Das Büro
er verschmitzt. „Es kann auch sein, dass er sie erst danach geschwängert hat.“
Seine Wortwahl irritierte Maarten über die Maßen. „Ja, wer weiß“, sagte er und lachte, in einem Versuch, seinen Ärger zu verbergen.
*
Ein paar Tage später kam Beerta etwas früher. Er blieb neben Maarten stehen, bei den Karteikästen, und blickte ihn triumphierend an, seine Tasche in der Hand. „Ich hatte gestern ein interessantes Gespräch mit einem Ps-psychoanalytiker über Springvloed.“
Maarten sah ihn an, mit den Gedanken noch bei der Arbeit.
Beerta wippte auf den Zehenspitzen, in Vorfreude auf die Neuigkeit. „Springvloeds Sohn ist mit einer sehr reichen Frau verheiratet. Wusstest du das?“
„Woher sollte ich das wissen?“
Beerta hob sein Kinn. „Die Eltern der Frau sind geschieden, und ihr Vater hat wieder eine sehr junge Frau geheiratet.“ Er sah Maarten an und wartete auf eine Reaktion, doch weil Maarten nicht begriff, worauf er hinauswollte, blieb die Antwort aus. „Und jetzt sagt dieser P-psychoanalytiker, dass S-springvloed eifersüchtig auf seinen Sohn wäre und sich an dessen Schwiegervater ein Beispiel genommen hätte.“
„Kannte er diesen Schwiegervater denn?“, fragte Maarten ungläubig.
Beerta zog die Augenbrauen hoch. „Ich weiß es nicht“, sagte er geheimnisvoll. „Das sagt der Psychoanalytiker.“ Er wandte sich ab, legte seine Tasche auf die Ausziehplatte seines Schreibtisches, zog den Stuhl zurück und setzte sich. Eine Weile war er beschäftigt. „Solltest du noch etwas über Springvloed hören, dann lass es mich wissen“, sagte er nach einer Weile, über seine Schulter blickend.
„Von wem, außer Ihnen, sollte ich etwas hören?“
„Das weiß man nie. Du kennst so viele Leute.“
„Ich kenne niemanden.“
„Trotzdem würde ich es gerne wissen.“ Er schnitt mit seinem Brieföffner einen Umschlag auf, entfaltete sorgfältig den Brief und begann ihn andächtig zu lesen.
„Wenn er wieder angefangen hat zu rauchen und zu trinken, wird er über kurz oder lang natürlich zusammenklappen“, prophezeite Maarten, „denn er kann sich nicht beherrschen.“
Beerta blickte über die Schulter. „Das glaube ich auch“, sagte er ernst. „Und darüber mache ich mir ernsthafte Sorgen.“
*
„So, mein Junge“, sagte sein Vater. Er betrat den Raum, ein kleiner, hagerer Mann mit einer Baskenmütze auf dem Kopf und einem Fotoapparat um den Hals. „Tag, Beerta.“
Beerta stand auf und drehte sich um. „Tag, Koning“, sagte er, ohne eine Spur überrascht zu sein. Sie kannten sich aus der Arbeiterbewegung, in der Maartens Vater zum äußersten rechten und Beerta zumäußersten linken Flügel gehörte. „Du kommst deinen Sohn besuchen?“ Sie gaben sich die Hand.
„Ich komme, um ihn zu fotografieren“, antwortete sein Vater.
„Fotografieren!“, wiederholte Beerta mit einer kaum merklichen Ironie. „Das könnte ich nicht. Dafür wäre ich zu ungeschickt.“
„Ach was!“, sagte sein Vater entschieden. „Dafür braucht man nicht geschickt zu sein. Wenn man Amsterdam mag, kann man herrliche Fotos machen.“ Er drehte sich zu Maarten um und holte einen Belichtungsmesser aus der Brusttasche.
„O ja“, sagte Beerta. „Ich bin ein Liebhaber Amsterdams.“ Er sah zu, während Maartens Vater mit professionellen Bewegungen die Helligkeit maß.
Maarten genierte sich, während er ihn dabei beobachtete. „Hast du Urlaub?“, fragte er.
„Ich habe mir ein paar Tage Urlaub genommen“, antwortete sein Vater. Er war zum Fenster gegangen und maß erneut das Licht, jetzt mit dem Fenster im Rücken.
„Fotografiert dein Sohn auch?“, fragte Beerta.
„Zu wenig.“ Er verschob die Ringe an der Linse seines Fotoapparats und führte den Sucher zum Auge. „Er kann es schon, sogar vorzüglich, aber er macht es zu selten.“ Er blickte durch den Sucher, ging etwas in die Knie, richtete sich wieder auf und trat einen Schritt zur Seite. „Tu mal so, als ob du arbeitest!“
Maarten beugte sich widerwillig über das Buch, in dem er gerade gelesen hatte, und machte Notizen.
Sein Vater drückte ab. „So!“ Er sah sich im Raum um. „Und jetzt stell dich mal auf die Leiter!“
„Dann ist es aber genug“, warnte Maarten und stand auf.
Beerta wandte sich ab und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
Maarten stieg auf der Leiter bis zur vorletzten Sprosse. „Und jetzt?“
„Jetzt nimmst du ein Buch und liest darin.“ Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und stellte
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