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Das Camp

Titel: Das Camp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Tondern
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wunderte er sich selbst, wie viel er von diesem Gespräch noch im Kopf hatte. Irgendwo tief innen hatte er offenbar mehr abgespeichert, als ihm bewusst gewesen war.
    »Okay«, hatte er cool gesagt. Er überlegte, ob er den Wisch unterschrieben hatte, den der Anwalt ihm hingehalten hatte. Aber er konnte sich nicht wirklich erinnern.
    »Das war’s dann«, hatte Dr. Enno Schwarz noch gesagt. »Tut mir leid, Lukas, dass es so …«
    Den Rest hatte Luk schon nicht mehr mitbekommen. Er hatte sich umgedreht und grußlos den Raum verlassen. Wozu sollte er sich das Gelaber noch weiter anhören?
    Aber jetzt dämmerte ihm, dass genau dort anscheinend die Weichen gestellt worden waren. Seinem Vater waren Luks Ausraster endgültig zu teuer geworden. Er hatte Dr. Enno Schwarz gesagt, dass er ihn nicht mehr bezahlen würde. Aber der Anwalt hatte Luk noch ein letztes Mal vor dem Knast bewahrt und mit dem Richter einen Deal ausgehandelt.
    Wusste sein Vater, dass er hier war? Hatte er das alles mit Dr. Schwarz abgestimmt? Aber warum hatte er nichts gesagt? Ihn wenigstens vorgewarnt?
    Oder hatte er was gesagt und Luk hatte wieder mal nicht zugehört?
    Egal. Auf jeden Fall musste er endlich raus aus diesem Dreckloch. Er musste dafür sorgen, dass er bei Kräften blieb. Also brauchte er was zu essen und zu trinken.
    Und das würde er wohl am ehesten bekommen, wenn er zumindest so tat, als ob er mitspielte. Er schnappte sich das Klemmbrett und füllte den Fragebogen zu Ende aus. Höchstens drei Minuten brauchte er dafür. Die fünfte Frage sparte er sich bis ganz zum Schluss auf.

    Warum bist du hier?
    Zur Abwechselung konnte er es ja mal mit der Wahrheit versuchen. Mal sehen, wie sie reagierten.
    In deutlichen Druckbuchstaben schrieb er: WEIL MEIN ANWALT NICHT FUNKTIONIERT HAT.

7
    »Kopf runter!«
    Luk hatte sich neugierig umgesehen, als er in dem verwaschenen Overall, den ihm der Typ gegeben hatte, aus dem kahlen Raum trat, der anderthalb Tage oder noch länger sein Gefängnis gewesen war.
    Anscheinend senkte er den Kopf nicht schnell genug. Eine Faust rammte seinen Hinterkopf. Luk stolperte zwei Schritte vorwärts und knallte mit der Stirn gegen den Türrahmen vor ihm.
    »Ich sag das nicht noch mal! Kopf runter! Und immer schön die Hände auf den Rücken!«
    Luk wollte nach seiner Stirn tasten. Über dem linken Auge schien die Haut aufgeplatzt zu sein. Aber er ließ die Arme dann doch lieber hinten. Der Typ klang nicht so, als verstünde er besonders viel Spaß.
    »Stehen bleiben! Gesicht zur Wand.«
    Luk fand das alles ein bisschen übertrieben. Hatten die zu viel miese Filme gesehen? Auch wenn die Forst-Akademie ein Erziehungslager war, mussten sie ihn hier nicht gleich wie den letzten Dreck behandeln.
    Aus den Augenwinkeln sah Luk, wie neben ihm der Wärter,
oder wie die sich hier nannten, mit seinen viel zu großen Fingern auf die Tastatur eines Schließsystems tippte. An dem Gerät begann plötzlich ein kleines rotes Lämpchen wie verrückt zu blinken.
    »Mist«, knurrte der Mann. Hektisch suchte er die Tastatur ab. »Wo war das noch? Wo stoppt man das verdammte Ding?«
    »Bestimmt die gelbe Taste«, sagte Luk. Corr stand darunter.
    »Klappe!«, befahl der Wärter. Aber er versuchte es tatsächlich, drückte seinen massigen Zeigefinger auf die kleine gelbe Taste. Das rote Flackerlicht erlosch. »Na also«, sagte der Mann.
    Beim zweiten Anlauf klappte es. Die Tür ließ sich öffnen. Sie betraten eine grell beleuchtete Schleuse, einen kurzen Korridor von vielleicht zwei Metern Länge, der mit Laminat ausgelegt war und nichts weiter enthielt als zwei überdimensionierte Fußmatten. Vor der nächsten Tür drückte Luks Bewacher auf einen weißen Knopf. Er richtete sich auf und blickte sehr ernst in die Linse einer Kamera.
    »Ja?«, ertönte eine Stimme.
    »Betreuer Schneider mit Neuzugang.«
    »Okay! Aber schleppt mir hier ja keinen Dreck rein!«
    Schneider schob Luk auf die linke Matte. »Los, Füße abtreten!« Er selbst ging auf die andere Matte und reinigte gründlich seine Stiefelsohlen. »Fertig!«, meldete er.
    Ein Summer ertönte.
    Schneider drückte die Tür auf. Er stieß Luk den Ellenbogen in die Seite. »Du zuerst!«
    Luk machte einen Schritt und riss den Kopf hoch. He, wo war er denn hier gelandet? Kaffeeduft stieg ihm in die Nase. Er hatte Teppichboden unter den Füßen. Hinter einem Schreibtisch aus Glas und Chrom saß eine hübsche junge Frau und lächelte ihn an.

    Verwirrt schaute er sich um. Es gab sie also

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