Das Büro
erzählt, dass du auch mal so jemanden getroffen hast?“
„Ausgeschlossen“, sagte Maarten beleidigt. „Wenn ich so etwas wüsste, würde ich es nicht erzählen.“
„Der Bursche hat eine M-mamma… M-mammema…“
„Eine Mammamanie“, half Maarten.
„Siehst du wohl, dass ich es von dir habe? Sonst hätte ich es nicht gewusst.“
„Wo treffen Sie solche interessanten Menschen?“, fragte Maarten ironisch.
„Bei Freunden. Etwas merkwürdige Freunde. Sie erzählten auch noch, dass van het Reve nicht mehr bei seiner Frau schläft. Wusstest du das?“
„Nein.“
„Oh.“ Er schwieg einen Moment. „Van het Reve schläft nicht mehr bei seiner Frau, weil er entdeckt hat, dass er h-homosexuell ist.“
Maarten erschrak über dieses Wort. „Ich wusste, dass er glaubt, homosexuell zu sein“, sagte er rasch, ohne dabei nachzudenken, „aber ich dachte, dass es nur Getue wäre.“
Beerta blickte ihn starr an. „Ich weiß es nicht.“ Er blinzelte auf einem Auge. „Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen. Von S-sexualität versteh ich nichts.“
Es entstand eine beklemmende Stille, die erst durchbrochen wurde, als Beerta seine Schreibmaschine vom Tisch auf den Schreibtisch hob.Danach verließ er den Raum. Kurze Zeit später kam er zurück. „Ich höre, dass Frau Haan drei Wochen Urlaub hat. Vielleicht könntest du jetzt das Band abhören?“
Maarten folgte ihm in Fräulein Haans Zimmer, und während Beerta weiterging, holte er den Schlüssel aus ihrer Schreibtischschublade, nahm das Tonbandgerät und brachte es in sein Zimmer. Als er damit beschäftigt war, das Band einzulegen, kam Beerta wieder zurück. Er blieb an Maartens Schreibtisch stehen und sah zu.
„Wo hast du das Tonbandgerät her?“
„Das habe ich aus dem Schreibtisch von Fräulein Haan geholt.“
„Hast du sie um Erlaubnis gefragt?“
„Natürlich nicht.“ Er durchschaute die Absicht.
„Nun, von mir hast du die Erlaubnis nicht bekommen.“ Er tippelte zu seinem Platz.
Maarten kümmerte sich nicht darum. Er schaltete den Apparat ein, drehte den Lautstärkeregler auf und wartete. Aus dem Lautsprecher ertönte ein Rumoren. Danach hörte er van de Kasteele sagen: „So …, so is het gout, glöf ik. Hend, seg eens wat.“ – „Wat mutt ik seggen?“, fragte eine fremde Stimme. – „Ja, so is het gout“, sagte die Stimme van de Kasteeles wieder. „Fang eens an.“ – „Is egoal, wat?“, fragte die zweite Stimme. – „Dann man van den Düwel.“ Nach kurzem Zögern begann die zweite Stimme zu reden, in einem schwer verständlichen Dialekt, während Beerta hinter Maarten zu tippen begonnen hatte. Maarten konnte nur wenig verstehen, aber er lauschte fasziniert. Es war nicht nötig, die Laute zu verstehen, um zu wissen, dass hier ein begnadeter Erzähler am Werk war. Nach seinen Erfahrungen mit den armseligen Antworten in den Fragebogen war es eine Überraschung, dass es in den Niederlanden noch einen solchen Erzähler gab. Er ließ die Laute auf sich einwirken, bis er darin langsam Worte und dann Satzfetzen zu entdecken begann. Als er beide Seiten des Bandes abgehört hatte, fing er erneut an, jetzt mit Papier und Stift, um sich Notizen zu machen. Er war damit so konzentriert beschäftigt, dass ihm nur vage bewusst wurde, dass Beerta den Raum verließ, wieder zurückkehrte, erneut anfing zu tippen, den Raum wieder verließ und lange Zeit wegblieb.
„Was hältst du davon?“, fragte Beerta, als er wieder zurückkam. Er blieb an Maartens Schreibtisch stehen und sah auf die Notizen, die er gerade machte.
„Es ist toll“, antwortete Maarten.
Drei Tage später schrieb er im Namen Beertas einen Brief, um mitzuteilen, dass sie bereit wären, die Erzählungen herauszugeben, wenn van de Kasteele für eine wortgetreue Abschrift, eine Einleitung mit Angaben über die Gemeinschaft, in der die Erzähler lebten, sowie eine Reihe schriftlicher Porträts sorgen würde.
*
„Weißt du, was mit Veen los ist?“, fragte Beerta, als er hereinkam.
„Nein“, sagte Maarten. „Was ist mit ihm?“
„Er ist gestern nicht zur Arbeit erschienen, und heute ist er wieder nicht da. Hat er zu dir irgendetwas gesagt?“
„Warum sollte er mir so etwas erzählen?“
Beerta ignorierte das. „Ich mache mir allmählich wirklich Sorgen. Dass jemand einfach so wegbleibt, ohne etwas zu sagen, ist nicht in Ordnung.“
„Soll ich zu ihm nach Hause gehen?“ Beertas Besorgnis griff auf ihn über. „Wo wohnt er?“
„Ich habe Nijhuis
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