Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
Salon der Präsidentensuite.
»Sehen Sie nach, was der Zimmerservice zu bieten hat, und bestellen Sie genug für uns vier!«, wies Bucky Gloria an. Sie griff sich die Karte, studierte diese einen Augenblick, ging zum Telefon und gab eine Bestellung auf.
»Tja, zumindest haben wir für den Rest der Nacht unsere Ruhe«, meinte Camden und streckte sich auf einem Ledersessel aus.
»Glauben Sie das wirklich?«, fragte Bucky amüsiert.
»Natürlich. Die Presse schnüffelt vermutlich noch in unserem letzten Hotel herum.«
»Die Presse habe ich nicht gemeint.«
Und tatsächlich klopfte schon zehn Minuten später ein Hotelpage an die Tür.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte Camden, als er die Tür geöffnet hatte.
»Ist ein Mr Blackstone anwesend?«, fragte der Page.
Camden wollte gerade verneinen, als Bucky das Wort ergriff. »Das ist er«, sagte er.
Der Page ging zu Bucky hinüber und präsentierte ihm ein Silbertablett, auf dem ein Umschlag lag.
»Werden Nachrichten hier immer persönlich überreicht?«, fragte Bucky.
»Wenn Sie von diesem speziellen Absender stammen schon, Sir«, sagte der Page nervös, machte kehrt und verließ das Zimmer, ehe jemand Gelegenheit hatte, ihm ein Trinkgeld zu geben.
»Und, was ist das?«, fragte Brent.
»Sparen wir uns das Herumraten!«, meinte Bucky, öffnete den Umschlag, faltete den Brief auseinander und starrte ihn an. »Die sind gut, das muss ich ihnen lassen.«
»Was ist das?«
»Eine Nachricht vom Weißen Haus«, antwortete Bucky. »Eingetroffen vor vier Minuten. Das bedeutet, man wusste bereits eine Minute, nachdem wir die Suite betreten haben, wo wir sind.«
»Und die Botschaft?«, fragte Gloria.
»Etwa das, was zu erwarten gewesen ist«, beantwortete Bucky die Frage und legte den Brief auf den Kaffeetisch, sodass die anderen ihn sehen konnten. Im Briefkopf stand: Büro des Präsidenten. Und die handschriftliche Notiz lautete:
Mr Blackstone,
wir müssen reden!
George Cunningham
»Und, werden Sie mit ihm reden?«, fragte Gloria.
»Na klar«, entgegnete Bucky. Dann lächelte er. »Irgendwann schon.«
8
Ein Präsidentenbesuch im Space Center war ein seltenes Ereignis. Das letzte Mal war dieses Ereignis 2011 eingetreten. Damals hatten Barack Obama und seine Familie dem Start der Endeavour beiwohnen wollen und sich entschlossen, trotz allem anzureisen und das Gelände zu besichtigen, nachdem man sie darüber informiert hatte, dass die Mission wegen eines Problems in einer Beheizungsvorrichtung abgeblasen worden sei. Was vermutlich ein passendes Ende für etwas war, das manche Leute als die monumentalste Errungenschaft der Menschheit bezeichneten.
Aber nun kam George Cunningham. »Er wird über Nacht bleiben«, wusste Mary zu berichten.
Das war eine Überraschung. »Wird Lyra ihn begleiten?« Die First Lady.
»Nein«, antwortete Mary. »Sie ist zu einer Friedensmission im Nahen Osten.« Mary grinste. Die First Lady war, wie die meisten Präsidentengattinnen der jüngsten Vergangenheit, eine eigenständige Akteurin innerhalb der Regierung. Und Lyra hatte sich als respektable Diplomatin erwiesen. Aber Frieden im Nahen Osten? Da stand sie auf verlorenem Posten. »Der Präsident will im Strandhaus übernachten.«
Das Strandhaus war ein bescheidenes Häuschen an dem Küstenstreifen, der zum Gelände des Space Centers gehörte. Dort waren früher die Astronauten und ihre Familien bis zum Start einer Mission untergebracht worden. Der Ort, der ihnen Gelegenheit gab, sich voneinander zu verabschieden. Aber das war lange her. Heute diente das Strandhaus vorzugsweise als Tagungszentrum. »Da kann er doch nicht bleiben«, meinte Jerry. »Da gibt es nicht einmal mehr ein Schlafzimmer.«
Mary schaute kurz zur Decke hinauf. »Wenn ich mich nicht irre«, sagte sie, »ist er der Präsident. Er kann bleiben, wo immer er will.«
Jerry zuckte mit den Schultern. »Okay. Ich rede mit Tom.« Tom Bergmann war der, der für den Umbau des Hauses verantwortlich zeichnete.
»Nein. Der Präsident will es so haben, wie es ist. Rühren Sie da bloß nichts an!«
»Aber …«
»Jerry, der Präsident hat ein Faible für Geschichte. Uns gegenüber hieß es, er wolle auf dem Sofa schlafen. Also, lassen Sie es einfach dabei bewenden!«
»Sind Sie sicher?« Präsidenten schliefen nie auf dem Sofa.
Mary seufzte. »Hören Sie auf, Druck deswegen zu machen, okay?«
»Also gut.« Jerry blickte zu den Palmen hinaus. »Warum kommt der Präsident denn her? Will er einen Marsflug
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