Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
wirklich geht?«
»Naja, Sie wären überrascht, was die Leute alles zu glauben bereit sind, wenn man ihnen erzählt, was sie hören wollen. Ja, ich glaube, damit könnten wir problemlos durchkommen.«
»Okay, sagen wir, dieser Bursche, der einmal ein Navy-Pilot war, einer unserer Astronauten, hat tatsächlich kein Gehirn im Schädel. Er kommt also her, um seine Auszeichnung entgegenzunehmen. Meinen Sie, er könnte sich die Sache vielleicht zusammenreimen, wenn Sie anfangen, ihn nach Myshko auszufragen?«
»Ich werde vorsichtig sein. Ich kann es so drehen, dass er das Thema aufbringt.«
Der Gedanke sagte ihr offensichtlich nicht zu. »Darf ich Sie etwas fragen, Jerry?«
»Natürlich.«
»Wollen Sie andeuten, dass Sie glauben, Myshko wäre tatsächlich auf dem Mond gelandet? Und dann wurde es aus unerfindlichen Gründen geheim gehalten? Ist das Ihre Theorie?«
»Natürlich nicht. Aber irgendetwas ist da passiert.«
»Was? Was soll da passiert sein?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sollte die Myshko-Mission tatsächlich auf der Oberfläche gelandet sein, was könnte es dann für einen Grund geben, es geheim zu halten?«
Im Geiste kehrte Jerry wieder einmal zu Blackstone zurück. Vielleicht sollte er die Sache noch einmal überdenken. Vielleicht sollte er zu Buckys Organisation wechseln. Es wäre einfacher für ihn, wäre Blackstone selbst nicht so widerwärtig. »Vielleicht hat Myshko die Dinge in die eigenen Hände genommen und die NASA damit in Verlegenheit gebracht. Das wäre eine öffentliche Blamage gewesen.«
Mary schüttelte den Kopf. »Absurd. Es hätte vielleicht die NASA in Verlegenheit gebracht, ja, aber eine Mondlandung hätte das mehr als ausgewogen.«
»Was spricht dagegen, es uns herausfinden zu lassen? Wollen Sie den Rest Ihres Lebens damit zubringen, sich zu fragen, ob vielleicht doch etwas vorgefallen ist?«
Mary holte tief Luft. Bohrte die Zungenspitze in die Wange. »Also gut«, sagte sie. »Fädeln Sie was ein! Aber, Jerry …«
»Ja?«
»Tun Sie nichts, was uns hier und jetzt in Verlegenheit bringen könnte!«
Die erste Aufgabe bestand darin, einen Namen für die Auszeichnung zu finden. Jerry verbrachte mehrere Tage damit, NASA-Mitarbeiter, aktive und ehemalige, zu googeln und nach jemandem zu suchen, der sich ernsthaft für das Wohl der Allgemeinheit engagiert hatte. Mary schlug ihm vor, die Suche auf Astronauten zu begrenzen. Aber Jerry sah keinen Grund dazu. Abgesehen von denen, die auf dem Mond gelandet waren, und denen, die im Dienst den Tod gefunden hatten, erfreute sich niemand besonderer öffentlicher Bekanntheit, auch keiner der übrigen Astronauten. Die Wahrheit lautete, dass die Öffentlichkeit nie irgendein Interesse an Flügen gezeigt hatte, die nicht über die Erdumlaufbahn hinausgegangen waren.
Kurz überlegte Jerry, ob er die Auszeichnung nach Kirby benennen sollte. Aber das wäre zu offensichtlich gewesen.
Dann stieß Jerry auf Harry Eastman, die perfekte Wahl. Harry war Computerexperte im Ruhestand und hatte dreißig Jahre für die NASA gearbeitet. Zugleich hatte er sich für behinderte Kinder in Texas eingesetzt. Er hatte eine Stiftung gegründet, um öffentliche Aufmerksamkeit für seine Sache zu erregen. Er hatte Film- und Sportstars hinzugezogen und sie begleitet, wenn sie Krankenhäuser und sonderpädagogische Einrichtungen besucht hatten, um mit den Kindern zu sprechen, ihnen die Hände zu schütteln und Souvenirs zu verteilen. Die Eastman Foundation wurde im Lauf der Zeit zu einem der wichtigsten Spendensammler für acht oder neun Wohltätigkeitsorganisationen. Der Name gefiel Jerry auch: Eastman Award hörte sich einfach elegant an.
Er rief Eastman an und erzählte ihm, wie sehr er seine Arbeit bewundere. »Die NASA würde diese Art von Engagement gern fördern, Harry«, sagte er. »Wir würden uns freuen, wenn Sie uns bei der jährlichen Verleihung einer Auszeichnung an Personen, die mit der NASA in Verbindung stehen, dem Eastman Award, helfen würden. Er soll für besondere Verdienste bei der Unterstützung behinderter Kinder oder misshandelter Frauen verliehen werden. Und was es da sonst noch gibt.«
»Es wäre mir eine Ehre«, sagte Harry, der sich in Houston befand. »Aber die Stiftung hat eigentlich kein Geld übrig. Wie viel würde uns das kosten?«
»Nur die Ehrenplakette, Harry. Mit anderen Worten: nichts.«
»Das ist sehr entgegenkommend, Jerry.«
»Nun ja, ich werde gar nicht so tun, als wären wir da absolut selbstlos. Wir gehen davon aus,
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