Ruhe: keine Telefonate, wenig Störungen. Es konnten Stunden vergehen, in denen Maarten niemanden sah und niemandemRede und Antwort stehen musste. Er saß am offenen Fester, lauschte den Geräuschen, die von draußen hereindrangen, blickte in den stillen Garten, in dem manchmal eine Katze lag und sich sonnte, und begann zum ersten Mal seit seiner Einstellung, sich mit dem Schicksal zu versöhnen. Das Verstreichen der Zeit wurde durch die viertelstündliche Melodie des Zuiderturms markiert sowie durch den nasalen, wehmütigen Klang eines Saxophons und einer Posaune, unterstützt von einer Trommel, die jeden Dienstag durch die Hoogstraat zogen.
Etwa Mitte Juli wurde es warm, so warm, dass die Vögel im Garten schwiegen und sogar der Papagei in der Hoogstraat seinen Schnabel hielt. Es schien, als ob es in der Stadt stiller würde, und auch im Büro verlangsamte sich das Leben. Maarten stellte sich vor, dass sich die Räume um ihn herum langsam leerten und er schließlich allein zurückbliebe, regungslos hinter seinem Schreibtisch, während da draußen die Menschen fortzogen. An den Tagen, an denen Beerta nicht erschien, trödelte er herum, bis alle verschwunden waren, nur wegen des Vergnügens, durch Fräulein Haans leeres Zimmer zu gehen, die Tür des Abstellraums hinter sich zu schließen, ohne gesehen zu werden, das Stückchen durch die kühle und muffige Gasse zu gehen, um ins helle Licht der Straße zu gelangen, wo die Wärme auf ihn einstürzte, wenn er in die Sonne trat.
An einem dieser Tage betrat Beerta den Raum, gerade als Maarten seinen Stuhl unter den Schreibtisch schob, um nach Hause zu gehen. „Bleib mal kurz hier“, sagte Beerta, während er zu seinem Schreibtisch weiterging und einen Blick auf die Post warf. „Ich sehe dich so wenig in den letzten Tagen. Wir haben kaum Gelegenheit, mal miteinander zu reden.“ Er legte die Post wieder hin, stellte seinen Stuhl schräg, setzte sich und blickte Maarten amüsiert an.
Maarten zog seinen Stuhl wieder unter dem Schreibtisch hervor.
„Du musst den Stuhl nicht so auf dem Boden schleifen lassen! Davon geht der Belag kaputt. Das findet deine Frau zu Hause auch nicht gut.“
„Meine Frau findet das völlig in Ordnung“, antwortete Maarten, ein wenig irritiert. Er setzte sich.
„Das von Springvloed weißt du schon?“
Maarten schüttelte den Kopf.
„Das ist also noch nicht bis zu dir durchgedrungen?“
„Nein.“
Beerta sah ihn forschend an. „Springvloed hat seine Frau verlassen“, er zwang sich, ernst zu blicken, „und wird eine Studentin heiraten. Das wusstest du noch nicht?“
„Nein.“
„Ja, das weiß ich nie bei dir, denn du behältst immer alles für dich.“
„Ich habe es nicht gewusst.“
„Und ich muss sagen, dass es nicht einmal so eine schlechte Wahl ist. Ein allerliebstes Mädchen. Wirklich allerliebst. Und sanft! Sie hat bei mir noch ihre Zwischenprüfungen gemacht, und ich war sehr von ihr angetan.“
„Das glaube ich sofort“, sagte Maarten ironisch.
„Und er trinkt und raucht wieder. Es scheint, dass das alles wegen seiner Frau war.“
Maarten reagierte nicht darauf. Ihn interessierte Springvloeds Liebesleben nicht, außerdem wollte er nach Hause.
„Und sein Sohn heiratet auch. Der wird Vater.“
„Dann musste er bestimmt heiraten.“ Er ärgerte sich sofort über diese Bemerkung, doch sie ließ sich nicht mehr zurücknehmen.
Beerta schmunzelte. „Das weiß ich nicht“, sagte
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