Das Cassandra-Projekt: Roman (German Edition)
anderes sein Glück versuchen! Gäbe es eine elegante Methode, diesen Weg zu gehen, er würde es vermutlich tun. Aber damit würde er der Partei und folglich einem ganzen Haufen von Leuten schaden, die ihn unterstützt hatten.
Als das Essen vorbei war, erhob sich Merkusik unter dem Beifall der Gäste, nahm seinen Platz am Rednerpult ein und sagte ein paar Worte zu Georges Person. Der Applaus war ohrenbetäubend. Andrea lächelte ihm zu. Geh und hol sie dir, Cowboy!
Er schüttelte dem Parteivorsitzenden die Hand. »Danke, Bill«, sagte er und wandte sich dem Publikum zu. Er musste eine Weile warten, bis Ruhe eingekehrt war. Als es so weit war, hob er beide Arme. »Ich liebe Kalifornien.«
Wieder brandete Jubel auf.
»Danke«, fuhr er fort, »es ist stets ein großes Vergnügen, bei Freunden zu sein.« Er machte ein paar Scherze über seine frühen Ambitionen, beim Film Fuß zu fassen. »Ich wollte immer Hauptdarsteller sein«, sagte er und sah Grant an, als wollte er andeuten, sie hätten in derselben Liga gespielt. Grant lächelte und zeigte mit einem Finger auf ihn. Du und ich, Baby. Und sie wurden mit Gelächter belohnt. George hielt an seiner Botschaft fest. Die Partei werde nächstes Jahr haushoch gewinnen, erklärte er, aber ohne die Unterstützung der Menschen in diesem Saal werde man das nicht schaffen. Er dankte seinen Zuhörern und gab seiner Hoffnung Ausdruck, auch künftig auf ihre Hilfe zählen zu dürfen. Dann umriss er seine Ziele für die zweite Amtszeit. Die soziale Sicherung werde weiter vorangetrieben. Die Regierung werde die Politik der Schließung überseeischer Militärbasen fortsetzen, die als unnötig betrachtet würden. »Das Problem, dem wir uns stellen müssen«, führte George aus, »ist, dass zwei Jahrzehnte, nachdem Geschichte als im Kern abgeschlossen bezeichnet wurde, wir es immer noch mit einer unberechenbaren Welt zu tun haben. Und bedauerlicherweise bringt schon das bloße Ergreifen von Vorsichtsmaßnahmen tendenziell neue potenzielle Feinde hervor. Die wirklich gute Nachricht aber lautet, dass die Zerstörung des weltweiten Atomwaffenarsenals voranschreitet.«
Diese Worte lösten stets Beifall aus. Noch in Jahrzehnten würde man ihm, sollte er überhaupt in Erinnerung bleiben, zugutehalten, dass er das Abkommen zur endgültigen Beseitigung nuklearer Waffen vorangetrieben hatte, bis es schließlich hatte in die Tat umgesetzt werden können. Sein Vater war erschüttert darüber gewesen, dass die Welt Zehntausende von Atombomben in den Arsenalen gelagert und nach Ende des Kalten Krieges niemand einen Finger gerührt hatte, um sie zu entsorgen. »Es wird keine Zukunft geben«, hatte Georges Dad eines Abends zu seinem Sohn gesagt. Sie hatten gerade zugehört, wie ein Wissenschaftler im History Channel einige düstere Vorhersagen hinsichtlich des nächsten halben Jahrhunderts getroffen hatte. »Irgendwann«, hatte Cunningham Senior gesagt, »sei es durch einen unglücklichen Zufall oder aus Absicht, wird eine dieser Bomben losgehen, vielleicht auch mehr als eine, und drei Millionen Menschen mit ins Jenseits nehmen. Und wenn das passiert, geht unsere ganze Zivilisation unter.«
Der Vertrag war 2018 in Hiroshima unterzeichnet worden. Erstaunlicherweise hatte weltweit jede einzelne Nation mitgespielt. Es hatte Versprechen gegeben, hier und da auch Zwang und haufenweise Kompromisse. Um das Vorhaben zu realisieren, hatten alle Unterzeichnerstaaten den Inspektoren der IAEO unbeschränkten Zugang, auch ohne Vorankündigung, gewähren müssen. Die Einigung galt in Anbetracht all der Gräueltaten auf Erden als Wunder. George wünschte sich, sein Vater hätte das noch erleben dürfen.
George legte Wert darauf, nie länger als zwanzig Minuten zu reden. Bei Benefizveranstaltungen hielt er es für das Beste, bereits nach fünfzehn Minuten aufzuhören und den Stab an das Publikum weiterzureichen. Er versicherte also allen Anwesenden, dass er, egal, was es koste, weiterhin für einen ausgeglichenen Haushalt sorgen werde, und erkundigte sich, ob es Fragen gebe.
Clyde Thomason, ein stellvertretender Direktor bei Paramount, wollte wissen, ob der Präsident eine wirtschaftliche Kehrtwende erwarte. Diese Frage führte vorübergehend zu einer Diskussion über die Bemühungen der Regierung, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen.
Wie er es geschafft habe, die Koreaner zu überzeugen, dem Friedensvertrag zuzustimmen?
Würden die Vereinigten Staaten sich an den Bemühungen, die Weltbevölkerung
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