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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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diese Wahrheit aus?
    Jerry wusste es: Armstrong war der erste Mensch auf dem Mond gewesen. Ein paar unbedeutende Details waren fehlinterpretiert worden, weil sie eine interessante Story ergaben.
    Und das war auch schon alles.
    Amos Bartlett, 1969 Aaron Walkers Pilot in der Kommandokapsel, lebte außerhalb von Los Angeles. Jerry saß lange da und starrte den Bildschirm an. Schließlich sagte er sich, was soll’s und rief an. Es klingelte viermal, dann meldete sich eine Frau. »Hallo«, sagte er, »ist Amos da?«
    »Eine Minute, bitte.« Keine Bildübertragung. Nicht ungewöhnlich, wenn ein Fremder in der Leitung war. Aber natürlich konnte sie ihn sehen. »Was soll ich ihm sagen, wer ihn sprechen will?«
    Jerry seufzte. Das könnte danebengehen. »Jerry Culpepper«, sagte er. »Von der NASA.«
    »Okay, eine Sekunde.« Er hörte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde und dann wieder die Stimme der Frau: »Für Sie, Amos.«
    Jerry lauschte dem Wind, der über die Seite des Hauses streifte. Die Äste der Bäume bewegten sich. Dann erschien ein Bild von Amos Bartlett auf dem Fernsehschirm. Er ging stramm auf die neunzig zu, sah aber immer noch gut aus. Groß, schlank, mit einem Kopf voller weißem Haar hätte er ebenso gut gerade im Begriff sein können, eine Runde Basketball zu spielen. Er lehnte sich lässig an einen Schreibtisch, während er Jerry anblickte. »Hallo«, sagte er, »was kann ich für Sie tun, Mr Culpepper?«
    »Mr Bartlett«, Jerry bemühte sich um einen beiläufigen Ton, »ich habe ein paar Fragen, die ich Ihnen gern stellen würde.«
    »Dann mal los.« Sein Ton klang vage feindselig.
    »Sie waren der Kommandomodulpilot von Aaron Walker im Jahr neunundsechzig.«
    »Warum kommen wir nicht einfach zum Punkt, Mr Culpepper?«
    »Okay.«
    »Sie wollen wissen, ob bei diesem Mondflug etwas vorgefallen ist.«
    »Das ist richtig. Aaron Walker hat einen Eintrag in einem Tagebuch hinterlassen …«
    »Ich weiß von dem Tagebuch.« Seine Stimme klang schärfer, und er kniff die Augen ein wenig zusammen. »Ich weiß nicht, was er damit gemeint hat. Aber ich kann Ihnen verraten, dass es ein ganz normaler Routineflug war, bei dem nichts Außergewöhnliches passiert ist. So weit okay? Sonst noch etwas?«
    »Warum ist Ihnen diese Frage so lästig?«
    »Hören Sie, ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, Mr Culpepper. Aber ich bin sicher, Sie wissen selbst, wie lächerlich das ist. Gibt es sonst noch was?«
    »Amos, ist es in Ordnung, wenn ich Sie so anspreche?«
    »Was genau wollen Sie von mir, Mr Culpepper?«
    »Wenn ich eine Freigabe für Sie besorge, würden Sie mir dann erzählen, was während des Flugs passiert ist?«
    Es war nur ein Moment, ein kurzes Schaudern, Zähne, die an der Lippe nagten, Augen, die plötzlich woandershin schauten. Dann war Bartlett wieder ganz da. »Wenn Sie irgendwelche ernsthaften Fragen haben, werde ich sie gern beantworten.«
    Damit beendete er das Gespräch.
    Bei der NASA gab es niemanden mehr, der in den Sechzigerjahren dort gearbeitet hatte. Tatsächlich kannte Jerry nur von einem Einzigen an der Space Coast, der der Verwaltung der NASA angehört hatte, als Apollo 11 zum Mond geflogen war: Richard Cobble, bereits in den goldenen Jahren im Management beschäftigt. Cobble hatte die NASA bis vor kurzer Zeit aktiv unterstützt und sich bei den Friends of NASA engagiert, einer Gruppe Freiwilliger, die Geld aufzutreiben halfen, vorwiegend über das Schmeißen von Partys. Während der letzten Jahre waren sie zunehmend dazu übergegangen, von der ›guten alten Zeit‹ zu reden.
    Jerry sah sich Cobbles Akte an. 1965 hatte er als Techniker bei der NASA angefangen und war im Lauf der Zeit zum Sektionschef aufgestiegen.
    »Er ist beim Bowling«, verriet ihm eine junge, sehr attraktive Frau, vermutlich seine Urenkelin. »Ich sage ihm, dass Sie angerufen haben.«
    Cobble rief zurück, als Jerry gerade nach Hause gehen wollte. Es war offensichtlich, dass, wo immer er herkam, nichts mit Bowling zu tun gehabt hatte. Er war Mitte achtzig, und im Gegensatz zu Bartlett sah er auch so aus. In seinen Augen war keinerlei Leben, und Arthritis hatte seinen Rücken krumm werden lassen. Sein Kinn hing herab, und er sabberte, während er Jerry aus dem Bildschirm heraus anschaute. »Wie läuft es so im Center?«, fragte er. »Ich war lange nicht dort.«
    »Es ist ziemlich ruhig«, antwortete Jerry. »Hier passiert nicht viel.«
    »Ich weiß. Wirklich traurig. Ich hätte nie gedacht, dass es

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