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Das Büro

Das Büro

Titel: Das Büro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.J. Voskuil
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bohrenden Fragen feuerrot geworden.
    „Wohin musstest?“
    „Weg. Da hab ich – da bin ich per Anhalter los.“
    „Per Anhalter!“, sagte Beerta erstaunt. „Wohin bist du per Anhalter gefahren?“
    „Ich weiß es nicht. Per Anhalter. Ich wollte weg.“
    „Aber du wirst doch wohl wissen, wo du gewesen bist?“
    „Ich weiß es nicht. Ich hatte Angst.“
    Beerta sah ihn eindringlich an, schweigend. „Warum hast du uns nicht angerufen? Dann hätten wir dir helfen können.“
    „Nein, das – das ging nicht.“
    „Dann hätten wir uns jedenfalls nicht solche Sorgen gemacht. Denn so haben wir uns große Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert sein könnte.“
    „Das, das tut mir leid. Das wollte ich nicht.“
    „Und jetzt? Ist es jetzt wieder vorbei?“
    „Ich denke – ich glaube schon. Ich hoffe es. Ich werde für die Zeit natürlich Urlaub nehmen.“
    „Das versteht sich von selbst“, sagte Beerta steif.
    „Ja, ja, natürlich“, sagte Veen erschrocken. „So habe ich es nicht gemeint.“
    Beerta sah ihn noch einen Moment schweigend an, wobei er langsam auf den Zehen wippte. „Geh dann mal wieder an die Arbeit. Und pass auf, dass es nicht noch mal passiert.“
    Während Veen den Raum verließ, setzte er sich wieder an seinen Schreibtisch. „Der Mann ist verrückt, nicht wahr?“, sagte er, als die Tür zu war.
    „Jeder ist doch verrückt“, antwortete Maarten. Er hatte beschämt gelauscht.
    „Viele Leute sind verrückt“, gab Beerta zu.
    „Und das liegt an der Gesellschaft. Die Gesellschaft taugt nichts.“
    „Die taugt nichts“, bestätigte Beerta. „Ich kenne eine ganze Menge Leute, die das nicht aushalten. Aber es macht schon einen Unterschied,
wie
verrückt man ist. So ein Mann wie Veen braucht Hilfe. Nicht jeder braucht Hilfe.“
    „Ich weiß nicht, ob Veen Hilfe braucht.“
    „Veen braucht Hilfe!“, sagte Beerta mit großer Entschiedenheit. „Wenn man nicht mehr in der Lage ist, seine Arbeit ordentlich zu erledigen, braucht man Hilfe. Unwillkürlich griff er an seinen rechten Arm, als er anfangen wollte zu tippen.
    *
    „Ich muss doch noch mal ernsthaft mit Veen sprechen“, sagte Beerta am folgenden Morgen, sobald Maarten ins Büro kam, „denn das geht nicht! Man kann nicht einfach so von der Arbeit wegbleiben, ohne sich zu melden. Wenn das noch einmal passiert, werde ich ihn entlassen müssen.“
    „Es wird sicher noch einmal passieren.“
    „Aber er kann mich doch wohl anrufen oder eine Karte schicken? Das ist doch nicht zu viel verlangt?“
    „Das kann er nun gerade nicht.“
    „Ich verstehe das nicht. Er kann mir doch alles Mögliche erzählen. Vielleicht ist er einfach nur mit einem Mädchen unterwegs gewesen.“
    „Ich kann Ihnen beinahe garantieren, dass es nicht so war“, sagte Maarten irritiert.
    Beerta sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Woher weißt du das?“
    „Es war doch offensichtlich, dass er völlig durcheinander war. Er war auf der Flucht.“
    „Wovor denn?“
    Maarten zuckte die Achseln. „Das weiß ich nicht. Vor sich selbst, glaube ich.“
    „Aber er darf doch nicht nur an sich denken. Er muss auch daran denken, dass er mich damit in größte Schwierigkeiten bringt!“
    Maarten sah den Zusammenhang nicht und gab keine Antwort.
    „Nun gut“, er wandte sich ab, „jetzt habe ich die Sache am Hals. Ich wollte, wir hätten diesen Burschen hier niemals eingestellt. Er macht uns nur Probleme. Kannst du die Schreibmaschine wieder auf meinen Schreibtisch stellen?“
     
    Nachmittags ging er zum Arzt und kam deprimiert zurück. „Ich habe einen Tennisarm, obwohl ich noch nie in meinem Leben Tennis gespielt habe. Der Doktor sagt, dass ich in den nächsten sechs Wochen nicht tippen darf. Aber das geht natürlich nicht. Es ist Wahnsinn, einem das zu verbieten.“ Er setzte sich an den Schreibtisch und sah auf die Schreibmaschine, in der noch ein Blatt Papier steckte. Mit seinem linken Zeigefinger tippte er ein paar Buchstaben und hörte dann wieder auf. „Dass so ein Arzt auch keinen Grips im Kopf hat! Sechs Wochen lang nicht tippen! Eine schlimmere Strafe hätte er sich nicht ausdenken können.“
    „Dürfen Sie denn mit der Hand schreiben?“ Maarten hatte Mühe, sein Lachen zu unterdrücken.
    „Darüber hat er nichts gesagt.“
    „Dann schreiben Sie es doch mit der Hand!“
    „Und wenn ich nun tippen muss?“, sagte Beerta verärgert. „Es gibt Dinge, die lassen sich nicht mit der Hand schreiben.“
    „Man kann alles mit der Hand

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