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Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
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vollends ge­zückt hat­te. Sie tanz­ten ge­mein­sam ein­mal in der Dun­kel­heit um­her, dann ex­plo­dier­ten sie mit ei­nem grel­len Licht­blitz.
    Die an­de­ren Jun­gen stürz­ten durch den schar­fen Qualm und den To­des­ge­ruch vor­wärts. Sie ris­sen die Me­tall­tür auf und rann­ten in das Thea­ter hin­ein.
    „Sie wer­den es jetzt tun!“ Dai­sy An­ne be­gann, hin­ter den Selbst­mord­kin­dern her­zu­ren­nen.
    Jol­son mach­te einen Sprint, pack­te ein Stück von ih­rem Kleid und zog das Mäd­chen an sich. Er blieb ste­hen, leg­te einen Arm fest um sie und rann­te mit ihr auf die Stra­ße, fort vom Au­di­to­ri­um. „Wir kön­nen sie nicht mehr auf­hal­ten. Es ist zu spät.“
    „Aber sie wer­den ihn um­brin­gen!“
    Jol­son zerr­te sie auf den be­leuch­te­ten Geh­steig. Er ant­wor­te­te nicht. Drin­nen im Au­di­to­ri­um be­gan­nen die Ex­plo­sio­nen.

 
15
     
    Sie ging mit dem ge­mie­te­ten Luft­kreu­zer tiefer und setz­te ihn auf dem schma­len Feld hin­ter dem Ho­tel auf. Die Lan­de­lich­ter zeig­ten zwei schwar­ze Schwä­ne, die sich auf dem mit­ter­nächt­li­chen Was­ser des Teichs wie­der be­ru­hig­ten. „Das ist so ziem­lich das ein­zi­ge Ho­tel in der Um­ge­bung vom Stadt­zen­trum Nr. 1, das nicht über und über be­leuch­tet ist“, sag­te Dai­sy An­ne.
    Jol­son schnall­te sich in sei­nem Pas­sa­gier­sitz los und sag­te: „Du re­dest ja wie­der.“
    Die schö­ne Blon­di­ne be­weg­te sich nicht und sag­te: „Ich ha­be nach­ge­dacht, wäh­rend wir vom … vom Ex­plo­si­ons­ort fort­ge­flo­gen sind.“
    Drau­ßen fing es an, sacht zu reg­nen, und die Trop­fen schlu­gen auf dem ge­tön­ten Wi­ckel­fens­ter des Kreu­zers auf. Vor dem Ho­tel hing ein Schild, und es be­gann all­mäh­lich hin und her zu schau­keln. ‚Hogg’s Mill Inn’, las Jol­son, nach­dem es in der Ka­bi­ne des Kreu­zers ei­ne Wei­le lang still ge­blie­ben war.
    Dai­sy An­ne schnall­te einen ih­rer Sitz­gur­te ab. „Du bist al­so of­fen­sicht­lich auf Missi­on und woll­test nicht ris­kie­ren, ge­tö­tet zu wer­den. Und des­we­gen hast du nie­man­den war­nen wol­len, und des­we­gen sind Al­ding­ton J. Wal­ton und Häupt­ling Nack­ter Tanz und Ober­bür­ger­meis­ter Hun­ger­ford und fünf an­de­re ge­stor­ben. Plus die ar­men Selbst­mord­kin­der. Sen­ti­men­tal bist du nicht ge­ra­de.“
    Jol­son rieb sich mit ei­ner wet­ter­ge­gerb­ten Hand­flä­che das schüt­tere, krau­se ro­te Haar auf sei­nem Kopf. „Stimmt.“
    Das Mäd­chen mach­te ei­ne Ges­te mit ih­rer rech­ten Hand und un­ter­brach sich, be­vor sie Jol­son be­rührt hat­te. „In der Spio­na­ge­bran­che wer­den an­dau­ernd ir­gend­wel­che Leu­te um­ge­bracht. Man kann es sich nicht leis­ten, Ge­füh­le des­we­gen zu ha­ben. Ich könn­te ge­tö­tet wer­den, du könn­test ge­tö­tet wer­den, Clin­ton Whee­ler-Wool­sey könn­te ge­tö­tet wer­den. Al­les, was das APS un­ter­neh­men wür­de, wä­re, je­mand an­ders zu schi­cken, um Son­nen­blu­me zu fin­den. Wir sind Tei­le ei­nes ein­zi­gen großen Vor­gangs. Dann ist es al­so auch nicht fei­ge, da­von­zu­lau­fen und Leu­te ster­ben zu las­sen.“
    Jol­son blick­te auf den Re­gen hin­aus, der mitt­ler­wei­le die Sicht auf das Ho­tel mit sei­nen Schin­deln ab­zu­schnei­den be­gann. „Ich mag ja im Au­gen­blick wie ein Schei­ße­stamp­fer aus­se­hen und auch wie ei­ner re­den“, sag­te er und wand­te sich ihr zu, um ihr schar­f­li­ni­ges Pro­fil zu be­trach­ten, „aber ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, daß es nicht die ge­rings­te Mög­lich­keit gab, die­se Kin­der recht­zei­tig auf­zu­hal­ten oder ir­gend je­man­den zu war­nen. Al­so bin ich ab­ge­hau­en.“
    „Mich hast du auch raus­ge­holt.“
    „Ja, ich ha­be ei­ne Ent­schei­dung ge­trof­fen“, sag­te Jol­son, „die auch dich be­traf.“
    Dai­sy An­ne lös­te ih­re rest­li­chen Gur­te. „Ich bin mir nicht im kla­ren.“
    Jol­son nick­te schwei­gend und sag­te nichts.
    „Ich bin mir ab­so­lut nicht im kla­ren“, fuhr das blon­de Mäd­chen fort, „selbst nach­dem ich wäh­rend der letz­ten hal­b­en Stun­de, in der wir hier zu mei­nem Ho­tel ge­flo­gen sind, über al­les

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