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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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dass uns das eine gute Publicity einbringt. Und wir haben ein paar Leute, die sich in ähnlicher Weise wie Sie engagiert haben. Nicht im gleichen Maße, aber …«
    »Dann machen wir es!«, fiel Eastman ihm begeistert ins Wort.
    »Hervorragend! Wir hätten Sie bei der Vorstellung des Preises gern dabei. Auf unsere Kosten, natürlich.«
    Harry lachte. Er war ein schlanker Mann mit grauem Haar, einem schmalen Gesicht und der Art von nach innen gekehrten Zügen, die Jerry mit Menschen in Verbindung brachte, die schlimme Erfahrungen hatten machen müssen und nie ganz darüber hinweggekommen waren. Er fragte sich, wie all die Zeit, die Eastman mit behinderten Kindern verbracht hatte, sich auf ihn ausgewirkt haben mochte. »Ich komme gern. Wann soll das stattfinden?«
    Jerry bat seine Stellvertreterin, Vanessa Aguilera, Kirby anzurufen. Er hielt es für das Beste, Distanz zu dem Projekt zu wahren und Kirby seine Beteiligung vorzuenthalten. »Sagen Sie ihm, dass wir während der Eröffnungswochen der Ruhmeshalle etwas Besonderes veranstalten wollen. Und Mary hat vorgeschlagen, wir sollten Leute ehren, die etwas mit der NASA zu tun haben und sich in einer Weise, die nichts mit Raumfahrttechnik zu tun hat, um die Allgemeinheit verdient gemacht haben. So ist der Eastman Award entstanden.«
    Vanessa verschwand für ungefähr zehn Minuten. Dann kam sie zurück und erzählte ihm, dass Kirby zugesagt habe. »Er war begeistert«, fügte sie hinzu.
    »Hervorragend!«, meinte Jerry.
    Vanessa Aguilera hatte weich fallendes, braunes Haar und große blaue Augen. Sie liebte ihre Arbeit und machte sich, wie alle anderen, große Sorgen, dass die NASA untergehen könnte. Es sei, so pflegte sie zu sagen, schön, Arbeit von bleibendem Wert zu tun. Falls die NASA, nein, sobald sie geschlossen werde, wolle sie nicht irgendwo in der Holzindustrie landen oder bei Amtrak im Büro sitzen und sich mit Buchhaltung herumschlagen oder Telefondienst schieben. »Aber Kirby sieht nicht allzu gut aus«, bemerkte sie.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Naja, er ist ziemlich alt. Er sitzt im Rollstuhl, und das Atmen fällt ihm schwer.«
    »Tut mir leid, das zu hören. Klingt, als wäre es seit dem letzten Jahr mit ihm arg bergab gegangen.«
    »Er hat gesagt, es käme ihm vor wie eine Hauruck-Aktion.«
    Verdammt. Das bedeutete, dass Kirby bereits einen Verdacht hegte. Jerry wunderte sich sogleich darüber, dass der ehemalige Capcom dennoch zugesagt hatte. Aber Vanessa beruhigte ihn gleich wieder: »Er denkt, Sie wollen ihn ehren, ehe er abtritt.«
    »Oh.« Vielleicht hatten sie doch eine Chance.
    »Er scheint ganz nett zu sein«, setzte Vanessa noch hinzu.
    Die erste Verleihung des Harry Eastman Awards sollte in der neuen Ruhmeshalle stattfinden, und zwar am letzten Donnerstag des Monats, also in drei Wochen. Jerry überließ die Organisiererei überwiegend Vanessa Aguilera. Dass Leute, die bei den Aktivitäten der NASA im Laufe der Jahre eine bedeutende Rolle gespielt hatten, Sondereinladungen erhielten, darum kümmerte er sich selbst. Er bat auch die Medienvertreter hinzu und stellte einige passende Redenotizen für Mary zusammen.
    Danach widmete er sich wieder seiner Routinearbeit: Er kümmerte sich um seinen Blog, der üblicherweise von einem Praktikanten geschrieben wurde; arbeitete an der Online-Präsenz der NASA; organisierte Rednerauftritte für Repräsentanten der Behörde; und er trat selbst in der University of Georgia und der University of Central Florida in Orlando als Redner auf.
    Die LEM-Geschichte verkam zu einem kurzlebigen Gag, der glücklicherweise keinerlei Zugkraft entfaltete. Niemand glaubte, dass da etwas dran sein könnte. Wie auch? Selbst Warren Cole, der aus ganz anderen Gründen vorbeikam, lachte nur darüber. »Aber eigentlich ist das schade«, meinte er. »Was wäre das für eine Story gewesen!«
    Sie saßen unten in der Kantine. Cole erlaubte sich eine Portion frittierten Fisch mit Pommes frites, während sich Jerry, der stets aufsein Gewicht achtete, mit einem Salat und gegrilltem Huhn begnügte. »Sie sind ernsthaft enttäuscht, richtig, Warren?«
    »Etwas, woran ich selbst nie geglaubt habe, kann mich nicht enttäuschen. Haben Sie inzwischen herausgefunden, worüber die gesprochen haben?«
    »Nein. Es muss wohl ein Scherz gewesen sein.«
    »Ja. Zu schade. Das wäre eine Story gewesen, für die ich echt gemordet hätte.«
    Cole war einer von mehreren Reportern, die Jerry dazu benutzte, Storys zu lancieren. Es war stets hilfreich,

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