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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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irgendwas unterschrieben? Bei der Polizei, meine ich.«
    Luk hatte verwirrt den Kopf geschüttelt.
    »Gut, dann wird dir auch nichts passieren. Nicht in deinem Alter.« Er hatte Luk über seine dunkelbraune polierte Schreibtischplatte hinweg durch seine runden Brillengläser streng angesehen. »Merk dir das ein für alle Mal: Nie ein Geständnis ablegen. Nie etwas zugeben. Die sollen dir mal schön beweisen, dass du das gewesen bist und nicht irgendein anderer. Aber das ist dann schon mein Job. Du hältst einfach nur die Klappe, den Rest erledige ich.«

    Fast zweieinhalb Jahre lang hatte das prima funktioniert.
    Luk musste grinsen, als er daran dachte, wie die Cops manchmal versucht hatten, ihn unter Druck zu setzen. Aber er hatte einfach nur geschwiegen, bis sie schließlich aufgaben und ihn laufen ließen.
    Jedes Mal hatte es funktioniert, egal, was er wieder angestellt hatte. Ein Wahnsinnsgefühl war das gewesen. Keiner konnte ihm was. Was immer er auch machte, am Ende kam er sauber raus aus der Sache. Meist sogar ohne Gerichtsverhandlung. Keine Ahnung, wie sein Anwalt das hinkriegte.
    Er hatte sich keinen Kopf gemacht deswegen. Wozu auch? Hauptsache, es funktionierte.
    Und dann die Sache mit dem Gläsernen Bahnhof.
    Die Berichte darüber hatten es bis in die Nachrichten der Regionalsender geschafft. Den alten Bahnhof hatten sie verkauft und stattdessen eine gigantische Brücke aus Glas über die beiden Gleise gebaut. Von der Ost- und der Westseite führten rundum mit Glas ummäntelte Treppen zu einem Wartesaal hoch über den Schienen. Dort gab es Sitzplätze und Automaten, aus denen man seine Fahrkarte oder Getränke und Snacks holen konnte. Der Gläserne Bahnhof war als Prototyp gedacht. Wenn er sich bewährte, sollte er in vielen kleineren Städten gebaut werden, deren alte Bahnhöfe geschlossen worden waren. Der Ministerpräsident sollte am nächsten Morgen in die Stadt kommen und die neue Anlage hoch über den Eisenbahnschienen feierlich eröffnen.
    Luk erinnerte sich noch an das geile Gefühl, das er gehabt hatte, als er die Reporterin inmitten der Glasscherben im Fernsehen gesehen hatte. Tiefe Empörung hatte sie in ihre Stimme gelegt und von Vandalismus und wachsender sinnloser Jugendgewalt gesprochen, der man endlich Einhalt gebieten müsse.

    Die Kamera schwenkte dann nach links, auf den Bürgermeister, der mit hochrotem Kopf von einer unerträglichen Provokation redete. Der Gläserne Bahnhof hatte das neue Wahrzeichen der Stadt werden sollen. Und nun habe er, der Bürgermeister, heute Morgen im Büro des Ministerpräsidenten anrufen und den Landesvater wieder ausladen müssen. Wie stehe die Stadt denn jetzt da? Auf jeden Fall werde das Konsequenzen haben. Die Polizei habe bereits eine Sonderkommission gebildet. Jeder, der meine, etwas Verdächtiges beobachtet zu haben, solle sich umgehend bei ihm persönlich oder auf der Polizeiwache melden. Man werde eine Belohnung aussetzen. Immerhin gehe es um einen beträchtlichen Sachschaden, nach ersten Schätzungen in Höhe von annähernd 100 000 Euro.
    Luk hatte gar nicht weiter zugehört. Das waren wir, hatte er gedacht und in sich hineingegrinst.
    Bei der Vernehmung auf der Polizeiwache hatte er gesagt, dass er keine Ahnung habe, wo er sich in der fraglichen Nacht aufgehalten habe. Er sei betrunken gewesen und könne sich an nichts erinnern.
    Alles Weitere würde sein Anwalt erledigen.
    So wie immer.
    Nur dass es diesmal dann doch ein bisschen anders gelaufen war. Die Beamten hatten ihn am nächsten Tag noch mal auf die Wache bestellt. Morgens um acht. Luk war gar nicht hingegangen. Wozu auch? Die Sache war erledigt für ihn. Um neun hatten sie ihn geholt. Mit einem Streifenwagen. Die müssen ganz schön unter Druck sein, hatte Luk gedacht und gegrinst.
    Auf der Polizeiwache hatten sie ihm Fotos vorgelegt. Viele Aufnahmen zeigten Leute, die Luk völlig unbekannt waren. Aber es waren auch genau die Typen darunter, mit denen Luk in jener Nacht zusammen gewesen war.

    Der Polizist, der Luk gegenübersaß, war in Zivil. Luk hatte ihn nie zuvor gesehen. »Kennst du einen von denen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Schau sie dir noch mal genau an.«
    Luk blieb weit zurückgelehnt auf seinem Stuhl sitzen. »Fragen Sie meinen Anwalt.«
    »Klar.«
    Danach hatten sie ihn gehen lassen. Aber am nächsten Morgen - er war ausnahmsweise mal zur ersten Stunde dagewesen - hatten sie ihn aus dem Unterricht geholt. Wieder sollte er sich Fotos anschauen, aber diesmal nur die seiner

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