Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
anfangen, das eigentlich der NASA zugestanden hätte – Geld, mit dem man zum Mars, zu den Asteroiden und den Monden von Jupiter und Saturn hätte fliegen können. Aber sogar die Funktionäre der NASA geben zu, dass ein hungerndes Kind oder ein kranker Senior das Geld dringender brauchen als sie. Folglich obliegt heute die weitere Erkundung des Weltraums der Privatindustrie, ihren solventen Unternehmern. Inzwischen haben etliche erfolgreiche Orbitalflüge stattgefunden, und mein Unternehmen plant, wie viele von Ihnen wissen dürften, die erste bemannte Mondlandung seit dem Ende des Apollo-Programms, mit anderen Worten seit einer Zeit, in der zwei Drittel von Ihnen noch gar nicht geboren waren.«
Bucky legte eine Pause ein, starrte in die Linse und ordnete ein paar Sekunden lang seine Gedanken, ehe er fortfuhr:
»Wie gesagt: All das sind nur Hintergrundinformationen, die Sie auch im Internet finden können, in einer Nachrichtensendung oder einer örtlichen Tageszeitung, vorausgesetzt, es gibt in Ihrer Umgebung noch eine solche Zeitung.
Aber was ich Ihnen jetzt berichte, finden Sie dort nicht, ganz gleich, wie sehr Sie sich bemühen, es zu entdecken. Ich berichte Ihnen davon, weil die Regierung alles tun wird, um mich zu diskreditieren, sobald diese Sendung vorüber ist. Vielleicht wird man gar versuchen, uns von unserem Mondflug abzuhalten, obwohl die Regierung dazu nicht berechtigt ist. Und wenn mir zu beweisen gelingt, was ich Ihnen gleich erzähle, wird man alle der Regierung zur Verfügung stehenden Mittel aufbieten, um Sie davon zu überzeugen, dass ich ein Spinner oder ein Schwindler bin.«
Bucky setzte sein offenstes, vertrauenswürdigstes Gesicht auf. »Ich überlasse es Ihnen, sich ein Urteil zu bilden. Aber vergessen Sie nicht: Der Staat arbeitet für Sie, nicht umgekehrt. Ich werde mich weder von der Regierung noch von Behörden einschüchtern lassen, und auch Sie sollten dem die Stirn bieten!«
Nun war das väterliche Lächeln an der Reihe. »Also gut, ich weiß, mit Enthüllungen haben Sie nicht gerechnet. Ich gebe Ihnen nun eine Minute Zeit, um aus der Küche, dem Badezimmer oder wohin auch immer einige von Ihnen abgewandert sein mögen, zurückzukommen, und dann werden Sie von mir erfahren, was Ihre ach so getreuen Staatsdiener Ihnen das ganze Leben oder zumindest den größten Teil Ihres Lebens vorenthalten haben.«
Bucky verfiel in Schweigen und signalisierte Gloria, sie möge ihm ein Glas Wasser reichen, was sie ihm prompt brachte. Er war überhaupt nicht durstig. Er wollte nur etwas tun während seiner Pause von einer Minute, und sei es nur, damit die Leute, die vielleicht gerade zuschalteten, nicht dächten, sie würden lediglich einen Idioten vor sich sehen, der zu nervös war, um den Mund aufzubekommen, und folglich nur dumpf in die Kamera starrte.
Bucky zählte die Sekunden, während er sich mit dem Glas beschäftigte, es schließlich Gloria zurückgab. Seine Assistentin kam auch dieses Mal geduckt herbei, um nicht in den Aufnahmewinkel der Kamera zu geraten. Dann wandte Blackstone sich wieder dem roten Lämpchen zu.
»Ich vertraue darauf, dass Sie inzwischen alle wieder da sind«, sagte er. »Als Erstes möchte ich Sie Folgendes fragen: Wie lauteten die ersten Worte des ersten Menschen, der einen Fuß auf den Mond gesetzt hat?«
Bucky ließ seinem Publikum etwas Zeit, die Antwort selbst zu finden, ehe er fortfuhr.
»Ich wette, Sie alle haben gerade gesagt: ›ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.‹ Habe ich recht?«
Er lächelte, wie ein Lehrer lächeln mochte.
»Ich bedauere, Sie informieren zu müssen – oh, und wie ich das bedauere! -, dass diese Antwort nicht korrekt ist. ›Ein kleiner Schritt für einen Menschen‹, ja, richtig, das sind die ersten sechs Worte, die Neil Armstrong auf dem Mond gesagt hat. Aber es sind nicht die ersten Worte, die ein Mensch je auf dem Mond gesprochen hat!«
Blackstone wartete, um seinen Worten Zeit zu geben, ihre volle Wirkung zu entfalten.
»Ganz recht«, fuhr er dann fort. »Die Besatzung von Apollo 11 war nicht die erste, die auf dem Mond gelandet ist. Es besteht eine enorme Wahrscheinlichkeit, ja, es steht beinahe fest, dass ein Mann namens Sydney Myshko und nicht Neil Armstrong der erste Amerikaner war, der über die Mondoberfläche spaziert ist. Und das verheimlicht die Regierung bereits seit 1969!«
Wieder wartete Bucky, dieses Mal darauf, dass das Gemurmel der Studiomitarbeiter
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