Das Chamäleon-Korps
gehört. Wenn es gestattet ist, möchte ich feststellen, daß nicht nur ich selbst, sondern auch die Regierung von Barnum, die unser ganzes System weise und unaufdringlich regiert, von Ihren Predigten gehört hat. Ich möchte auch die Tatsache, die höchst bedeutsame Tatsache, nicht unerwähnt lassen, daß Sie sich dazu entschlossen haben, den mittleren Einkommensschichten Ihres Planeten Jaspar zu predigen. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, wenn ich es mal so ausdrücken darf, daß sich zur Zeit ein großes Interesse an den spirituellen und – und darin liegt des Pudels Kern – an den materiellen Bedürfnissen der Unterprivilegierten breitmacht. Und wenn es nicht die Unterprivilegierten sind, dann sind es die Jungen. Also lassen Sie mich, ohne Ihre mehr als wertvolle Zeit über Gebühr in Anspruch zu nehmen, sagen, daß sowohl ich als auch die räumlich zwar entfernte, ideell jedoch Ihnen äußerst nahestehende Regierung, der ich so gerne zu Diensten stehe, die Tatsache zu würdigen weiß, daß Sie den wohlhabenden Mittelklassebürgern von Jaspar endlich die schon längst überfällige Aufmerksamkeit haben zuteil werden lassen. Das ist schön.“
Häuptling Nackter Tanz sagte: „Berufung bleibt Berufung.“
Jolson, der sich draußen an die Wand des Umkleideraums des Häuptlings gelehnt hatte, spürte plötzlich einen Stoß gegen seine linke Rippe. „Ja, Ma’am?“
Am Rande der Gruppe von zehn Reportern, Politikern und Leibwächtern, die Aldington J. Walton hinter die Bühne begleitet hatten, stand die hübsche Blondine Daisy Anne Currier. „Ihr Auftritt im Tohuwabohu heute abend war wunderbar, Mr. Nesper. Besonders gefallen hat mir Ihre Fassung von Ich bin auf einer Salzlecke gestürzt, und der Herrgott hat mich aufgerichtet und abgeklopft.“
„Gehen wir doch ein bißchen beiseite und unterhalten uns“, sagte Jolson.
„Ich wollte gerade vorschlagen, daß wir uns in den Hof hinter dem Auditorium begeben.“
Der Hof war von einem mannshohen Plankenzaun eingegrenzt. Dahinter sah man waldbewachsene Hügel und ein Einkaufszentrum. „Warum bist du hier?“ fragte Jolson Daisy Anne, als sie im Dunkeln standen und sich außer Hörweite der Auditoriumswachen befanden.
„Das ist ziemlich kompliziert“, sagte das Mädchen. „Ich habe drüben in einer Jugendenklave namens Kanalzone gelebt. Das erkläre ich dir gleich. Aber zuerst sage ich dir, was ich herausbekommen habe.“
„Okay“, sagte Jolson. Aus den Wäldern war das Rascheln von Blättern zu hören.
„Die Selbstmordkinder werden versuchen, Aldington J. Walton und Oberbürgermeister Hungerford umzubringen“, sagte das Mädchen. „Morgen abend beim Empfang im Stadtzentrum Nr. 2. Hast du das auch von Häuptling Nackter Tanz herausbekommen?“
„Ich konnte bisher nur herausbekommen, wo Sonnenblume ist. Jedenfalls ungefähr. Ich muß dem Häuptling noch den genauen Ort entlocken. Er schweift dauernd ab. Hast du Wheeler-Woolsey und dem APS das bevorstehende Attentat gemeldet?“
„Ja, sein fahrbares Büro hat mich heute früh in der Nähe der Kanalzone aufgelesen“, sagte Daisy Anne. „Er hat seine Agenten vom Amt für Politische Spionage alarmiert, und sie werden alle möglichen Sicherheitsbeamten zum Empfang mitbringen. Man hat sogar noch einen weiteren Leibwächter für Waltons Reisebegleitung eingesetzt. Wir sollten …“
Zwanzig Yards von ihnen entfernt explodierte direkt gegenüber von dem Wächter ein Teil des Holzzauns. Zehn junge Männer rannten durch den Wald und auf die Hintertür des Auditoriums zu. Ein hagerer Junge sprang den uniformierten Wächter an, bevor der Mann seinen Blaster
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