Das Café am Rande der Welt: Eine Erzählung über den Sinn des Lebens (German Edition)
sich bei ihnen Rat holt.«
»Ich könnte mir vorstellen, dass es sich um ziemlich positive und energiegeladene Menschen handelt«, sagte Casey. »Wahrscheinlich brauchen sie keinen Abstand vom Alltag, um ihre Batterien wieder aufzuladen.«
Ich ließ Caseys Bemerkungen in mir nachwirken. Es war eine interessante Betrachtungsweise. Wie wäre es, die Zeit stets mit Dingen zu verbringen, für die ich mich begeisterte? Wie würde mein Leben dann wohl aussehen? »Aber wie sieht es mit dem Geld aus?«, fragte ich. »Wenn man etwas gut kann oder viel darüber weiß, bedeutet es noch lange nicht, dass man viel Geld dafür bekommt. Vielleicht ist man stets in der Lage, Arbeit zu finden, aber wird man auch gut bezahlt?« Ich war jetzt etwas zufriedener mit mir selbst, da mir dieses Argument eingefallen war. »Denn«, fuhr ich fort, »wer weiß schon, welche Dinge ein Mensch für sich als erfüllend erachten würde.«
»Ich verstehe«, sagte Casey. »Nun, denken wir doch einmal an das schlimmstmögliche Szenario, was das Geld angeht. Jemand könnte ein Leben führen, bei dem er jeden Tag das tut, was seiner Bestimmung, seinem ZDE , entspricht. Aber er verdient damit nicht viel Geld. Oh, das wäre sehr tragisch! Stellen Sie sich nur die Folgen vor. Möglicherweise kommen Sie zu dem Ergebnis, dass Sie ein Leben führen, das stets den Zweck Ihrer Existenz erfüllt. Sie können Ihr ganzes Leben damit verbringen, was Sie wirklich tun möchten, da Sie herausgefunden haben, warum Sie hier sind, aber«, sie zögerte, »möglicherweise haben Sie im Alter von 65 Jahren nicht genügend Ersparnisse für Ihren Ruhestand. Was dann? – Ich nehme an, Sie müssten weiterhin die Dinge tun, die Sie gerne tun. Das wäre in der Tat tragisch.« Ihre Stimme hatte mittlerweile einen pseudodramatischen Ton angenommen.
Ich musste lachen. »Casey, Sie können ganz schön sarkastisch sein, wenn Sie wollen.«
»Ich möchte nur sichergehen, dass ich Ihre Denkweise vollkommen verstehe.«
»O.k., o.k., ich hab’s verstanden«, sagte ich. »Es ist wie in Mikes Geschichte über den Fischer. Warum sollte man darauf warten, das zu tun, was man tun möchte, wenn man es sofort tun kann?«
»Sie haben es erfasst. Aber es geht um noch mehr. Erinnern Sie sich an Ihr Gespräch mit Anne, darüber, warum manche Menschen so viele Dinge kaufen?«
»Natürlich. Wir haben darüber gesprochen, dass manche Menschen nach mehr Geld streben, damit sie mehr kaufen können. Sie hoffen, dass das Gekaufte sie erfüllen wird, da sie nicht das tun, was ihnen entspricht. Aber je mehr sie kaufen, desto mehr müssen sie arbeiten, um alles zu bezahlen. Wenn sie nicht aufpassen, entsteht ein Teufelskreis, der sich ständig verschlimmert.«
Ich zögerte. Ich hatte das Gefühl, noch etwas übersehen zu haben. Ich sah Casey an, aber sie erwiderte meinen Blick, ohne etwas zu sagen. »Es hat etwas mit dem schlimmstmöglichen Szenario zu tun, nicht wahr?«, fragte ich. Casey nickte.
Ich dachte einen Moment nach. »Ich denke, das Erste ist, dass ein Mensch sich im schlimmstmöglichen Fall immer noch entscheiden könnte, etwas anderes zu tun.«
Casey nickte wieder, daher fuhr ich fort.
»Und das ist ja nur das schlimmstmögliche Szenario. Offensichtlich gibt es auch ein bestmögliches Szenario. Jemand könnte auch sehr gut für die Dinge bezahlt werden, die er tun möchte und die ihn erfüllen.«
Casey nickte abermals.
Ich wusste, dass ich den entscheidenden Punkt nach wie vor nicht greifen konnte. Ich lehnte mich zurück und trank einen Schluck Wasser. Ich wollte Casey gerade um einen kleinen Hinweis bitten, da kam mir plötzlich ein Gedanke. »Vielleicht wird das Geld weniger wichtig. Ich meine, es käme auf den Menschen und die Umstände an, aber während des Gesprächs mit Anne habe ich mich gefragt, warum wir eigentlich arbeiten. Anne und ich haben über die Tatsache gesprochen, dass wir unter anderem deshalb arbeiten, weil wir uns Erfüllung wünschen.«
»Können Sie mir ein Beispiel geben?«, fragte Casey.
»Nun, ich arbeite beispielsweise, um Geld zu verdienen«, antwortete ich. »Ich brauche Geld, um die Dinge zu bezahlen, die ich kaufe. Wenn ich an all die Dinge denke, die ich kaufe, glaube ich, dass ich ein bisschen wie die Menschen bin, über die Anne und ich gesprochen haben. Viele Dinge, die ich besitze, helfen mir, mich zu entspannen und mit meiner Umgebung besser zurechtzukommen.
Ich frage mich, wie viel ich davon noch bräuchte, wenn ich nicht das Bedürfnis
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