Das Camp (Sartos) (German Edition)
fahren?“
„Ja, das ist das kleinste Problem. Jetzt überlegen wir in Ruhe, wie wir an Waffen und Uniformen kommen.“
Chilkes
„Sagt mal, kann das sein, dass das Fressen immer weniger und die Wärter dafür immer gruseliger werden?“, fragte Jenna beim Mittagessen, als sie die dünne Suppe betrachtete, in der ein paar faulige Stückchen Karotten und ein Löffel Kartoffeln schwammen.
„Sieht so aus.“ Josephine blickte mürrisch in ihren Teller. „Fleischeinlage gibt’s überhaupt nicht mehr, anscheinend haben sie Brannigan und seine Kumpels mittlerweile komplett verwurstet.“ Die anderen mussten, trotz der trostlosen Situation, lachen.
„RUHE!“, brüllte Wärterin Chilkes, die in der Nähe stand.
Eine der Gefangenen, Joan Aitkins, eine zierliche junge Frau, die sich stets bemühte, nicht aufzufallen, hatte sich verschluckt und prustete in ihren Teller. Chilkes wertete dies als Lachen und stürzte sich auf sie. Grob riss sie sie an den Haaren vom Tisch.
„Dir geht’s wohl zu gut? Raus mit dir und ein bisschen Sport gemacht! Das treibt dir deine Aufsässigkeit schon aus.“
Aitkins wusste, dass es völlig sinnlos gewesen wäre, Chilkes erklären zu wollen, dass sie nicht gelacht hatte und machte, dass sie in den Hof kam. Als die anderen später nachkamen, japste Aitkins mit hochrotem Kopf nach Luft, während Chilkes ihr aufmunternd nach brüllte, was für ein faules Schwein sie sei. Sie mit ihrer Runde gerade auf der Höhe ihrer Mitgefangenen der Baracke 6, als sie stolperte und, samt ihrem schweren Ballast, auf den Boden stürzte. Der schwere Holzpfosten war ihr dabei an den Hinterkopf geknallt und eine hässliche Platzwunde zeichnete sich ab.
Ihre Freundin Laura, mit der sie ein Etagenbett teilte, eilte hin und wollte ihr in die Höhe helfen, aber Chilkes war mit ihrem Stock schneller und zog Aitkins ein paar über den Rücken. Sie stöhnte und hielt sich schützend den Kopf. Chilkes prügelte munter weiter.
„HÖR AUF, DU VERDAMMTES MISTSTÜCK!“, brüllte Laura und sprang Chilkes an. Die ließ erschrocken ab und Laura nutzte die Sekunde um ihr ihre Faust ins Gesicht zu donnern. Sie hatte die Wut von Monaten in diesen Schlag gepackt und die Wärterin flog nach Hinten und kam, in ganzer Länge, auf dem Boden auf. Laura betrachtete ihr blutiges Gesicht und hielt erschrocken die Hand vor den Mund.
„Es tut mir leid, das wollte ich...“ Sie konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Chilkes zog ihre Waffe und streckte sie nieder. Die anderen betrachteten mit regloser Miene ihr blasses Gesicht. In der Stirn hatte sie ein sauberes, rundes Loch.
„Wir müssen hier weg und zwar bald“, sagte Troy, als sie später mit Jenna bei der Arbeit in den Gewächshäusern war. „Es gibt zu viele wie Chilkes hier. Wenn die Verhältnisse hier uns nicht umbringen, sorgen die dafür. Lieber nehme ich es mit den Cadaveri und den Haien auf.“ Jenna stimmte ihr wortlos zu.
„Wir müssen die verdammten Uniformen in die Hände bekommen“, flüsterte sie Troy ins Ohr, als sie im Bett lagen. Sie waren dabei geblieben, sich ein Bett zu teilen und sich gegenseitig zu wärmen, auch wenn es nicht wirklich mehr kalt war, in den Nächten. Es kamen zwar immer wieder anzügliche Bemerkungen von den anderen, aber das war ihnen egal. So konnten sie sich wenigstens ungestört unterhalten.
„Aber wie? Wie sollen wir das denn anstellen? Wir kommen nicht ins Wäschelager und...“
„Ins Wäschelager nicht, aber in die Wäscherei! Die Uniformen von denen werden doch auch regelmäßig gereinigt und das, wiederum, machen Gefangene.“
„Ja, aber keine von uns. Nur die leichten Fälle arbeiten in der Wäscherei, die, die ohnehin nach ein paar Monaten wieder herauskommen. Da riskiert doch niemand Kopf und Kragen für uns.“
„Vielleicht doch. Zahlenmäßig haben die Baracken mit den leichteren Fällen die meisten Mitglieder. Zumindest die Frauen arbeiten abwechselnd in der Wäscherei. Wenn wir eine ausfindig machen können, die zu den Rebellen gehört, oder zumindest mit ihnen sympathisiert, haben wir eine Chance. Sie muss uns nur ein paar Uniformen in unseren Wäschewagen schmuggeln.“
„Nur ist gut,- und wie willst du die ausfindig machen?“
„Mit meiner Hilfe.“ Sie fuhren zusammen, als Josephine plötzlich hinter ihnen stand. Jenna suchte nach Erklärungen, aber Josephine winkte
Weitere Kostenlose Bücher