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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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erwartet zu werden, und er war davon überzeugt, daß der desertierte CK-Agent das mobile Büro des APS angezapft hatte, um Informationen zu bekommen. „He, ich hab’s eilig!“ brüllte er das Hotel an. „Mein neues Buch, Mowgli Nr. 201, entsteht gerade. Also los! Mowgli über Ruinen ist in Arbeit. Kommt und holt mein Gepäck ab, dann kann ich mir endlich mieten, was ich für meine neue Expedition brauche.“
    Im Schatten am anderen Ende der breiten Hotelveranda knarrte ein Korbsessel. „Wenn ich mit Ihnen rede, dann halten Sie mich bloß nicht für einen Hotelangestellten. Einverstanden?“
    „Wer, zum Teufel, sind Sie?“ schrie Jolson. „Natürlich können Sie mit mir reden. Ich komme mit Leuten gut aus. Es ist offensichtlich, daß Sie Mowgli Nr. 142 nicht gelesen und auch keinen Nutzen daraus gezogen haben. Mowgli über Public Relations. Gibt es jetzt als Taschenbuch und auf Kassette.“
    „In der Wildnis gibt es nicht viele gute Buchläden, Mr. Mowgli“, sagte der dunkelhaarige, übergewichtige Mann, der sich nun gerade aus dem Verandasessel erhob. „Eine der vielen Unbequemlichkeiten.“
    „Ich will Ihnen eine noch größere Unbequemlichkeit nennen“, rief Jolson. „Nämlich niemanden zu haben, der mir mein Gepäck wegträgt.“ Er hieb mit der Handfläche auf das Wagendach. „Und zwar dorthin.“ Er zeigte mit einem Finger auf das Strohdach des Hotels.
    „Das liegt an der Panik.“ Der Mann war Ende Vierzig und trug alte Khakikleidung und eine Khakikappe mit Schnabelschirm. „In Joshuaville gibt’s immer eine Menge von Paniken. Ist eine ziemliche Unbequemlichkeit.“
    Jolson schrie: „Was ist denn die Ursache für die derzeitige Panik?“
    „Ich heiße übrigens Eastman.“ Er schritt zu den Holzstufen und kam zu Jolson hinunter.
    „Freut mich, Sie kennenzulernen“, brüllte Jolson. „Ich lerne gerne neue Leute kennen. Ich habe Tausende von Freunden. Lesen Sie mal Mowgli Nr. 143, dann wissen Sie, was ich meine. Mowgli über gesellschaftliche Begegnungen. Gibt es auf Ihrem Planeten hier bisher nur in einer Leinenausgabe.“
    Sie gaben sich neben Jolsons schmutzigem Wagen die Hand. „Die Panik, die ich vor kurzem erwähnt habe“, sagte Eastman, „ist wegen dieses Nutzenbolts entstanden. Haben Sie schon mal von ihm gehört?“
    „Mowgli hat von allem schon mal gehört“, brüllte Jolson. „Wenn Sie von Mowgli Nr. 189 gehört hätten, Mowgli über Allerlei, dann wüßten Sie, daß ich davon weiß. Ja, Nutzenbolts ist dieser verrückte Roboter, der eine Armee aus unzufriedenen Androiden, Robotern und Servomechanismen aufstellt, hier draußen im Joshua-Territorium.“
    „Das ist ja nett, wie Sie Ihre Bücher durchnumerieren“, bemerkte der übergewichtige Eastman. „Wie viele, hoffen Sie, werden Sie denn wohl insgesamt schaffen?“
    „Hat mit Hoffnung nichts zu tun“, schrie Jolson. „Um ein Buch zu machen, braucht man Talent und Entschlossenheit. Wenn man meine bisher veröffentlichten Bücher auch nur in ihren Erstausgaben aufstapelt, dann ergibt das einen Haufen, der so hoch ist, daß man eine Trittleiter hochsteigen muß, um seine Oberkante zu berühren.“
    „Haben Sie das jemals gemacht, das mit der Leiter?“
    „Darauf können Sie einen lassen! Ich verreise übrigens auch nie ohne wenigstens ein Exemplar von jedem Mowgii. Als ich hierher reiste, dachte ich mir allerdings, daß sie vielleicht beschädigt werden könnten, deshalb habe ich sie in den Schließfächern am Raumhafen des Oldcastle-Territoriums gelassen.“
    „War wahrscheinlich eine gute Idee, Mr. Mowgii. Wir haben hier Bücherwürmer und Milben und diese kleinen Silberdinger, die immer gern Papier auffressen, und Viecher, von denen ich nicht genau weiß, was sie sind – jedenfalls nagen sie gerne Buchdeckel durch.“
    Jolson brüllte: „Sie sagten, daß Sie damit rechnen, daß Nutzenbolts Joshuaville überfallen wird?“
    „In ungefähr einer Stunde. All unsere Einwohner sind geflohen, alle einhundertsechs Personen.“
    „Aber Sie nicht?“ Jolson musterte den übergewichtigen, müde wirkenden Mann.
    „Ist mir zuviel Mühe. Außerdem habe ich sowieso keine Angst vor Nutzenbolts“, sagte Eastman. „Früher war ich selbst mal so was wie ein Revolutionär. Da Sie ja fast alles wissen, haben Sie vielleicht von mir und der Grenadiergemeinschaftsbewegung gehört.“
    „Natürlich.“ Jolson riß die Wagentür auf und begann damit, seine fünf großen Koffer herauszustemmen. „Ich bin topfit und kann die

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