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Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)

Titel: Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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auf. Eine AP-Story trug die Überschrift: GAB ES FRÜHERE GEHEIME MONDMSSIONEN? »Ich dachte, das sollten Sie wissen, ehe Sie zu dem Mittagsessen gehen«, sagte sie in mitfühlendem Ton.
    »Barb, wissen Sie, ich hätte mich wirklich gewundert, hätten die das nicht gebracht.« Er schaltete den Monitor aus.
    Bei dem festlichen Mittagessen würde er zunächst darüber sprechen, warum Bibliothekare von entscheidender Bedeutung für eine fortschrittliche Gesellschaft seien. Damit würde er das Publikum für sich einnehmen. Dann würde er auf die Zukunft eingehen. Warum ein funktionierendes Raumfahrtprogramm dafür wichtig sei. Satellitenkommunikation. Navigation. Eines Tages würde man Energiekollektoren ins All bringen und für die globale Versorgung benutzen, um das primitive Zeitalter der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hinter sich zu lassen. Außerdem wäre man dann auch imstande, Schutzmaßnahmen gegen Asteroiden zu ergreifen. Und irgendwann gäbe es Basen auf dem Mond und dem Mars. Und wer konnte schon wissen, wohin der Weg von dort aus führen würde?
    Jerry nahm eine Karteikarte aus dem Kasten, griff nach einem Filzstift und notierte Gedächtnisstützen auf der Karte: HERAUSFORDERUNGEN. KOMMUNIKATION GPS. KOLLEKTOREN ASTEROIDE. MONDBASIS. Und, zu guter Letzt: KINDER. Er schloss stets auf die gleiche Weise: ›Ich beneide die Kinder, die heute geboren werden. Stellen Sie sich nur vor, was sie im Lauf ihres Lebens alles zu sehen bekommen werden! Wir müssen es nur möglich machen. ‹
    Das führte stets zu einer lebhaften Reaktion. Er wünschte nur, er selbst könnte noch daran glauben.
    Das Mittagessen verlief reibungslos. Es gab nur zwei Fragen zu der Medienberichterstattung, und in beiden klang an, es sei unmöglich vorstellbar, dass so etwas ernst zu nehmen sei. Und natürlich erklärte Jerry, er staune nach wie vor regelmäßig, was die Menschen doch alles zu glauben bereit seien. »Wir lesen nicht genug«, fügte er hinzu. Danach stand er plaudernd bei einigen der Bibliothekare und sah zu, wie die Menge sich allmählich lichtete. Dem Gespräch schenkte er wenig Beachtung, bis einer der Anwesenden, ein grauhaariger Mann in einem hellblauen Jackett, ihn fragte, was für ein Gefühl es sei, so berühmt zu sein.
    »Ich bin nicht berühmt«, entgegnete Jerry, und dazu bedurfte es keiner erwähnenswerten Bescheidenheit. Sicher, dann und wann wurde er als Redner engagiert, und gelegentlich trat er im Fernsehen auf, so wie bei der Pressekonferenz, mit der die ganze Geschichte angefangen hatte. Früher einmal hatte Jerry geglaubt, er könnte vielleicht ein Leben leben, das eine Autobiografie rechtfertigen würde. Aber dieser Traum war längst ausgeträumt. Jerry hatte im Grunde nie etwas Besonderes getan. Nie war er zu einer Mission aufgebrochen; nie hatte er jemanden aus einem brennenden Gebäude gezerrt, nie beim Militär gedient. Einmal, in der Highschool, hatte er bei zwei Aus im neunten Inning in einem Playoff-Spiel die zum Ausgleich nötigen Runs nach Hause gebracht. Das war der Höhepunkt seines Lebens gewesen.
    »Natürlich sind Sie berühmt«, sagte der Mann im blauen Jackett. Er war klein und stämmig und hatte einen dicken Bauch. Unter seinem Jackett trug er ein weißes Hemd mit offenem Kragen und einem Logo der Tampa Bay Rays auf der Tasche. »Bescheidenheit, Mr Culpepper, ist, meiner Ansicht nach, das, was wir von wahrer Größe erwarten sollten.« Er lächelte. Es war als Scherz gedacht, klar. Aber dennoch, wie der kleine Dicke meinte, mit einem wahren Kern.
    Auf dem Rückweg zum Space Center dachte Jerry über die Worte des Mannes nach. Für die meisten Leute sah er vermutlich tatsächlich aus wie eine Berühmtheit. Ein Mann, der Pressekonferenzen abhielt. Der erster Klasse flog. Als Gastredner bei festlichen Mittagsrunden in Erscheinung trat. Schau mich an, Ma, ich bin erfolgreich und glücklich.
    Ihm wäre lieber gewesen, er hätte in seinem Leben wenigstens eine bedeutende Sache vollbracht. Eine wirklich denkwürdige Tat, damit die Menschen sich an ihn erinnerten. Er brauchte kein Denkmal, nein. Eine Fußnote wäre schon nett. Er hatte zu Präsident Cunninghams Wahlerfolg beigetragen. (Jerry erinnerte sich noch, wie der Präsident für ihn noch einfach George gewesen war.) Aber das war es auch schon. Und wer erinnerte sich schon an einen Fachidioten aus politischen Gefilden?
    Gerald L. Culpepper. Der Mann, der die Wahrheit über die Mondmissionen ans Licht gebracht hat.
    Die Wahrheit. Wie sah

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