Das Chamäleon-Korps
hochklettern können, Kath.“ Er riß den falschen Paß, das Raumticket, Bargeld und das Kreditkartenpaket aus seiner Jacke. „Du bist für heute nacht elf Uhr auf einen interplanetaren Flug gebucht. Raumhafen Esperanza City Zwei.“
„Kommst du jetzt mit mir?“
„Ich werd’s versuchen“, sagte Jolson und drückte ihr alles in die Hand. „Für den Fall, daß wir uns aus den Augen verlieren sollten. Los jetzt, hoch mit dir!“
„Gut.“ Sie kroch in den Kamin und stieg auf Jolsons Räuberleiter. Sie bekam die rauhen Fastziegel des Schornsteins zu fassen. „Das wird aber schrecklich eng für dich.“
„Höher!“ befahl Jolson.
Als Kaths Füße gerade aus dem Blickfeld verschwunden waren, trat ein Stapo in die Wohnung. „Hände hoch!“
Jolson hörte einen weiteren Stapo in Grouts Apartment. „Sie versteckt sich da drinnen“, sagte Jolson und zeigte auf die Küchennische. „Ich kenn die Mieze ja kaum, ich hab’ nichts mit ihr am Hut. Von mir wollt ihr Mäcks doch wohl nichts.“
Der Mann vom Städtischen Polizeikorps hatte seinen Laser auf Jolson gerichtet. Sein Gesicht war voller Sommersprossen. „Zeig mir, wo sie ist, aber schnell!“
Jolson ging zurück zur Küchennische und legte die Hand auf die blauemaillierte Tür der Speisekammer. „Hier unten im Schrank, hinter einem Sack Seetangmehl, Wachtmeister. Sie ist ziemlich klein, und ohne meine Hilfe hätten Sie sie bestimmt nicht entdeckt.“
„Weg vom Schrank!“
Jolson blieb neben der Koch- und Auftaukonsole stehen und drückte mit einem Ellenbogen auf die Kontrollschalter. Ein tragbares Auftaugerät machte leise Ping! und begann, rot zu glühen. Da drinnen!
Der Stapo lehnte sich zurück und drehte vorsichtig am Türknauf. In die kühle Dunkelheit hinein sagte er: „Ich bin dazu verpflichtet, Sie darüber aufzuklären, daß Sie das Recht haben, sich einen Anwalt zu nehmen, Miß. Und ich muß Ihnen auch mitteilen, daß ich, falls Sie sich nicht sofort ergeben sollten, dazu gezwungen bin, alle Schritte zu unternehmen, die ich dafür geeignet halte, Sie zur Aufgabe zu bewegen. Ich bin ein autorisiertes Mitglied des Städtischen Polizeikorps, und sobald Sie herausgekommen sind, bin ich selbstverständlich gerne dazu bereit, mich hier, wo die Lichtverhältnisse etwas besser sind, ordnungsgemäß auszuweisen.“
Jolson warf die Hitzeplatte auf die Pistolenhand des Stapos. Die Hand brutzelte einen Augenblick, und der Mann stieß einen Schrei aus. Jolson fing seine Laserpistole auf, bevor sie zu Boden fiel, und stieß den Stapo mit ihrem Knauf in die offene Speisekammer. Er schlug ihm mit dem Knauf auf den Hinterkopf, und der Mann sackte bewußtlos zusammen.
Jolson sprang zum Kamin, verstaute die Pistole und sprang hoch. Die eckige Schornsteinröhre war zu eng für ihn, und er verkeilte sich. Jolson streckte sich, wurde dünner und kletterte hastig zum Dach hoch. Er stieg aus dem Schornstein auf das schmutzige Dach hinaus und war wieder Will Roxbury. „Kath?“
„Ich habe gewartet“, sagte das Mädchen. Sie trat hinter dem Schornstein hervor und nahm ihn bei der Hand. „Turkus’ Seil ist da hinten.“
„Schön, dann bringen wir dich jetzt erst mal zum Raumhafen.“
„Die Stapos werden mich entdecken.“
„Wir werden dich für die Straße ein bißchen verkleiden“, sagte Jolson. Jennifers Kontaktmann hatte ihm gesagt, daß Kath in Sicherheit sein würde, sobald sie den Raumhafen erreichte. Niemandem würde es dort gestattet werden, ihr Schwierigkeiten zu machen.
„Kannst du mich denn gut genug verkleiden, um andere zu täuschen?“
„Ja“, sagte Jolson.
17
Die Decke hing voller Plastikwasserrohre und Elektroleitungen. Die dünnen Wandlichtleisten waren von orangefarbenen Pilzflecken übersät, und die kleinen Räume des Souterrains waren nur schwach beleuchtet. Son Brewster jr., der ganz in Gold gekleidet war, ging um einen Haufen aus verrosteten Spielzeugkreuzern herum und blieb neben einem schiefen Stapel staubiger Raumfrachtkisten stehen. „Warum denn so eine Trauermiene, Will?“ fragte er. Er machte eine Drehbewegung, und die Mandoline rutschte ihm auf den Rücken.
„Bisher finde ich das hier nicht besonders erheiternd“, sagte Jolson.
Son lächelte und duckte sich durch eine niedrige Türöffnung. Er zeigte nach oben und sagte: „Leute, die auf dem Kopfstehen, können die Dinge einfach nicht so nehmen, wie sie sind. Der ‚Gespreizte Eklektiker’ ist ein Klub, in dem man die Dinge in Ruhe läßt. Er
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